Die Energieetikette: stimmen die Werte wirklich?
Die Energieetikette ist ein alter Hut. Seit 2003 kennt man die Verbrauchs-Farbskala auch bei den Autos. Doch kaum jemand nimmt sie ernst.
Das Wichtigste in Kürze
- Energieetikette seit fast einem Jahr völlig überarbeitet
- Fahrzeuggewicht spielt jetzt keine Rolle mehr, schwere Wagen nicht mehr bevorzugt
- Ab 2023 wird auch Energie der Herstellung mitberücksichtigt
Papier ist geduldig. Der Spruch ist nicht nur weltbekannt, er trifft auch in den meisten Fällen zu. Ganz besonders, wenn es um die Verbräuche beim Auto geht. Jeder Hersteller wirbt gerne mit möglichst tiefen Verbräuchen und der Kunde staunt am Ende an der Zapfsäule.
Denn die versprochen Papierwerte sind im Alltag schlicht nicht zu erreichen. Manche Modelle verbrauchen teilweise mehr als das Doppelte der Katalogangabe. Mit dem Umstieg vom alten „NEFZ-Zyklus“ aus den praxisnäheren „WLTP-Wert“ ist ein Schritt in die richtige Richtung getan. Doch auch der neue Prüfzyklus weist teils deutlich zu tiefe Werte aus.
Um dem Verbraucher in diesem Gesetz- und Normen-Wirrwarr eine Hilfe zu sein, gibt es in der Schweiz die Energieetikette. Seit 2003 weisen sie auch bei Fahrzeugen mit selbsterklärenden Farbskalen die Umweltfreundlichkeit aus. Doch die Effizienzkategorie bezog sich nicht allein auf den Verbrauch. So spielte auch das Fahrzeuggewicht eine Rolle.
Schwere Autos hatten schnell grüne Energieetikette
Schwere Autos, wie etwa ein Diesel-SUV, konnten einen Bonus verrechnen, der leichten Autos verwehrt wurde. Ein BMW X3 kam so beispielsweise in die Kategorie A, während ein Skoda Octavia Combi dies nicht schaffte.
Diese Berechnungsmethode wurde jetzt angepasst und fairer gestaltet. Das Fahrzeuggewicht spielt jetzt keine Rolle mehr. Dafür ist aber eine komplexe Berechnung über die jeweilige Bereitstellungsenergie für einen Treibstoff hinzugekommen. Und das für alle Varianten, also Benzin, Diesel, Strom und sogar Wasserstoff.
Denn kaum etwas erhitzt die Gemüter in der Fahrzeugbranche derzeit so, wie die Entscheidung nach der richtigen Antriebsform. Elektroauto-Jünger treffen auf Benzin-Gläubige. Zwischen beiden ist schwer zu vermitteln. Jeder glaubt in der jeweils effizientesten und saubersten Antriebsform zu sitzen.
Auch hier schafft die Energieetikette bald Abhilfe. Denn auch wenn sie seit ihrer optimierten Berechnung in 2020 deutlich besser wurde, die Herstellung fehlt weiterhin. Dies liegt darin, dass einfach die Datenlage noch zu lückenhaft ist. Bis 2023 will man hier aber alle Hersteller abgeprüft haben.
Dann dürfte die Energieetikette tatsächlich ein sehr gutes Werkzeug zur echten Beurteilung der Ökobilanz sein. Wir bleiben auf jeden Fall am Thema dran, denn es verspricht ernsthaft Licht ins Wirrwarr-Dunkel der Verbrauchswerte zu bringen.
Weitere Details haben wir in einem Videobeitrag zusammengestellt: