Exhibitionist kann schlimme Folgen für Kinder verursachen
Der Fall eines Exhibitionisten, der sich vor Kindern entblösste. sorgt für Aufsehen. Exhibitionismus ist eine wirkliche Gefährdung, erklärt eine Expertin.
Das Wichtigste in Kürze
- In Bern entblösste sich ein Exhibitionist mehrmals vor Kindern.
- Eine Expertin erkärt, was eine solche Tat für Kinder bedeutet.
Am Dienstag wurde bekannt, dass die Kantonspolizei Bern Ende November einen 28-jährigen Exhibitionisten verhaftet hat. Dieser entblösste sich in der Vergangenheit dreimal vor Kindern. Der Liechtensteiner mit Wohnsitz im Kanton Bern ist geständig.
Wie die Staatsanwaltschaft bestätigte, wurde jedoch kein Antrag auf Untersuchungshaft eingereicht. Stattdessen wird auf freiwillige Massnahmen des Beschuldigten gesetzt. Wie diese genau aussehen, verrät die Staatsanwaltschaft nicht. Es gelte auch weiterhin die Unschuldsvermutung.
Kinder können Trauma davontragen
Gerade für Kinder ist eine solche Erfahrung äusserst belastend, wie Regula Schwager, Co-Leiterin der Beratungsstelle Castagna für sexuell ausgebeutete Kinder und Jugendliche erklärt. Das Problem sei dabei jedoch nicht, einen nackten Menschen an sich zu sehen. «Dramatisch und äusserst verwirrend ist für Kindern in einer solchen Situation die massive Sexualisierung».
Eine solche Situation ist für viele Kinder nicht bewältigbar und kann zu einer Traumatisierung führen, so Schwager. Betroffenen rät sie, wegzurennen und Erwachsene anzusprechen. Diese sollen sofort die Polizei benachrichtigen. Die Opfer benötigen danach viel Unterstützung und einige auch eine Therapie, um das Ereignis zu verarbeiten.
Den Exhibitionisten gehe es bei ihrer Tat um den «Macht-Kick», um sexuelle Befriedigung durch den Schrecken der Kinder. Dabei gibt es fast keine Altersgrenze: Das jüngste Opfer bei der Beratungsstelle war erst vier Jahre alt.
Exhibitionisten gehen später oft weiter
Für Regula Schwager ist besonders die Bagatellisierung solcher Fälle ein Problem. «Man muss Exhibitionismus als wirkliche Gefährdung der Kinder ernst nehmen», so die Co-Leiterin von Castagna. Eine solche Tat sei eine massive psychische und sexuelle Grenzüberschreitung.
In Fachkreisen geht man gemäss Schwager davon aus, dass 50 Prozent der Exhibitionisten später auch Hand anlegen. «Irgendwann reicht der Kick nicht mehr aus», so Schwager.
Doch nur wenige Delikte werden strafrechtlich geahndet. Nur bei fünf Prozent der Anzeigen wegen Sexualdelikten kommt es dann auch zu einer Gerichtsverhandlung. Für die Betroffenen ist das sehr schwierig. Schnell kommen auch Ohnmachtsgefühle und das Gefühl «man glaubt mir nicht», erklärt Regula Schwager.