Kalt duschen: Gut für die Gesundheit oder nicht?

Nau Lifestyle
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Bern,

Einige schwören darauf, für andere ist es der pure Horror: die kalte Dusche. Die Studienlage zur Effektivität kalter Duschen ist widersprüchlich und unsicher.

Frau in der Dusche
Eine kalte Dusche erfrischt. - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • Schon lange hält sich der Glaube, dass kalt duschen den Körper abhärtet.
  • Nach dem Sport kann eiskaltes Duschen die Muskeln überfordern.
  • Wechselduschen trainieren die Gefässe.

Nach der sommerlichen Joggingrunde bei hohen Temperaturen lockt die kalte Dusche als herrliche Erfrischung. Der Ausdruck «Warmduscher» wird dagegen meist abwertend für Angsthasen und Zauderer verwendet.

Doch trotz zahlloser Artikel, die die kalte Dusche als gesund propagieren, gibt es bis heute kaum handfeste Belege für die Effektivität.

Eiskaltes Wasser strapaziert den Körper

Warmduscher kennen den Effekt vom beherzten Sprung in ein kaltes Schwimmbad oder gar ins Meer: Beim Kontakt mit dem kalten Wasser scheint sich alles zusammenzuziehen.

Wer vorher im Liegestuhl in der Sonne gedöst hat, ist plötzlich wieder hellwach. Einen ähnlichen Effekt verspricht die kalte Dusche morgens nach dem Aufstehen.

Sportler, die nach dem Training ausgepowert sind, erhoffen sich einen Frischekick.

Tatsächlich ist der Kälteschock zunächst aber purer Stress für den Körper. Er wird damit quasi überrumpelt.

Die Muskeln ziehen sich zusammen, um die Restwärme besser speichern zu können. Während dies bei der morgendlichen Dusche kein Problem ist, kann es den Organismus nach dem Sport überfordern.

Von einer eiskalten Erfrischung ist also eher abzusehen. Experten raten, lieber unter lauwarmes Wasser zu steigen und die Temperatur nach ein bis zwei Minuten kurz abzusenken.

Kneipp und das kalte Wasser

Die Liebe zum kalten Wasser hat der deutschsprachige Raum dem bayerischen Priester Sebastian Kneipp zu verdanken. Er litt an einer Lungenerkrankung und beschäftigte sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts intensiv mit der Theorie der Wasserkur.

Nachdem regelmässige Bäder in der eiskalten Donau seine Krankheit (scheinbar) kurierten, behandelte er auch andere Menschen. Der Ort Wörishofen wurde durch ihn zum ersten Kneippkurort der Welt.

Mann in der Dusche
Duschen mit eiskaltem Wasser. - Depositphotos

Bis heute ist die Kneippkur mit ihren Wasseranwendungen weltweit verbreitet. Zu den wichtigsten Elementen gehört das Wassertreten, bei dem Patienten bis zu den Unterschenkeln im kalten Wasser stehen und auf der Stelle treten.

Es setzt genau wie die ebenfalls von Kneipp propagierte Wechseldusche auf die abwechselnden Reize von Warm und Kalt. Diese regen die Durchblutung an.

Wechselduschen sind gesünder als kalte Duschen

Die eiskalte Dusche gilt heute als Zeichen der Abhärtung. Wer sie übersteht, gilt als echter Kerl, dem das Leben so schnell nichts anhaben kann. Die Frauen sind dabei mit eingeschlossen.

Tatsächlich ist es jedoch die Wechseldusche, die einen positiven Effekt hat. Bei Kälte verengen sich die Gefässe, bei Wärme dehnen sie sich wieder aus.

Ein schneller (mehrfacher) Wechsel zwischen beiden fördert die Durchblutung und bringt den Kreislauf so richtig in Schwung. Ein Effekt, den viele auch aus der Sauna kennen, wo sich Schwitzen und Abkühlen abwechseln.

Frau in Dusche
Wechselduschen sind gesund. - Depositphotos

Im Wechsel mit warmem Wasser hat die kalte Dusche durchaus positive Effekte. So wirkt sie erfrischend auf Körper und Geist. Wichtig dabei: In der letzten Phase kalt duschen.

Dies verschliesst die Poren. Anschliessend schnell abtrocknen, warme Kleidung anziehen und das wohlige Gefühl geniessen, wenn sich die Poren wieder öffnen und der Körper die gespeicherte Wärme verströmt.

Abnehmen durch kalte Duschen? Leider nicht.

Es gibt kaum etwas, was so begierig aufgenommen wird, wie neue Diättricks. Wenn diese nicht mit einer Ernährungsumstellung oder Bewegung einhergehen, umso besser.

Schliesslich sind dann keine Veränderungen des gemütlichen Lebensstils erforderlich.

So verwundert es wenig, dass die kalte Dusche auch als Geheimtipp zum Abnehmen propagiert wird. So mancher setzt sich sogar in eine mit Eiswürfeln gefüllte Badewanne, in der Hoffnung, dadurch Gewicht zu verlieren. Selbst eisgekühlte Westen sind mittlerweile im Handel erhältlich.

Zwar verbrennt der Körper durch den Kontakt mit kaltem Wasser tatsächlich mehr Fett, doch die Mengen sind überschaubar. Wer lediglich kalt duschen (oder baden) will, um Fett zu verbrennen, der sollte dann doch eher einen täglichen Spaziergang einplanen oder sich den ein oder anderen Schoggiriegel verkneifen.

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