Der Chauffeurlose Minibus von Bernmobil kurvt auf der Teststrecke
Nicht zum Spass, denn schon bald soll das Gefährt auf Berner Strassen unterwegs sein.
Vom Marzilibähnchen via Badgasse, Mühlen- und Läuferplatz bis zum Bärengraben soll der chauffeurlose Minibus dereinst fahren. Acht Personen fasst er, dazu kommt ein «Operator», also eine speziell ausgebildete Person von Bernmobil, die den Kleinbus bei Bedarf manuell bedienen kann - über ein Computersystem selbstverständlich.
In verschiedenen Schweizer Städten pröbeln derzeit Verkehrsunternehmen mit selbstfahrenden Fahrzeugen. Klar ist, dass die Technik noch in den Kinderschuhen steckt und die autonomen Fahrzeuge mit vielen Kinderkrankheiten kämpfen.
Auch der knallrote Minibus von Bernmobil will am Donnerstag partout die Rollstuhlrampe nicht wie vorgesehen ausfahren. «Das macht er heute zum ersten Mal», stellt «Operator» Martin Weissen unaufgeregt fest. Er tippt den Touchscreen im Fahrzeug an und weiter geht die Testfahrt auf dem Firmengelände von Bernmobil.
Reben und Regen
Auch andernorts lief und läuft längst nicht alles glatt mit den chauffeurlosen Fahrzeugen. Bei einem Pilotversuch in der Walliser Kantonshauptstadt Sitten mussten die Winzer entlang der Strecke ihre Reben immer wieder zurückschneiden, weil das autonome Postauto vor wild wuchernden Rebentrieben zurückschreckte.
Das Berner Fahrzeug hingegen scheint noch etwas wasserscheu zu sein, wie Bernmobil-Direktor René Schmied erzählte. Etwas stärkeren Regen nehmen die Sensoren als Hindernis in der Fahrbahn wahr und das Gefährt stoppt.
Im Frühsommer, so hofft Schmied, erteilt der Bund die Sondergenehmigung, die es braucht, damit der selbstfahrende Kleinbus einer französischen Herstellerin zwischen Bärengraben und Marzilibahn verkehren darf. Zunächst soll der Bus stündlich fahren, später dann halbstündlich.
Gemütlich unterwegs
Das Gefährt wird mit höchstens 20 Stundenkilometern durch das Berner Matte- und Marziliquartier zuckeln. Ein Tempo, das der nachgesagten Langsamkeit der Berner also durchaus entsprechen dürfte. Die Benutzung des Kleinbusses ist während des einjährigen Pilotbetriebs gratis.
Ein wichtiger Teil des Projekts ist, den selbstfahrenden Bus in die bestehende Leitstelle von Bernmobil einzubinden, wie Schmied ausführte. Der Kleinbus weist gemäss Projektleiter Bernhard Riegel verschiedene redundante Sicherheitssysteme auf. Sensoren scannen die Umgebung und lösen bei Bedarf einen Halt oder gar einen Notstopp aus.
Mit dem Projekt will Bernmobil Erfahrungen sammeln und «parat sein», wenn dereinst Bedarf da ist nach solchen Fahrzeugen, wie Schmied am Donnerstag vor den Medien sagte.