35'000 Museumsstücke müssen von Asbest befreit werden
Das Depot des historischen Museums Thurgau ist mit Asbest verseucht. 35'000 Objekte müssen von Hand von den krebserregenden Fasern gesäubert werden.
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Eine delikate Arbeit, die sehr viel Zeit und Geld kostet.
Die Museumsstücke lagern teilweise seit 25 Jahren in den Kellerräumen eines Gebäudes in Frauenfeld, welches der Versicherungsgesellschaft AXA Leben gehört. Anfang Jahr wurden bei Sanierungsarbeiten Asbestfasern gefunden.
In der Schweiz sind immer wieder Asbestsanierungen nötig. Auch Gebäude des Kantons waren mehrfach betroffen. Nun stehen die Verantwortlichen in der Kantonshauptstadt Frauenfeld aber vor einem noch nie dagewesenen Fall.
35'000 Bilder, Textilien und weitere historische Objekte müssen gereinigt werden, weil sich darauf krebserregende Fasern befinden können. «Eine derart spezielle Asbestsanierung hat es in der Schweiz wahrscheinlich noch nie gegeben», sagte der Thurgauer Kantonsbaumeister Erol Doguoglu der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Weil die Sammelstücke beschädigt werden könnten, muss für jedes Objekt einzeln überlegt werden, wie es gereinigt werden kann. Deshalb seien Restauratoren und Asbestspezialisten beauftragt worden, ein Reinigungs-Konzept zu erstellen. Dieses wird im Auftrag der Hauseigentümerin und in engem Austausch mit dem Kanton ausgearbeitet und soll im Herbst vorliegen.
Kosten unklar
"Da es zu aufwendig wäre, jedes einzelne Stück auf Asbestfasern zu testen, müssen wahrscheinlich sämtliche Exponate gereinigt werden», sagte Doguoglu. Wieviel die Reinigungs-Prozedur kosten wird, ist unklar. «Über die Kosten kann im Moment nur spekuliert werden. Wir müssen zuerst die Erkenntnisse der Fachspezialisten abwarten», sagte der Kantonsbaumeister.
Zur Zeit laufen Verhandlungen darüber, wer die Kosten für die Asbestsanierung tragen wird. Weitere Angaben dazu wollte der Projektleiter nicht machen. Der Kanton werde sich aber dafür einsetzen, dass nicht die Steuerzahler zur Kasse gebeten werden, sagte Doguoglu.
SUVA zahlt bei Gesundheitsschäden
Der Asbest war bei Sanierungsarbeiten im vergangenen Februar entdeckt worden. Das betroffene Gebäude in Frauenfeld wurde umgehend vorsorglich geräumt. Die Arbeitsplätze des Amtes für Umwelt, der Polizei und des Historischen Museums wurden in den Frauenfelder Nachbarort Felben verlegt.
Zuerst hatte der Kanton mitgeteilt, dass für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keine gesundheitliche Gefährdung bestehe. Nach weiteren Befunden korrigierte der Kanton diese Aussage jedoch. Zwar werde das Gesundheitsrisiko aus arbeitsmedizinischer Sicht als relativ gering eingestuft.
Bei einzelnen Personen, die über längere Zeit in den Untergeschossen der Liegenschaft in Archiven und Depots gearbeitet hätten, könne eine gesundheitliche Gefährdung nicht mehr vollständig ausgeschlossen werden.
Da eine Erkrankung meist erst Jahrzehnte nach dem Kontakt mit Asbest-Fasern auftritt, würden betroffene Mitarbeiter auf ihren Wunsch vorsorglich bei der SUVA angemeldet, sagte Doguoglu. Die SUVA führe eine entsprechende Datenbank, auf welche bei einer späteren Erkrankung zurückgegriffen werden könne. Wenn ein Zusammenhang zu einer Erkrankung bestehe, übernehme die SUVA die Kosten.
Tödliche Folgen
Bis eine asbestbedingte Krankheit ausbricht, kann es gemäss dem Forum Asbest Schweiz bis zu 45 Jahre dauern. Viele Betroffene leiden an einem bösartigen Tumor im Brust- oder Bauchfellbereich (Mesotheliom). Die Tumore entstehen durch das Einatmen von Asbestfasern.
Wie viele Todesfälle in der Schweiz zu Lasten von Asbest gehen, sei unbekannt, sagte der Asbest-Experte Stephan Baumann, der unter anderem den Kanton Thurgau berät. An einem Mesotheliom sterben laut dem Bundesamt für Statistik pro Jahr rund 120 Personen.
Asbest wurde ab 1900 breit in Industrie und Technik verwendet. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten die mineralischen Fasern dank ihrer einzigartigen Eigenschaften einen Boom. Dieser dauerte bis Mitte der 1980er Jahre. Die meisten Asbestanwendungen wurden in der Schweiz ab März 1990 verboten.