Die Westschweiz lockt – 5 Ausflüge jenseits des Röstigrabens
Unsere 5 Ausflüge mit Mini-Kulturschock: Wir fahren in die Romandie. C'est parti !
Das Wichtigste in Kürze
- Geballte Ladung Neuenburg: Vögel aus nächster Nähe beobachten und grosse Museumstour
- Von Minotauren und Türmen: Friedrich Dürrenmatt als Maler
- Zug ahoi: grosse Degustierreise ins Greyerz und Rundfahrt auf dem Bielersee
Ausflüge in andere Sprachregionen sind ein bisschen wie «Ferien light».
Sich auf eine andere Sprache durchschlagen, beim Beck auf Französisch ein Brötli kaufen: Das ist anstrengend, klappt aber meistens und macht richtig stolz. Und wenn es einem doch zu abenteuerlich wird, funktioniert der Billettautomat genau wie zuhause.
Deswegen schicken wir euch dieses Mal mit fünf super Ausflugstipps in die Westschweiz. Alle ganz einfach mit dem öV erreichbar. In diesem Sinne: «Bon voyage !»
Das geheime Leben der Vögel – im BirdLife-Naturzentrum La Sauge am Neuenburgersee
Das Südufer des Neuenburgersees ist ein Vogelparadies par excellence. Ob sie nur vorbeiziehen oder zum Brüten hierherkommen: Die grösste zusammenhängende Schilflandschaft der Schweiz ist der ideale Rückzugsort für die gefiederten Zweibeiner.
Und seit dem Jahr 2001 ist das Naturschutzgebiet am Neuenburgersee auch Heimat des BirdLife-Naturzentrums La Sauge: dem perfekten Ort, um die prächtige Vogelwelt «am Objekt» zu studieren.
Das BirdLife-Naturzentrum bietet eine super Mischung aus Erlebnis und Lernerfahrung. Im «Praxisteil» gewähren ein rollstuhlgängiger Naturpfad und drei Beobachtungshütten einmalige Einblicke in das geheime Leben der Vögel.
Und im Gebäude des Naturzentrums wird das Gesehene dann besprochen: Mit welchen Methoden tarnen sich die Vögel derart geschickt? Und warum bitte legen einige von ihnen 15 Eier und andere nur zwei?
Das BirdLife-Naturzentrum bietet auch Führungen im Zentrum und in den angrenzenden Naturschutzgebieten an. Mehr als 200 Vogelarten gibt es hier, die von den Sandbänken über die Flachwasserzonen bis zum Auenwald ihren Lieblingslebensraum haben.
Ein Spass für den Kindergeburtstag oder Schulklassen ist das Adventure Game: Hinweise aufdecken und knifflige Rätsel und Gruppenaufgaben lösen – das Ganze unter freiem Himmel und mit einem hehren Ziel: Denn nichts weniger als die Zukunft der Erde steht auf dem Spiel!
Klingt gut? Dann findet ihr hier alle Informationen zu den Angeboten und zur Anreise mit Bahn, Schiff oder Mietvelo.
Museumstour Neuenburg
Etwas blieb wohl hängen, als wir uns von Jägern und Sammlern zu Ackerbauern und Viehzüchtern entwickelten. Denn Sammeln ist bis heute eine unbändige Leidenschaft des Menschen. Und in 1000 Jahren Stadt- und 50 000 Jahren Menschheitsgeschichte sind in Neuenburg gleich mehrere ausserordentliche Sammlungen zusammengekommen.
Im Laténium mit seinem herrlichen Park zeigen Alltagsgegenstände, welch geschickte Handwerker die Menschen schon vor Tausenden von Jahren waren. Und Luxusgüter berichten von Pfahlbauerhäuptlingen, die schon vor 3000 Jahren Schwerter und Schmuck aus dem Ausland bezogen.
Die rege Handelstätigkeit im Raum Neuenburg ist auch Thema in der neuen Sonderausstellung «Bewegungen» im Museum für Kunst und Geschichte. Was wurde warum und wie exportiert? In welcher Form waren Neuenburger am Kolonialunternehmen und an der Sklaverei beteiligt? Und was bewegt eigentlich Künstler dazu, auszuwandern?
Exotisch wird es im Ethnografischen Museum: Seine seit dem 18. Jahrhundert gewachsene Sammlung von über 50 000 Objekten entführt euch in andere Welten von Afrika bis zur Hudson Bay. Und beinhaltet Perlen wie die Skulptur «Leopard, der einen Engländer verschlingt» aus dem heutigen Mosambik.
Das Naturhistorische Museum schliesslich gibt mit einem schier unendlichen Fundus an Objekten Einblick in die heimische und exotischere Tierwelten. Mehr als 500 000 Insekten und Spinnentiere, mehr als 20 000 Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische: Vom Kuriositätenkabinett bis zu minutiösen Nachbildungen der Neuenburger Tier- und Pflanzenwelt gibt es hier sehr, sehr viel zu sehen.
Tipp: Am Montag haben viele Museen geschlossen, dafür ist am Mittwoch in den meisten der Eintritt gratis. Habt ihr Lust bekommen, etwas Neues zu lernen und aussergewöhnliche Exponate zu bewundern? Dann findet ihr hier alle wichtigen Informationen zur Anreise per öV, Eintritt, Öffnungszeiten und mehr.
Der Dichter und sein Maler – Friedrich Dürrenmatt einmal anders
Als Abschluss unserer Museumstour durch Neuenburg möchten wir euch noch das «Centre Dürrenmatt» vorstellen. Es beschäftigt sich mit einem weniger bekannten Aspekt des vielleicht genialsten Schweizer Schriftstellers: seinen malerischen und zeichnerischen Arbeiten.
Seine Zeichnungen seien keine «Nebenarbeiten» zum schriftstellerischen Werk, meinte Dürrenmatt einmal, im Gegenteil: «Es gibt gewisse Dinge, die kann ich nur zeichnen, und es gibt gewisse Dinge, die kann ich nur schreiben. Aber man zeichnet und schreibt aus dem gleichen Hintergrund.»
Und genau darum geht es im Centre Dürrenmatt: Diesen Hintergrund im Nebeneinander von Bild- und literarischem Werk herauszuarbeiten.
Das Centre ist der ideale Ort, um sich mit dem «geistigen Erbe Dürrenmatts» zu beschäftigen. Schützenhilfe bekommt ihr dabei von interaktiven Stationen, an denen ihr seht, welche Themen wo im literarischen Werk auftauchen.
So könnt ihr wie echte Komparatisten fachsimpeln und Bezüge zwischen dem literarischen und dem bildnerischen Werk herstellen. Und gleichzeitig über die teils grotesken, teils humorvollen, teils makabren Zeichnungen und Karikaturen lachen und staunen.
Ein- bis zweimal pro Monat finden auch geführte Rundgänge statt. Dann könnt ihr das Arbeitszimmer Dürrenmatts mit eigenen Augen sehen und kommt in den Genuss von Unmengen aufschlussreicher Zusatzinformationen.
Klingt gut? Dann findet ihr hier alles von der Anfahrt per öV über die Öffnungszeiten bis zu den Daten der Führungen.
Im Land von Schokolade und Käse – mit dem MOB Golden Pass von Montreux nach Greyerz
Mit unserem vierten Ausflug verlassen wir Neuenburg und wagen uns weiter in den Süden an die Ufer des Genfer Sees. Hier, im mediterran anmutenden Montreux, startet eure Reise mit dem MOB Golden Pass in Richtung Greyerz.
Vom Genfersee geht es durch malerische Weinberge hoch zum Tunnel von Jaman und weiter durch eine wunderbare Gebirgslandschaft. Ein feines Schokoladenbrötchen und eine Tasse Kaffee versüssen euch dabei die herrliche Aussicht aus dem Belle-Époque-Wagen.
Nach einer guten Stunde Zugfahrt steigt ihr in Montbovon aus dem MOB Golden Pass aus. Und während er sich seinen Weg in Richtung Saanenland bahnt, sattelt ihr um auf den komfortablen Schokoladen-Doppelstockbus in Richtung Greyerz.
In Greyerz angekommen, lernt ihr in der Schaukäserei «La Maison du Gruyère» die Geheimnisse der Herstellung dieses weltberühmten Käses kennen. Danach folgen zweieinhalb Stunden Mittagspause zur freien Verfügung.
Jetzt könnt ihr nach Lust und Laune das mittelalterliche Dorf erkunden und dem Schloss inklusive historischem Museum einen Besuch abstatten. Freunde der fantastischen Kunst besuchen das «HR Giger Museum» oder die «HR Giger Bar» gleich unterhalb vom Schloss: Die Bilder, Skulpturen, Möbel und Filmkulissen im Stil von «Alien», «Species» und David Lynchs «Dune» verfehlen ihre Wirkung nie.
Um 15 Uhr geht es schliesslich mit dem Reisebus weiter zur «Maison Cailler» im fünf Kilometer entfernten Broc. Hier, wo Cailler seit 125 Jahren Schokolade herstellt, lernt ihr alles über die Schokoladenherstellung. Und dürft euch quer durchs Sortiment degustieren.
Nach diesem langen Tag fährt euch der Bus nach Montreux zurück, und das geführte Programm findet ein Ende. Mehr zum Schokoladenzug und zur Anreise per öV findet ihr hier.
Schifffahrt auf dem Bielersee
Unser letzter Tipp ist ein echter Hingucker und Balsam für die Seele: eine gemütliche Schiffsrundfahrt auf dem Bielersee.
Sie führt euch von Biel den Rebbergen von Ligerz und Twann entlang bis zur St. Petersinsel und wieder zurück. Und während ihr die sanfte Brise geniesst, erfreuen sich eure Augen an einer der schönsten Landschaften im Kanton Bern.
Neben den herrlichen Jurahängen ist auch das hübsche Städtchen Erlach bei der St. Petersinsel ein echtes Highlight. Mit seinem steilen Schlossberg ist es schon von Weitem sichtbar. Und das lebendige Treiben am Hafen sorgt für authentische Sommerferienstimmung.
Sehr lohnenswert ist ein Besuch der St. Petersinsel. Wer die ganzen fünf Kilometer von Erlach wandern mag, spaziert vom Hafen über die Landzunge auf die (Halb-)Insel. Alle anderen nehmen das Schiff und kommen so in den Genuss der herrlichen Ruhe beim alten Kloster.
Schliesslich bringt euch das Schiff den gleichen Weg zurück, den ihr gekommen seid. Und ihr könnt noch einmal den Blick auf das Kirchlein von Ligerz geniessen.
Neugierig geworden? Dann gibt es hier mehr Informationen zur Anfahrt, zu den Preisen und zum Fahrplan der Schiffe.