Netflix: Ricky Gervais mischt in After Life Humor und Drama
Ein verbitterter Witwer sorgt in «After Life» als Unsympath für verdutzte Gesichter. Die Serie von Ricky Gervais überzeugt auf Netflix mit englischem Schalk.
Das Wichtigste in Kürze
- Der britische Komiker Ricky Gervais spielt in «After Life» einen verbitterten Witwer.
- Die Netflix-Produktion überzeugt mit trockenem Witz und einigen gefühlsvollen Momenten.
Ricky Gervais ist international als Mitschöpfer und Darsteller der Sitcom-Sendung «The Office» bekannt. Dank ihres Erfolgs wurde das Konzept in einer amerikanischen («The Office U.S.») und deutschen Neuauflage («Stromberg») umgewandelt.
Der britische Komiker hat nebst weiteren Serien in diversen Spielfilmen mitgewirkt und zahlreiche Stand-Up-Auftritte bestritten. Sein Humor zeichnet sich durch eine bissige Offenheit aus.
Egal ob Religion, Krankheit oder Minderheit – fast niemand kommt ungeschoren davon. In den zynischen Aussagen versteckt sich oft ein humanistischer Kern. Viel Herz findet sich auch in «After Life», trotz der dramatischen Handlung.
Ideales Vehikel für den Hauptdarsteller
Das harmonische Leben von Tony (Gervais) gerät nach dem Tod seiner Frau Lisa (Kerry Godliman) aus den Fugen. Einzig seine Hündin Brandy bewahrt ihn davor, sich das Leben zu nehmen. Fortan beginnt er, jeden unangenehmen Gedanken in die Welt herauszuposaunen. Die Arbeitskollegen bei der Lokalzeitung, der Briefträger und sogar kleine Kinder werden nicht von Tonys schlechter Laune verschont.
Die unspektakulär gefilmte Sendung ist ganz auf Gervais zugeschnitten. Der Brite füllt die Rolle des mürrischen Witwers mit einem weichen Kern passend aus. Skurrile Nebenhandlungen sorgen für Auflockerung.
Zusammenarbeit mit Netflix
Die sechs Episoden von «After Life» hat Gervais selbst geschrieben und inszeniert. Netflix dient als Vertriebskanal. Der Streaming-Dienst hat den Engländer bereits vor einiger Zeit unter Vertrag genommen.
Aus der Zusammenarbeit mit Netflix entstand das Comedy-Spezial «Humanity» sowie die wenig sehenswerte Komödie «Special Correspondents».
Gratwanderung zwischen witzig und ernst
Wenn Tony zusammen mit seinem Arbeitskollegen die schrulligen Dorfbewohner für einen Artikel befragt, entstehen allerhand schräge Situationen. Etwa, wenn ein Mann die Flecken in seiner Wohnung für ein Abbild des Schauspielers Kenneth Branagh hält.
Abseits der vielen Wortwitze, welche im Originalton ein gutes Verständnis für britischen Slang benötigen, kommen melancholische Momente nicht zu kurz. Themen wie Drogensucht oder Sterbehilfe werden angerissen und auf ernsthafte Weise behandelt. Dabei wird gänzlich auf deplatzierte Ironie verzichtet.
Fazit
Im Kern thematisiert die Netflix-Serie «After Life» die Überwindung von Verlusten, ohne zu sehr ins Lächerliche abzudriften. Der Spagat zwischen Humor und Drama gelingt vor allem in den späteren Folgen gut. Gervais passt als Hauptdarsteller wie Butter aufs Brot.