Depression: In dunklen Gefühlen gefangen
Das Wichtigste in Kürze
- Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen.
- Einen klaren Auslöser hat die Krankheit nicht.
Aus negativen Gefühlen nicht mehr herausfinden, keinerlei Antrieb haben - das sind Anzeichen für eine depressive Erkrankung. «Bei einer Depression sind die Patienten immer traurig und können keine Freude mehr an Situationen erleben.» Dies erklärt Roberto Goya-Maldonado, der sich an der Universität Göttingen mit neuen Behandlungsmöglichkeiten für Menschen mit Depressionen beschäftigt. «Sie haben auch manchmal Schwierigkeiten zu schlafen, zu essen.»
Ärzte und Therapeuten können eine Depression gezielt feststellen
Um eine Depression festzustellen, beurteilen die Ärzte und Therapeuten die Symptome des betroffenen Menschen nach einem festgelegten Schema. «Ich sehe es kritisch, dass man bei der Diagnose die Lebensumstände nicht mehr berücksichtigt.» So der Berliner Psychotherapeut und Psychiater Jan Kalbitzer. Wichtig sei, unter welchen Umständen sich die Krise entwickelt habe.
So sind Depressionen in ihren Auswirkungen sehr heterogen. Und sie können verschiedene Auslöser haben. Tritt die Erkrankung ohne klar ersichtlichen äusseren Grund auf, kann sie auch vorwiegend genetisch bedingt sein. Auch körperliche Infekte können sie auslösen.
«Auf der anderen Seite gibt es Depressionen aufgrund von lang anhaltendem Stress oder Traumata, die man erlebt hat: Bedrohliche Lebensereignisse, die so einschneidend waren, dass man längerfristig immer wieder Angst hat», erläutert Kalbitzer.
Psychotherapie und Medikamente sind notwendig
Wie man eine Depression behandelt, hängt davon ab, wie schwerwiegend sie ist. Grundsätzlich sei eine Psychotherapie angeraten. «Aber bei schweren Depressionen hilft sie nicht alleine. Da braucht es meistens Psychotherapie und Medikamente», so Kalbitzer.
Für Menschen, deren Situation sich auch dadurch nicht verbessert, forscht Goya-Maldonado in Göttingen derzeit an zwei Ansätzen: Zum einen untersucht sein Team die Wirkung eines speziellen Antibiotikums. Zudem wird getestet, ob eine Magnetstimulation des betroffenen Bereichs im Gehirn depressive Symptome verringert.
Um Depressionen vorzubeugen, die von äusseren Faktoren ausgelöst werden, fordert Kalbitzer: «Wir müssen in der Psychiatrie umdenken und viel präventiver arbeiten. Dazu ist es wichtig, dass Menschen zum Psychiater ähnlich wie zum Hausarzt gehen, wenn sie längere Zeit Stress haben. Diese Krankheit kann, wenn sie durch Stress entsteht, verhindert werden, beziehungsweise das Risiko vermindert werden.»
Aber nicht nur Ärzte und Therapeuten können präventiv wirken: «Jede Form von sozialem Umfeld, wo man aufeinander achten kann, hilft. Das können analoge und digitale Gemeinschaften sein. Gemeinschaften, die aufeinander achten und in denen sich Menschen engagieren, müssen viel mehr gefördert werden.»