Mit Smartphone, Apps und Internet gegen Armut
Um besser auf die enormen Herausforderungen in der Armutsbekämpfung zu reagieren, nutzen Hilfsorganisationen vermehrt innovative und technologische Lösungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Vermehrt kommen innovative Ideen und Technologien in der Armutsbekämpfung zum Einsatz.
- Internationale Organisationen erarbeiten in Innovationshubs gemeinsam neue Lösungen.
- Die lokale Bevölkerung und die Privatwirtschaft werden verstärkt eingebunden.
Trotz jahrzehntelanger Armutsbekämpfung leben noch immer mehr als 700 Millionen Menschen weltweit in extremer Armut. Viele globale Konflikte bleiben bestehen oder haben sich sogar verschärft.
Kriege, Klimakatastrophen und Pandemien stellen die Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe vor immer neue Herausforderungen.
2030 sollen die «Sustainable Development Goals» (SDG) erreicht werden. Die Ziele sind klar: keine Armut und keinen Hunger mehr sowie hochwertige Bildung für jeden.
Anhaltende Krisen, Kriege, Naturkatastrophen und nicht zuletzt die grassierende Corona-Pandemie drohen jetzt jedoch genau das Gegenteil zu bewirken.
Innovation nimmt deshalb in diesem Kontext einen zunehmend wichtigen Platz ein.
Neue Technologien wie zum Beispiel der 3D-Druck ermöglichen es, Gegenstände und Ersatzteile kostengünstig vor Ort herzustellen. Und Drohnen können bei der Auslieferung von Medikamenten zum Einsatz kommen, wenn die Versorgung über Landwege nicht möglich ist.
Technologische Mittel und Vernetzung sowie der Einbezug der lokalen Bevölkerung in die Projektentwicklung helfen zudem, die Arbeit effizienter auszurichten.
Organisationen schliessen sich zu Innovationszentren zusammen
Um besser auf die gewaltigen globalen Herausforderungen zu reagieren, haben sich einige internationale Organisationen und NGOs zu Innovationszentren zusammengeschlossen. Eines davon ist das Response Innovation Lab, eine globale Plattform für die Entwicklung neuartiger Lösungsansätze.
Zu den Gründungsorganisationen zählt das Kinderhilfswerk World Vision. Auf dessen Initiative wurde im Rahmen des Response Innovation Lab in Somalia mit lokalen Partnern eine Strategie entwickelt, um die Bevölkerung über Corona-Schutzmassnahmen umfassend zu informieren.
Denn es gab zu wenig verlässliche Quellen in der lokalen Sprache, um die Menschen über die aktuelle Situation aufzuklären.
Es wurden daraufhin Videos in Somali produziert, um das Bewusstsein für COVID-19 zu schärfen. Diese erreichten über Social Media und offizielle Kommunikationskanäle eine hohe Reichweite.
Dabei wurde besonders Wert darauf gelegt, zusätzlich kindergerechte Videos zu produzieren. Die zwei Superhelden Hiddo und Hirsi erklären darin Kindern, wie sie sich vor dem Virus schützen können und welche Aktivitäten trotz geschlossener Schulen Spass in ihren Alltag bringen.
Vermehrter Einbezug der Privatwirtschaft
Innovationen können besonders dann entstehen, wenn unterschiedliche Perspektiven aufeinandertreffen. Deshalb suchen Hilfsorganisationen vermehrt den Austausch mit der Privatwirtschaft.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR entwickelte beispielsweise mit IKEA und dem Sozialunternehmen Better Shelter einen Wohncontainer für Flüchtlingscamps.
Geflüchtete kommen zunächst meist in provisorischen Notunterkünften unter, in denen sie aber unter Umständen viele Jahre leben werden. Das Zelt von Better Shelter soll den Geflüchteten eine bessere Unterkunft bieten und somit würdigere Lebensbedingungen garantieren.
In IKEA-Manier ist das Zelt modular aufgebaut und soll innerhalb von vier Stunden montiert werden können. Es ist abschliessbar und bietet somit etwas mehr Sicherheit als herkömmliche Zelte. Zusätzlich ist im IKEA-Paket ein Solarmodul enthalten.
Das Projekt hat zahlreiche Design- und Innovationspreise gewonnen. Nach anfänglichen Bedenken zur Feuersicherheit, kommt es nun in verschiedenen Flüchtlingscamps zum Einsatz.
Projektentwicklung mit den betroffenen Menschen
Ein wichtiger Grundsatz für Innovation ist der kontinuierliche Einbezug der lokalen Bevölkerung in den Entwicklungsprozess von Projekten. Denn damit diese erfolgreich sind, müssen sie die tatsächlichen Bedürfnisse der Menschen decken und von ihnen angenommen und umgesetzt werden.
Entwicklungszusammenarbeit geschieht gemeinsam. Um effizient Hilfe zu leisten, muss die lokale Bevölkerung miteinbezogen werden. Sonst können auch gut gemeinte Ideen wertlos sein.
So wurden zum Beispiel im nördlichen Indien Millionen Toiletten installiert, um ihnen den Zugang zu sanitären Anlagen zu ermöglichen. Doch diese Toiletten werden bis heute kaum genutzt.
Denn besonders in ländlichen Gegenden wird es als hygienischer angesehen, in der Natur sein Geschäft zu erledigen. Die Dorfbewohner nutzten die Toilettenhäuschen vor allem als Lagerraum.
Innovation ist ein kontinuierlicher Prozess, dessen Ausgang oftmals ungewiss ist. Plötzlich eintretende Naturkatastrophen oder Bürgerkriege erschweren die Bedingungen zusätzlich. Doch könnten gerade diese neuartigen Lösungen dazu beitragen, die nachhaltigen Entwicklungsziele 2030, zu denen sich die Weltgemeinschaft verpflichtet hat, zu erreichen.