Dekubitus: Druckgeschwüre durch zu langes Liegen
Von einem Dekubitus sind vor allem bettlägerige Menschen betroffen. Pflegende Angehörige sollten frühe Warnzeichen von Druckgeschwüre erkennen und behandeln.
Das Wichtigste in Kürze
- Druckgeschwüre entstehen durch zu langes Liegen auf einer Stelle.
- In schweren Fällen können Druckgeschwüre lebensbedrohlich werden.
- Pflegende müssen den richtigen Umgang mit Dekubitus erlernen.
Jeder kennt es: Beim Liegen im Bett, auf der Couch oder im Liegestuhl drücken einige Körperstellen besonders. Beim seitlichen Liegen sind dies zum Beispiel Schulter- und Hüftknochen.
An diesen Stellen ist kaum Fettgewebe vorhanden, sodass der Knochen direkt (schmerzhaft) auf die Haut drückt.
Für die meisten Menschen ist dies kein Problem, da sie sich regelmässig bewegen und die entsprechenden Stellen entlasten. Doch bettlägerige Personen und von Lähmungen betroffene Menschen sind dazu nicht immer in der Lage.
Bei ihnen steigt dann die Gefahr von Druckgeschwüren.
Druckgeschwüre: Mangelnde Durchblutung führt zu Nekrose
Hält der Druck nur wenige Minute an, erholt sich die Haut schnell wieder. Bei länger anhaltendem Druck kommt es jedoch zu Durchblutungsstörungen. Diese führen zunächst zu Rötungen und Verhärtungen und schliesslich zu Geschwüren.
Die Medizin teilt den Dekubitus in vier Schweregrade ein.
Schon beim zweiten Grad wird die Haut zerstört und es kommt zu offenen Wunden. Beim dritten Grad ist das darunter liegende Fettgewebe sichtbar. Es kommt zur Nekrose, dem irreversiblen Zelltod.
Beim vierten Grad sind sogar Sehnen, Muskeln und Knochen deutlich sichtbar.
Gefährdete Stellen am ganzen Körper
Neben der Schulter und der Hüfte gibt es viele andere Stellen, an denen das Risiko von Dekubitus erhöht ist. In Rückenlage sind dies der Hinterkopf, die Schulterblätter und die Brustwirbelsäule, das Steissbein, die Ellbogen und die Fersen.
In Seitenlage kommen das Knie mit dem Wadenbeinköpfchen und der Fussknöchel hinzu. Daneben gibt es noch andere Ursachen für Druckgeschwüre, wie zu enge Gipsverbände.
Bestimmte Vorerkrankungen können das Risiko weiter erhöhen. Dazu zählen Diabetes mellitus und verschiedene Durchblutungsstörungen.
Wichtig ist auch eine ausreichende Versorgung mit Flüssigkeit.
Viele bettlägerige und pflegebedürftige Personen trinken nicht genug. Dadurch wird die Durchblutung weiter beeinträchtigt.
Pflegende Angehörige brauchen Hilfe
Zur Vorbeugung eines Dekubitus sollten sich bettlägerige Menschen so weit wie möglich häufig selbst bewegen. Dabei genügt es schon, die Position um einige Zentimeter zu verlagern, damit die bisherige Druckstelle entlastet wird.
Noch besser ist der regelmässige Wechsel zwischen Bett und Sessel und, wenn möglich, ein wenig Bewegung.
Ist selbständige Bewegung kaum mehr möglich, müssen pflegende Angehörige helfen. Für diese empfiehlt sich die Teilnahme an einem Kurs, wie sie unter anderem das Rote Kreuz anbietet.
Sie lernen dort, wie sie den Patienten am besten unterstützen und was bei der Lagerung zu beachten ist. Ausserdem lernen sie, frühe Anzeichen für Dekubitus zu erkennen.
Schlecht gepflegte Haut ist anfälliger für Druckgeschwüre
Ein schwieriges Thema ist oft die körperliche Pflege. Vielen Pflegebedürftigen ist es unangenehm, wenn sie von den eigenen erwachsenen Kindern gewaschen werden. Dies ist jedoch unverzichtbar.
Zum einen lässt sich die Haut beim Waschen am besten auf beginnende Druckgeschwüre überprüfen. Zum anderen erhöhen getrockneter Hautschweiss oder gar Urin das Risiko für Wundliegen.
Eine sanfte täglich Reinigung und die Versorgung mit feuchtigkeitsspendender Body Lotion helfen dagegen bei der Reduzierung. Dazu sollte die Bettwäsche täglich gründlich gelüftet und das Betttuch straff gezogen werden.
Schon kleine Falten können die ohnehin angegriffene Haut weiter strapazieren.
Fortgeschrittenen Dekubitus operativ behandeln
Leichte Druckgeschwüre lassen sich in der Regel noch gut ambulant behandeln. Dabei kommen Wundspülungen und Wundverbände zum Einsatz. Ganz wichtig ist dabei eine Lagerung, die das Geschwür vollkommen entlastet.
Sollte es bereits zu einem Dekubitus dritten oder vierten Grades mit Nekrosen gekommen sein, wird ein operativer Eingriff erforderlich. Dabei wird ein intaktes Stück Haut über die Wunde genäht, um das abgestorbene Gewebe zu ersetzen.