Auf dem Smartphone wimmelt es vor Bakterien, oder? Nicht unbedingt, sagt ein Hygiene-Forscher. An einem Ort sollte man aber besonders aufpassen.
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Die gute Nachricht: Durch die Umgebungsluft auf der Toilette setzen sich nicht mehr Bakterien als sonst auf dem Smartphone ab. - Robert Michael/dpa/dpa-tmn

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Touchscreen des Smartphones bietet schlechte Lebensbedingungen für Mikroorganismen.
  • Trotzdem sollte man bezüglich Keime aufpassen, vor allem bei mit anderen genutzen Geräten.
  • Händewaschen und regelmässiges Abwischen des Smartphones sorgt für gute Benutzhygiene.
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Wir haben es Dutzende Male am Tag in der Hand, manch einer nimmt es sogar mit auf die Toilette: das Smartphone. Da muss es vor Keimen auf dem Touchscreen nur so wimmeln, oder?

Entwarnung kommt von Markus Egert, Professor für Mikrobiologie und Hygiene. Seine Forschung zeigt: Das Smartphone ist gar keine so grosse Keimschleuder. Vorausgesetzt, man achtet auf gute Hand-Hygiene, wenn man nicht gerade mit Scrollen beschäftigt ist.

Herr Egert, warum sitzen auf dem Smartphone nicht so viele Keime wie man erwartet?

Der Touchscreen bietet keine guten Lebensbedingungen für Mikroorganismen. Denn er ist sehr glatt, trocken und relativ nährstoffarm. Was hängen bleibt, sind vielleicht ein paar Hautschuppen oder ein bisschen Fett.

Dazu kommt: Das Smartphone reinigen wir häufiger mal unbeabsichtigt – zum Beispiel indem wir es an der Hose oder am T-Shirt abwischen. Dadurch werden Keime mechanisch entfernt.

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Desinfektionsmittel müssen gar nicht sein. Ein Grossteil der Keime lässt sich durch Abwischen vom Smartphone entfernen, also auf mechanische Art und Weise. - Franziska Gabbert/dpa-tmn

Zwar ist das meines Wissens nach noch nicht strukturiert untersucht worden. Allerdings konnten wir in einer kleinen Studie zeigen, dass ein blosses Abwischen mit einem Mikrofasertuch schon 80 bis 90 Prozent der Mikroorganismen entfernt.

Aber die Keime, die auf unseren Händen sitzen, landen doch unweigerlich auf dem Smartphone, oder?

Ja, das Smartphone ist ein bisschen die verlängerte Hand. Es landen aber nicht alle Keime von unserer Hand auch auf dem Smartphone. Manche Keime kommen dort besser zurecht als andere – es gibt eine Selektion.

Allerdings ist das Smartphone ein Gegenstand, den meist nur man selbst nutzt und berührt - niemand sonst. Deshalb ist die Hygiene-Bedeutung von so einem Gerät für den Einzelnen relativ unspektakulär.

Etwas anderes ist das zum Beispiel bei dienstlichen Smartphones oder Tablets im Krankenhaus, die von mehreren Menschen genutzt werden.

Viele Menschen benutzen ihr Handy auch auf der Toilette. Was bedeutet das für die Keimbelastung?

Das Szenario ist: Sie setzen sich auf die Toilette, holen Ihr Handy raus und lesen etwas. Dann packen Sie das Handy wieder ein, machen sich sauber und gehen.

Da passiert mit dem Smartphone in Sachen Keime erstmal nichts. Denn auch durch die Umgebungsluft kommen nicht mehr Bakterien auf das Handy als sonst.

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Nach dem Toilettengang mit Smartphone muss es auf dem Touchscreen vor Keimen doch nur so wimmeln, oder? Das muss nicht unbedingt stimmen, wenn man sich regelmässig und gründlich die Hände wäscht. - Robert Michael/dpa/dpa-tmn

Das Entscheidende sind Ihre Hände. Wenn Sie mit Händen, die durch Fäkalbakterien kontaminiert sind, an Ihr Smartphone gehen, landen die natürlich auch dort. Wenn Sie auf gute Handhygiene achten, sollte das aber nicht passieren.

Es gibt aber natürlich Unterschiede: Wenn Sie auf einer öffentlichen Toilette sind, geht da in Sachen Keime natürlich mehr. In den meisten Haushalten sind Bad und Toilette aber sauberer als zum Beispiel die Küche.

Was bedeutet das genau – mit Blick auf das Smartphone ?

Viel problematischer ist es, wenn Sie das Handy beim Kochen benutzen. Darüber denken nur wenige nach. Ein Beispiel: Sie tauen ein Hähnchen auf, hören nebenbei Musik auf dem Handy oder machen sich ein Kochvideo an.

In so einer Situation kann es viel eher dazu kommen, dass Sie das Smartphone mit Lebensmittelerregern kontaminieren. Auf so einem Stück Fleisch sitzen nämlich Millionen bis Milliarden Keime pro Kubikzentimeter.

Dazu kommt: Wenn Sie etwas abschmecken, nehmen Sie vielleicht einen Finger in den Mund. Das würde man auf der Toilette nie machen.

Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass Menschen eine Grundangst vor Fäkalien haben. Toiletten sind deshalb Orte, an denen man besonders an Hygiene denkt – anders als vielleicht in der Küche.

Was kann ich denn tun, um die Keimbelastung des Smartphones unter Kontrolle zu halten?

Wenn ich regelmässig die Hände wasche, bleibt mein Smartphone natürlich sauber. Ansonsten regelmässig mit einem leicht feuchten Tuch abwischen. Das kann man gut machen, wenn man gekocht hat oder zu Besuch im Krankenhaus war.

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