Explosion

Explosion in Beirut: SRF-Korrespondent über die Lage vor Ort

Nick Mäder
Nick Mäder

Libanon,

Am Dienstag erschütterte eine schwere Explosion die libanesische Hauptstadt Beirut. SRF-Korrespondent Pascal Weber spricht über seine Eindrücke vor Ort.

Beirut Explosion
Bei einer Explosion in Beirut (Libanon) wurden am Dienstag mehrere Tausend Personen verletzt. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine heftige Explosionen erschütterte am Dienstag die libanesische Hauptstadt Beirut.
  • Offenbar wurde ein hochexplosives Material über Jahre falsch gelagert.
  • SRF-Nahost-Korrespondent Pascal Weber spricht von einem Verbrechen der Behörden.

Die Explosion in Beirut schockiert die Welt. Zuerst zitterte die Erde, darauf folgte eine Explosion mit einer massiven Druckwelle. Ein schreckliches Szenario.

Die Opferzahlen der Explosion stieg in den letzten Tagen immer höher an. Mittlerweile spricht das Libanesische Rote Kreuz von mindestens 135 Toten, verletzt seien über 5000 Personen.

SRF-Nahost-Korrespondent Pascal Weber befand sich am Tag der gewaltigen Explosion in Beirut. Im Interview mit Nau.ch schildert Weber seine Eindrücke.

Beirut
Ein Hubschrauber fliegt einen Löscheinsatz über Beirut. Foto: Hussein Malla/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Nau.ch: Herr Weber, wie beschreiben Sie die aktuelle Lage in Beirut? Hat sich die Situation mittlerweile etwas beruhigt?

Pascal Weber: Im Moment geschieht das, was immer in solchen Situation geschieht: Die Menschen räumen auf, versuchen, irgendwie wieder Normalität herzustellen. Wie schnell das geschieht, überrascht mich immer wieder, sei es in Syrien, im Irak, oder jetzt auch hier in Beirut. Gleichzeitig steigt aber natürlich auch die Verzweiflung, viele Menschen werden immer noch vermisst.

Nau.ch: Die Stadt liegt in Trümmern. Wie reagiert die Bevölkerung darauf - gerade Personen, die ihre Existenz verloren haben?

Pascal Weber: Die Wut ist gross, und sie wird nur noch grösser. Viele haben ihr Zuhause, ihr Geschäft, ihre Existenzgrundlage verloren – aber auch Angehörige. Diese Katastrophe wird der Revolutionsbewegung neuen Auftrieb verleihen, da bin ich sicher.

Pascal Weber
Pascal Weber ist Nahost-Korrespondent fürs SRF. - SRF

Nau.ch: Wissen Sie bereits mehr über die Ursache der Explosion?

Pascal Weber: Es scheint tatsächlich so, dass eine grosse Ladung Ammoniumnitrat im Hafen gelagert wurde, und das bereits seit Jahren. Wieso sich diese Ladung jetzt genau entzündete und explodierte, weiss man noch nicht.

Nau.ch: Könnte man von einem Verbrechen sprechen, falls es sich tatsächlich um Ammoniumnitrat handelt? Dieses wurde ja seit mehreren Jahren im Hafen gelagert.

Pascal Weber: Aber klar. Der TV-Sender Al Jazeera zitierte heute Briefe der Hafenbehörden, die mehrmals andere Stellen auf diese Ladung aufmerksam gemacht haben. Das heisst, die Behörden wussten, was da im Hafen von Beirut lagerte, und sie wussten auch, wie gefährlich das war. Trotzdem hat man nichts unternommen.

Beirut
Beirut kurz nach den Explosionen. - AFP

Nau.ch: Was bedeutet diese Explosion für Libanon, der sich ja sowieso bereits in einer Krise befindet?

Pascal Weber: Der Libanon ächzt unter einer beispiellosen Wirtschaftskrise, viele haben nichts mehr zu Essen, oder kein Dach mehr über dem Kopf. Es ist eine politische Krise, die mit dem alten System nicht zu lösen ist. Dann kam Corona, und stürzte das Land noch tiefer in die Krise. Und jetzt das. Es ist viel für das Land. Zu viel.

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