Callcenter klaut Berner Privatnummer

Laura Del Favero
Laura Del Favero

Bern,

Es ist kaum zu glauben: ausländische Callcenter erschleichen sich regelmässig Telefonnummern. Damit rufen sie ihre Kunden an. Betroffene gehen dabei oft durch die Hölle – so auch eine Frau aus Bern.

Einige ausländische Callcenter geben vor, aus der Schweiz anzurufen.
Einige ausländische Callcenter geben vor, aus der Schweiz anzurufen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Callcenter aus dem Ausland kaperte die Telefonnummer einer Bernerin und rief Unbekannte an.
  • Die Telefonleitung der Dame war seither blockiert. Ständig riefen Leute zurück und beschipften sie.
  • Um dem Ganzen ein Ende setzten zu können, musste sie eine neue Nummer beantragen.
  • Ein neuer Artikel soll solche Vorfälle künftig verhindern.

Es war ein einziger Anruf, der das Leben einer Bernerin komplett auf den Kopf stellte. Angefangen hatte es damit, dass die Frau von einer englischsprechenden Person angerufen wurde. Kaum hatte sie den Hörer auflegte, klingelte ihr Telefon plötzlich im Minutentakt: «Da war eine Privatperson oder ein Geschäft dran und sagte, ich hätte versucht sie zu erreichen. Was ich wolle», erzählt die Bernerin gegenüber «SRF».

Als Opfer des sogenannten «Spoofing», auf Deutsch «fälschen» oder «hereinlegen», erlebte die Dame aus Bern die reinste Telefonjagd. Tagelang meldeten sich Unbekannte, fluchten und beschimpften sie. Sogar auf Facebook und auf dem Handy ihres Mannes meldeten sich Leute.

Gerade ausländische Callcenter bedienen sich gerne an diesem miesen Trick. Sie bringen eine Schweizer Telefonnummer in ihren Besitz. Diese benutzen sie für ihre Werbeanrufe und gaukeln damit den Kunden vor, aus der Schweiz anzurufen. Auf diese Art und Weise wollen sie das Vertrauen der Leute gewinnen. Auch die Werbeanruf-Blocker der Telefonanbieter können so einfach umgangen werden.

Als die Anrufe nicht weniger wurden, wandte sich die Frau an ihren Telefonanbieter. Doch auch ihm waren die Hände gebunden. Also liess die Bernerin als erstes den Eintrag im Telefonverzeichnis sperren. «Ich hatte Angst, dass plötzlich jemand wütend vor der Haustür steht», so die Betroffene. Weniger später beantragte sie eine neue Telefonnummer, womit auch der Telefonterror ein Ende hatte.

Behörden suchen Lösungen

Damit «Spoofing» künftig keine Chance mehr hat, versucht der Bundesrat das Fernmeldegesetz und das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb zu ändern.

Doch trotz aller Bemühungen sitzen Schweizer Behörden im Kampf gegen ausländische Callcenter häufig am kürzeren Hebel. Sie kommen selten an die gesuchten Telefonzentralen heran – zu gut ist deren Tarnung.

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