Braucht die Schweiz das Schulfach «Klimawandel»?
Ab 2020 wird in den italienischen Klassen das Fach «Klimawandel» eingeführt. Laut Experten ist Aufklärung schon im jungen Alter dringend nötig.
Das Wichtigste in Kürze
- Italien führt als erstes Land «Klimawandel und nachhaltige Entwicklung» als Schulfach ein.
- Wie die Lektionen aussehen könnten, erklärt Klimaforscher Reto Knutti.
- In der Schweiz sind die Themen bereits in den Lehrplan eingebunden.
Ab dem nächsten Jahr wird in Italien das Schulfach «Klimawandel und nachhaltige Entwicklung» für alle Schüler obligatorischen. Einmal wöchentlich während einer Lektion soll über den Klimawandel aufgeklärt werden.
Obwohl Italien mit der Einführung der Klimalektionen Pionier ist, sensibilisieren auch Schweizer Schulen auf das Thema. «Im Lehrplan sind schon heute Elemente von Umwelt und Nachhaltigkeit verankert», erklärt ETH Klimaforscher Reto Knutti.
Schüler müssen beispielsweise Einflüsse des Menschen auf die Natur einschätzen und über eine nachhaltige Entwicklung nachdenken.
«Klimawandel ist eine der grössten Herausforderungen»
Knutti befürwortet die Aufklärung im jungen Alter: «Klimawandel ist zusammen mit Biodiversität, Land- und Ressourcennutzung zu einer der grössten langfristigen Herausforderungen geworden. Kinder, die mit Naturwissenschaften früh in Kontakt kommen, haben später ein besseres Verständnis von solchen Prozessen.»
Den Schülern müsse vermittelt werden, dass alle einen Fussabdruck haben und dass dieser in fast allen Fällen zu gross ist. «Jedes Kind weiss, dass man Abfall nicht in den See wirft. Genauso kann es verstehen, dass wir mit CO2 die Luft ‹verschmutzen› und dem Klima schaden.»
Extra-Lektionen nicht unbedingt nötig
Ob die Kinder über Extra-Lektionen wie in Italien oder per herkömmlichem Lehrplan aufgeklärt werden, spielt in Knuttis Augen keine Rolle: «Aber so wie jedes Kind seinen Körper kennt, sollten ihm auch der Einfluss des Menschen auf den Planeten bewusst sein.»
Doch wie muss man sich den Unterricht rund um Mutter Erde vorstellen? Der Klimaforscher bringt konkrete Vorschläge: «Man kann am Beispiel Wetter illustrieren und aufzeigen, welche Folgen Nässe oder Dürre haben. Oder man kann Jugendlichen bewusst machen, wie wesentlich der Unterschied von einem Fahrrad zu einem SUV ist.»