Stirb das Erdgas Auto aus – oder kommt es etwa erst?
Wie steht es eigentlich um die Gasautos? Kommen die noch oder sind sie eigentlich schon tot? GO! hat bei einem Experten für Antriebssysteme nachgefragt.
Das Wichtigste in Kürze
- Erdgas Antriebe haben sich nicht durchgesetzt, trotz der umweltfreundlichen Eigenschaften.
- Die Funktionsweise ähnelt der von Benzinmotoren, jedoch mit Methan als Treibstoff.
- Biogas aus landwirtschaftlicher Biomasse bietet eine CO2-neutrale Alternative.
- Der Experte sieht das Potenzial für Gas im Schwerlastverkehr und in der Schifffahrt.
Gasautos wurden einst als Schlüssel nachhaltiger und umweltfreundlicher Mobilität gefeiert.
Dennoch hat sich der Antrieb bis jetzt nicht durchgesetzt.
VW, einer der grössten Hersteller, hat sogar vor drei Jahren die Weiterentwicklung seiner Erdgas Autos eingestellt.
Ist das Gasauto tot?
GO! hat bei Professor Engelmann, Experte für Antriebssysteme an der Berner Fachhochschule, nachgefragt.
Sprechen wir von «Gas» als Treibstoff, ist damit meist Methan gemeint.
Methan wird häufig aus Erdgas gewonnen, das auch andere Gase wie Butan und Propan enthält. Es gibt aber auch alternative Quellen wie Biogas aus der Landwirtschaft.
Ähnliche Funktionsweise wie Verbrenner
Die Technik um ein Erdgas Auto zu betreiben, ist schon vorhanden.
Denn trotz des unterschiedlichen Treibstoffs funktionieren Gasautos ähnlich wie herkömmliche Verbrennungsmotoren.
Anstelle von Benzin verwendet man Methan. Das wird in den Ansaugkrümmer eingeblasen und dann durch eine Zündkerze gezündet.
Obwohl die Technik relativ einfach umzusetzen ist, hat sich Gas als Treibstoff aber nicht vollständig durchgesetzt.
Ein Hauptgrund dafür ist der Rohstoff selbst – Methan.
Umweltschädliche Förderung von Gas
Methoden wie Fracking zur Gasgewinnung sind umweltschädlich. Dazu kommt die endliche Menge an verfügbarem Rohstoff.
Eine Alternative ist die Nutzung von Biogas oder synthetischem Gas.
Hier hat die Landwirtschaft grosses Potenzial. Da das dabei entstehende CO2 aus biologischen Quellen stammt, ist der Prozess CO2-neutral.
Trotz dieser Möglichkeiten hat sich Gas als Treibstoff in Ländern wie der Schweiz nicht durchgesetzt.
Erdgas Land Italien
Der weiterer Grund liegt in der Mischung der Energiequellen des Landes. In Ländern wie Italien ist Gas ein wesentlicher Bestandteil des Energiemixes.
Hier sind etwa 8% der zugelassenen Autos mit Erdgas betrieben, im Durchschnitt gibt es eine Gastankstelle pro acht Kilometer.
In der Schweiz glaubt Professor Engelmann nicht, dass Gasautos wieder populär werden, vor allem wegen der starken Konkurrenz durch Elektroautos.
Elektroautos haben die Unterstützung der Politik, die Hersteller erweitern ständig ihr Angebot, und die Akzeptanz der Verbraucher ist vorhanden.
Beim Gasauto sind diese Voraussetzungen nicht gegeben. Sie sind schon lange verfügbar und das «Neuheitsgefühl» fehlt.
Keine Zukunft im Individualverkehr
Trotzdem glaubt Engelmann, dass Gasantriebe noch Potenzial haben, besonders im Schwerverkehr, wo hohe Energiedichten erforderlich sind.
Projekte wie der «Blue Corridor» der EU, das den Aufbau von LNG-Tankstellen vorsieht, könnten in diesem Sektor für Wachstum sorgen.
Erdgas wird auch bereits erfolgreich als Treibstoff für Schiffe und schwere Nutzfahrzeuge in einigen europäischen Ländern eingesetzt.
Im Individualverkehr wird das Erdgas Auto wahrscheinlich weiterhin eine Nebenrolle spielen, denn dort läuft ihnen das E-Auto den Rang ab.