Fibromyalgie: Rätselhafte chronische Schmerzen
Bei Fibromyalgie ist der ganze Körper von wiederkehrenden Schmerzen betroffen. Bis heute gibt es für diese Erkrankung keine echte Erklärung oder Therapie.
Das Wichtigste in Kürze
- Fibromyalgie wird heute zu den rheumatischen Beschwerden gezählt.
- Frauen sind wesentlich häufiger betroffen als Männer.
- Die Erkrankung geht in vielen Fällen mit psychischen Problemen einher.
Wörtlich lässt sich die Krankheit als Faser (Fibra)-Muskel (Mys)-Schmerz (Algos) übersetzen. Ihre Entstehung gibt Medizinern seit Jahrzehnten ein Rätsel auf. Da keine organischen Ursachen vorliegen und die Beschwerden oft diffus sind, wurden Erkrankungen lange Zeit nicht ernst genommen.
Dies mag auch damit zusammenhängen, dass es sich bei 80 Prozent der Patienten um Frauen handelt. Diese müssen sich nur allzu häufig von Ärzten anhören, dass ihr Leiden eine Einbildung sei oder mit den Hormonschwankungen zusammenhänge. Mittlerweile ist die Fibromyalgie jdeoch offiziell anerkannt.
Erschöpfungszustände und chronische Schmerzen
Die Fibromyalgie äussert sich auf verschiedene Weise. Das bekannteste Symptom sind tiefliegende Muskelschmerzen, die an einen Muskelkater erinnern. Allerdings ist unklar, woher die Schmerzen kommen. Sie können unterschiedlich stark sein und an verschiedenen Körperstellen auftreten. So sind Betroffene oft gezwungen, Pläne kurzfristig abzusagen, weil ausgerechnet an diesem Tag starke Schmerzen im Bein das Gehen fast unmöglich machen.
Weitere typische Symptome sind Schlafstörungen und schlechter Schlaf. Viele wachen morgens wie gerädert auf und können kaum einen klaren Gedanken fassen. Tagsüber fällt es ihnen schwer sich zu konzentrieren oder am Arbeitsplatz die erforderliche Leistung zu bringen. Wissenschaftler haben festgestellt, dass Fibromyalgie-Patienten überdurchschnittlich oft an Depressionen und/oder am chronischen Fatigue-Syndrom leiden.
Überempfindlichkeit gegen Schmerzen als Auslöser
Eine Theorie zur Entstehung von Fibromyalgie geht von überhöhter Schmerzempfindlichkeit aus. Das heisst, dass Betroffene aufgrund überempfindlicher Nerven Schmerzen wahrnehmen, wo andere Menschen nichts spüren. Jüngere Forschungen vermuten jedoch eine Störung der Mitochondrien, den Kraftwerken der Muskelzellen. Wenn sie unter Stress stehen, produzieren sie Fehlsignale in den Muskeln. Als Ursache kommen verschiedene Erkrankungen, körperliche Verletzungen und andere Faktoren in Frage.
Allerdings sind sich die meisten Mediziner einig, dass auch der seelische Zustand eine grosse Rolle bei der Entwicklung des Fibromyalgie-Syndroms spielt. So leiden viele Patienten gleichzeitig an Depressionen, Stress und Angststörungen. Ein psychotherapeutischer Behandlungsansatz kann in diesen Fällen eher zum gewünschten Erfolg führen.
Die Diagnosestellung bleibt schwierig
Da sich keine körperlichen Ursachen für die symptomatischen Muskelschmerzen finden lassen, ist die Stellung einer eindeutigen Diagnose schwierig. Dies hat nicht zuletzt dazu geführt, dass sich viele Betroffen nicht ernst genommen fühlen. Noch immer hält sich ein Vorurteil, dass Fibromyalgie nur im Kopf der Patienten existiert.
Allerdings bieten die sogenannten Tender Points mittlerweile Anhaltspunkte: An insgesamt 18 Punkten reagieren Patienten besonders empfindlich auf Druck. Diese Punkte befinden sich meist am Übergang zwischen Muskulatur und Sehnen.
Mit Bewegung gegen Fibromyalgie
Auch wenn die Fibromyalgie als Weichteilrheuma zu den rheumatischen Erkrankungen gezählt wird, kommt eine medikamentöse Therapie mit Antirheumatika nur selten in Frage. In der Regel zielt die Behandlung auf eine Linderung der Beschwerden durch sanfte Bewegung ab. Ärzte verordnen Physiotherapie mit leichter Gymnastik und sanftem Muskeltraining. Dazu sind Ausdauersportarten wie Gehen, Schwimmen und Fahrradfahren empfehlenswert.
Ein anderer Behandlungsansatz zielt auf die seelischen Aspekte ab. So können Antidepressiva in Kombination mit Entspannungstechniken wie Meditation und Autogenem Training verordnet werden. Hat der Arzt Anlass zur Vermutung, dass die Fibromyalgie auf unbewältigten seelischen Traumata beruht, kommt eine Psychotherapie in Frage.
Ausbruch aus negativen Gedankenspiralen
Neurologen und Psychiater bezeichnen den Hang dazu, ständig den schlechtmöglichsten Ausgang einer Situation zu erwarten, als Katastrophisieren. Dabei handelt es sich um eine kognitive Störung, die eng mit Depressionen und Angststörungen verbunden ist. Auch Patienten mit Fibromyalgie-Syndrom sind häufig davon betroffen. Weil sie ständig Schmerzen erwarten und sich in einem angespannten Dauerzustand befinden, treten diese Schmerzen dann auch tatsächlich auf. Eine Therapie kann helfen, diese Gedankenspiralen zu durchbrechen.
Unbewiesen ist dagegen, dass eine Ernährungsumstellung bei der Bewältigung von Fibromyalgie hilft. Da die Betroffenen aufgrund der ständigen Anspannung jedoch oft unter Magen-Darm-Problemen leiden, raten Experten zu einer Low-Carb-Ernährung und stattdessen mehr Protein und gesunde Fette zu verzehren. Obst und Gemüse liefern wertvolle Antioxidantien, von denen unter anderen die Mitochondrien in den Zellen profitieren. Eine gesunde Ernährung und mehr Bewegung reduzieren ausserdem belastendes Übergewicht.