Fünf Schreibende haben es auf die Shortlist des Schweizer Buchpreises geschafft. Der Gewinner wird nebst dem Preis mit 50'000 Franken ausgezeichnet.
Bücher sind aufeinander gestapelt.
Bücher. (Symbolbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Fünf Literaturschöpfer der Schweiz wurden für den 11. Schweizer Buchpreis nominiert.
  • Am 11. November entscheidet eine Jury, wem der Preis verliehen wird.
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Für den 11. Schweizer Buchpreis stehen Heinz Helle, Gianna Molinari, Peter Stamm, Vincenzo Todisco und Julia von Lucadou auf der Shortlist. Die Jury charakterisierte die Werke der Auswahl als «mutig, innovativ und originell».

Mit Gianna Molinari, Julia von Lucadou und Heinz Helle haben drei der Nominierten das Literaturinstitut Biel besucht, womit die Jury des Buchpreises diese Institution einmal mehr als Kaderschmiede Schweizer Literatur hervorhebt. Auf je unterschiedliche Art lassen sich die Romane dieser Drei in der Tat als innovativ bezeichnen.

Verstörende Visionen

Mit «Hier ist noch alles möglich» thematisiert Molinari Grenzziehungen und die Frage nach dem Innen und Aussen. Darüber hinaus wartet das Buch mit eigenen Skizzen und Zeichnungen der Autorin auf, die 1988 in Basel geboren wurde und heute in Zürich lebt. Molinari hat es mit ihrem Debüt aus dem Stand in die engere Auswahl geschafft; zudem erhielt sie für den Roman den Robert-Walser-Preis und schaffte es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises.

Ein Debüt ist auch «Die Hochhausspringerin» von Julia von Lucadou. Auch dieses Werk ist eine beängstigende Vision; Lucadou zeichnet ein pessimistisches Bild von der Digitalisierung. Die Autorin und promovierte Filmwissenschaftlerin wurde 1982 in Heidelberg geboren und lebt heute in Lausanne, New York und Köln.

Anspruchsvolle Lektüre

Zur jungen Generation Schweizer Autoren lässt sich auch Heinz Helle zählen: Er ist 1978 in München geboren und lebt heute als Wahlschweizer mit seiner Frau, der Schriftstellerin Julia Weber, in Zürich. Für den Schweizer Buchpreis war er bereits 2014 mit seinem Debüt nominiert. Sein aktueller Roman «Die Überwindung der Schwerkraft» setzt der Gewalt in der politischen Grosswetterlage ein würdevolles «trotzdem» entgegen.

Der Roman hat es wohl vor allem wegen seiner Sprache in die enge Auswahl für den Buchpreis geschafft. Das Werk ist von Anfang bis Ende ein Redestrom mit Punkt und Komma zwar, aber ohne Absätze oder Kapitel. Nur schon die langen Sätze, die Rede ohne Anführungszeichen mit Erzählung überblenden, sind anspruchsvolle Lektüre.

Nur zwei ältere Autoren

Zu den eher älteren Semestern ohne Vergangenheit am Bieler Literaturinstitut zählen Peter Stamm und Vincenzo Todisco. Stamm, der 1963 im Thurgau geboren wurde, lebt heute in Winterthur. Werke von ihm waren bereits zwei Mal für den Buchpreis nominiert; beide Male ging er dann aber leer aus. Der aktuelle Roman «Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt» ist ein hochkomplexes Konstrukt, das individuelles Leben als solches in Frage stellt und dem eine abgeklärte Akzeptanz entgegen stellt.

Überraschender Aussenseiter auf der Liste der Nominierten ist der 1964 in Stans geborene Schriftsteller Vincenzo Todisco; er ist Sohn italienischer Einwanderer und lebt heute im Bündnerland. Mit «Das Eidechsenkind» legt der arrivierte Autor sein erstes Buch auf Deutsch vor, nachdem er bis anhin auf Italienisch geschrieben hat. Das Werk, es lässt sich als historischer Roman bezeichnen, behandelt ein trauriges Kapitel jüngerer Schweizer Geschichte: die Umstände von Gastarbeiterkindern, die es in der Schweiz der 1970er Jahre eigentlich nicht geben durfte.

Nur deutschsprachige Literatur

Wer von den fünf Autorinnen und Autoren mit dem Schweizer Buchpreis gekürt werden wird, entscheidet die fünfköpfige Jury bis am 11. November, an dem im Rahmen des Literaturfestivals BuchBasel der Preis verliehen wird. Berücksichtigt wird ausschliesslich deutschsprachige Schweizer Literatur. Der Gewinner erhält 50'000 Franken, die vier weiteren Autorinnen und Autoren der Shortlist jeweils 3000 Franken.

Träger sind der Schweizerische Buchhändler- und Verlegerverband SBVV und der Verein Literaturfestival Basel. Ins Leben gerufen wurde der Preis als Marketinginstrument. Schon die Nominierten erleben in der Regel Verkaufsschübe, der Buchpreisträger platziert sich meist – neu oder erneut – oben auf den Bestsellerlisten.

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