Experten sicher: Masern-Impfpflicht ist für die Schweiz keine Lösung
Das Wichtigste in Kürze
- Schüler in Deutschland müssen sich in Zukunft gegen die Masern impfen lassen.
- In der Schweiz wäre die Impfpflicht nicht sinnvoll, wie ein Experte sagt.
- Vor allem ältere Menschen sind hierzulande das Problem.
Der deutsche Bundestag hat die Einführung einer Masern-Impfpflicht für Kindergärtner und Schüler beschlossen. Das Gesetz soll ab dem 1. März 2020 in Kraft treten.
Lassen Eltern ihre Kinder nicht impfen, droht ihnen ein Bussgeld von bis zu 2500 Euro. Ausserdem ist es möglich, dass die Kinder von der Kita ausgeschlossen werden. Kindertagesstätten, die nicht geimpfte Kinder betreuen, sollen auch mit Bussgeld behaftet werden können. Die Impfpflicht gilt auch für die Mitarbeiter der Kitas sowie Lehrer und Lehrerinnen.
Christoph Berger ist Präsident der eidg. Kommission für Impffragen (EKIF) und findet eine Impfpflicht die falsche Strategie: «In der Schweiz sind es vor allem die älteren Personen, welchen der Impfschutz fehlt. Bei Kinder und Jugendliche nimmt die Immunität zu und wir haben momentan auch keine Epidemie in der Schweiz.»
Da der Impfanteil jedoch noch nicht 95 Prozent beträgt, zirkulieren die Masern hierzulande trotzdem. In diesem Jahr wuden bis dato 200 Masernfälle und zwei Todesfälle vermeldet.
Unwissend statt vorsätzlich
Menschen ohne Impfschutz sind nicht unbedingt Impfgegner, wie Berger erklärt: «Ich bin überzeugt, dass ganz viele erwachsene Personen gar nicht wissen, dass sie nicht genügend gegen Masern geschützt sind.»
Deshalb schlägt er Prävention anhand einer deutlichen Message vor: Jeder, der nicht zwei Masern-Einträge im Impfbuch hat, soll diese nachholen. Die Leute sollen aufgefordert werden, ihren Impfstatus zu überprüfen. Für Menschen, welche sich unsicher sind, ist eine weitere, dritte Impfung überhaupt nicht problematisch oder gar schädlich.
Wenn man die Masernimpfung allerdings obligatorisch macht, würde dies nur die Leute verärgern und an der Situation wenig ändern. «Impfgegner bleiben Impfgegner. Diese werden sich auch von einer hohen Busse nicht überzeugen lassen. Noch schlimmer: «Dann kommen Ausreden zu ‹gesundheitlichen oder ethischen Problemen›.»
Hinzu kommt, dass die Überprüfung der Impfpflicht enormen Aufwand beansprucht. Jemand muss dem nachgehen und alle Menschen müssen erfasst werden. Der Infektiologe glaubt nicht, dass dies zu langfristigem Erfolg führt.