Coronavirus: So hart trifft der Lockdown die Musik-Szene

Annina Reusser
Annina Reusser

Bern,

Konzertlokale können die Türen nicht öffnen, Musiker nicht auftreten. Wegen den Massnahmen gegen das Coronavirus verlieren beide viel Geld.

Coronavirus
Die Gitarren bleiben diesen Sommer im Koffer: Das Coronavirus trifft die Musik-Szene hart. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Wegen den Massnahmen gegen das Coronavirus können keine Konzerte stattfinden.
  • Konzertlokale und Künstler verlieren dadurch ihr Einkommen.
  • Die Lokale erhoffen sich Hilfe durch Crowdfunding und Ausfallentschädigung.

Die Massnahmen gegen das Coronavirus treffen die Musikbranche hart. Die Konzertlokale bleiben bis mindestens 8. Juni zu. Grossveranstaltungen wie Festivals wird es den ganzen Sommer keine geben.

Musikerinnen und Musiker verlieren dadurch ihr Einkommen. Wenn sie keine Konzerte spielen, erhalten sie auch keine Gagen.

Keine Konzerte, kein Lohn

«Es ist allgemein bekannt, dass Schweizer Musiker ihr Geld hauptsächlich mit Konzerten verdienen», sagt Roman Camenzind. Er ist Musikproduzent und Inhaber der Produktionsfirma HitMill. «Diese Einnahmen sind total weggefallen.»

Roman Camenzind
Roman Camenzind, Musikproduzent und Inhaber der Produktionsfirma HitMill - zvg

Die Ausfälle durch das Coronavirus treffen insbesondere Bühnenmusiker. Das heisst: Schlagzeuger oder Bassisten, die mit bekannten Künstlern wie Bligg oder Baschi auftreten. Sie profitieren nicht von weiteren Einnahmequellen, auf die bekannte Musikstars unter Umständen zurückgreifen können. Camenzind nennt Merchandising, Urheberrechte und Sponsoringverträge als Beispiele.

Doch selbst diese stehen wegen den Massnahmen gegen das Coronavirus vor grossen Verlusten. Musikproduzent Camenzind sagt: «Ich würde behaupten, dass die Mehrheit der Künstler und Musiker keine grossen Reserven hat und ausschliesslich von den Konzerteinnahmen leben.»

Camenzind fasst zusammen: «Die Verluste werden in der ganzen Musikbranche immens sein und werden von Tag zu Tag grösser.» Musik-Grössen wie Lo & Leduc oder Beatrice Egli wollten sich auf Anfrage von Nau.ch nicht dazu äussern.

Coronavirus bedroht Existenz der grossen Konzert-Häuser

Auch Konzertlokale erleiden gerade den Totalausfall. Das Veranstaltungsverbot und die fehlenden Einnahmen können die Existenz von Kulturorten bedrohen. Petzi, der Verband Schweizer Musikclubs und Festivals, hat deshalb eine Spendenaktion ins Leben gerufen.

Der «Petzi Community Fund» ist ein Solidaritätsfonds für Vereine und Festivals, die Konzerte und Veranstaltungen absagen oder verschieben mussten. Auf der Webseite können Musikinteressierte direkt ihr Lieblingslokal unterstützen oder eine allgemeine Spende hinterlassen.

Zahlreiche Lokale haben eigene Crowdfunding-Aktionen gestartet. Das Bierhübeli Bern und die KUFA Lyss suchen etwa auf der Plattform wemakeit nach Unterstützung.

«Wir sehen uns nicht in der Lage diese Krise aus eigener Kraft zu überstehen», schreibt etwa das Bierhübeli auf wemakeit. Über 42'000 Franken konnte das Kulturlokal bisher sammeln. Das ist mehr als doppelt so viel wie sich das Kult-Lokal ursprünglich erhoffte.

Bei der KUFA heisst es: «Die KUFA steht noch auf sicheren Füssen, doch mit jedem Event der nicht durchgeführt werden kann, wird die Situation ernster.» Auch hier verspricht das Crowdfunding erfolgreich zu werden. Mehr als 18'000 der 20'000 angestrebten Franken sind bereits zugesagt.

Hoffnung auf Geld des Bundes

Im KIFF Aarau ist die Konzertsaison bereits gelaufen. Co-Geschäftsleiterin Nadia Zanchi: «Wir haben null Einnahmen. Dadurch ist der Schaden immens.» Dank Subventionen und Kurzarbeit ist das KIFF aber noch nicht in seiner Existenz bedroht.

Konzert im KIFF Aarau
Eine Band tritt im Aargauer Kulturlokal KIFF auf. - kiff.ch/Symbolbild

Auch Ausfallentschädigung will die Konzertinstitution beantragen. «Wir sind in einer guten Situation», sagt Zanchi. «Für viele kleinere Lokale gilt das nicht.»

Auch das Konzerthaus Schüür hofft auf eine Ausfall-Entschädigung für Kulturinstitutionen. «Wenn die Hilfe greift, hätten wir einfach ein sehr schlechtes Quartal», sagt Schüür-Geschäftsleiter Marco Liembd. «Wenn die Hilfe nicht kommt, ist der Schaden immens.»

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