Im Land der Schwinger: Eine Berner Ringerin wagt den Versuch.

Robin
Robin

Bern,

Das Ringen ist die älteste Sportart der Welt. Von Popularitätswerten wie die Schwinger, kann die Ringerfamilie hier in der Schweiz jedoch nur träumen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein neu geschaffenes Angebot in der Stadt Bern, soll die älteste Sportart der Welt zurück in die Hauptstadt bringen
  • Ein sportlich orientiertes Pädagogikkonzept, angeboten von ausgebildeten Trainern, von dem Eltern und Kinder profitieren
  • Jedes Kind, das Sport treibt, ist ein Erfolg für die Gesellschaft. Um so wichtiger ist ein vielseitiges Angebot.

Seit einigen Tagen macht die neu gegründete Wrestling Academy Bern von sich reden. Bereits einen Tag nach der Schaltung der eigens eingerichteten Website, zählt Nadine Pietschmann - Gründerin und zukünftige Trainerin der Academy - 160 Facebook Follower. Tendenz steigend. «Die Ringerfamilie in der Schweiz ist grösser als man denkt.», sagt Nadine Pietschmann. «Und trotzdem sind wir stets bemüht, unserer Sportart neue Plattformen zu schaffen und sie für den Nachwuchs attraktiv zu gestalten.» Sie selbst ist seit früher Kindheit mit dieser Randsportart verbunden. Ihr Weg führte sie von einem Selbstverteidigungskurs in das damals noch renommierte Ringerteam des TV Länggasse Bern. Das war 1991 mit gerade einmal sechs Jahren. Es folgte eine beispiellose Karriere mit vielen Erfolgen auf nationaler Ebene. Später die Selektion in den Frauen-Nationalkader. «Besonders profitiert habe ich von der Möglichkeit die Spitzensport-Rekrutenschule im Spitzensportprogramm der Armee (Komp Zen Sport A/BASPO) durchführen zu können.» So ist einer ihrer grössten sportlichen Erfolge, eine Bronzemedaille bei den Militärweltmeisterschaften im amerikanischen New Jersey, auch eine Anerkennung für die Unterstützung des Militärs. Weitere Erfolge auf internationalem Niveau folgten. Nebenbei insgesamt acht Schweizermeistertitel. Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann, die jedoch in einer Randsportart nie die öffentliche Aufmerksamkeit erhielt, wie in anderen populären Sportarten. «Daher ist der Zulauf von Nachwuchs bei uns kein Selbstläufer. Wir müssen trotz erfolgreicher Einzelathleten aktiv Werbung für unseren Sport machen.»

Häufig, so ergänzt sie, muss Nadine Pietschmann zunächst erklären, dass olympisches Ringen, in Englisch Freestyle Wrestling, nichts mit dem in den USA populären Show-Wrestlings zu tun hat. Viel besser geeignet ist der Vergleich mit dem Schwingen - der bekannteste Volkssport in der Schweiz. «Die Schwinger und die Ringer halten zusammen. Es gibt viele Gemeinsamkeiten und doch einige grosse Unterschiede in den Sportarten.» Es geht also nicht darum, eine Konkurrenz zum Schwingen aufzubauen, sondern darum, das Sportangebot für den Berner Nachwuchs zu bereichern. Das bestätigt auch Nadine Pietschmann: «Es geht mir nicht darum, die Popularität des Ringsports insgesamt zu heben. Aber mein Herz schlägt für das Ringen. Dieser Sport war mir eine unglaublich wertvolle Lebensschule. Werte wie Respekt, Leistung, Disziplin und Durchhaltevermögen sind in allen anderen Bereichen des Lebens ebenso wichtig und haben mir persönlich in vielen Situationen Sicherheit gegeben.»

Ihre Leidenschaft unterstrich die junge Mutter auch in diesem Frühjahr. Nachdem sie aufgrund ihrer Schwangerschaft im vergangenen Jahr sportlich pausieren musste, stellte sie sich bei den Schweizermeisterschaften nochmals der Konkurrenz. Unterstützt von Söhnchen Jamie Ben und ihrem Mann Robin Pietschmann, reichte es immerhin für die respektable Silbermedaille. «Von aussen betrachtet sicher ein Erfolg. Aber für mich zählte immer nur die Goldmedaille», so Nadine Pietschmann. Vielleicht auch das ein Grund, warum die Bernerin sich nun entschieden hat, sich vermehrt dem Trainerjob zu widmen und dem Nachwuchs etwas von ihrer Leidenschaft und den Werten des Sports weiterzugeben. Die notwendige Ausbildung dafür hat sie sich im vergangenen Jahr erarbeitet. «Da ich aufgrund meiner Schwangerschaft zu einer sportlichen Pause gezwungen war, nutzte ich die Zeit eine Berufstrainerausbildung bei Swiss Olympic in Magglingen zu absolvieren.» Ein weiteres, wertvolles Puzzleteil, im Gesamtbild aus vielen eigenen Erfahrungen, die sie nun an den Nachwuchs weiterreichen kann.

Den TV Längasse gibt es seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Ein neues Angebot in Bern muss her. «Nun wird der November zeigen, wie unser neu geschaffenes Angebot aufgenommen wird. Wir hoffen sehr auf gute Resonanz und haben alles vorbereitet, in diesem Fall sowohl die Räumlichkeiten als auch das Trainingsangebot schnell zu erweitern», zeigt sich Nadine Pietschmann optimistisch. «Wenn niemand kommt, ändert dies nichts an meiner Leidenschaft für den Sport. Dann wird es eine andere Plattform geben, auf der ich dem Ringernachwuchs etwas weitergeben kann.» Die Überzeugung, dass in Bern ein grosses Potential an talentierten "Kämpfern" steckt, überwiegt jedoch deutlich, vertraut uns Nadine Pietschmann noch an. Zum Abschluss ergänzt sie noch eine wichtige Klarstellung: «Willkommen ist bei uns jede und jeder, die Freude an Bewegung und Lust hat, etwas Neues auszuprobieren. Mein eigener Weg war sehr stark vom Leistungsgedanken geprägt. Es gibt aber keinerlei Erwartungsdruck. Jeder der Spass hat, findet bei uns seinen Platz».

Wir danken für das Interview und wünschen Nadine für den bevorstehenden Start viel Erfolg.

Kommentare

Weiterlesen

Katze Wohnung Mieter Verwaltung
67 Interaktionen
67 Interaktionen

Mehr aus Stadt Bern

Amherd
65 Interaktionen
Frau auf Parkbank am See
4 Interaktionen
Geschenke
3 Interaktionen