Kleines Tief kurz vor dem Finale - Etappe 24
Monika Sattler fährt am Sonntag vier statt geplanter fünf Pässe. Dennoch liegt sie klar auf Kurs für das Erreichen ihres Ziels der Pässe Challenge.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach Etappe 24 hat Monika Sattler insgesamt 119 Pässe gefahren.
- Das Support-Team ist besonders wichtig, als es am Sonntag ein Motivations-Tief gibt.
- Sattler blickt schon Richtung Bern als Schlussetappe.
Monika Sattler hat sich ein Ziel gesetzt: sie möchte mit ihrem Velo alle 124 Schweizer Strassenpässe absolvieren – innerhalb von nur einem Monat.
Am Sonntag mit Begleitung
Am Sonntag standen fünf Pässe im Kanton Waadt auf dem Programm von Sattlers Pässe Challenge: der Col des Mosses, Les Agites, der Col de la Pierre du Moëllé, der Col de Pillon und der Col de la Croix.
Am Startort der Etappe, Château-d'Oex, traf Sattler auf ihre Begleitung für den Tag. Die beiden rollten bei erneut besten Wetterbedingungen los und nahmen die ersten Höhenmeter des Coll des Mosses in Angriff.
Die oben genannten Namen der Pässe klingen erst einmal wenig bekannt. Sie haben aber teilweise durchaus Geschichte und Bedeutung. Der Col de Mosses beispielsweise war geologischen Funden zufolge schon in prähistorischen Zeiten als Pass bekannt, bevor er weiter ausgebaut wurde. Er bildet die Wasserscheide zwischen der Rhone und dem Rhein.
Zudem führte schon mehrfach die Tour de France über den Col– zuletzt in diesem Jahr auf der neunten Etappe.
Im Verlauf der Etappe spürt Sattler, dass es nicht ihr Tag werden würde. Vielleicht war es zu wenig Schlaf, vielleicht sind es die Gedanken, die im Kopf umhergehen, ist es die Ablenkung durch andere Themen, das an einigen Pässen teils hohe Verkehrsaufkommen – oder alles in Summe. Zusammen mit der physischen Belastung, die nach 24 Tagen auf dem Velo zu spüren ist.
Am vierten von fünf Pässen ist Schluss
Am vierten der fünf Pässe ist dann Schluss. Sattler fühlte sich nicht mehr wohl und sicher auf dem Velo und entschied sich nach einigem Ringen mit sich selbst, den fünften Pass auf den Folgetag zu verlegen. Es wäre sonst unter Umständen auch gefährlich geworden, den Col de la Croix noch zu fahren, wenn der Kopf nicht wirklich mitspielt.
Wenn sich dann auch noch der Körper meldet und signalisiert, dass Weiterfahren keine gute Idee ist, sollte den Signalen trotz allen Ehrgeizes oder inneren Antriebs auch mal nachgegeben werden. Es hat seinen Grund.
Da Sattler bereits in vorherigen Etappen einen Vorsprung herausgefahren hatte, hat die Entscheidung keinen direkten Einfluss auf den finalen Verlauf der Challenge. Die beeindruckende Leistung, die bereits so zu Buche schlägt, schmälert dieses kleine Tief nicht im geringsten.
Am Nachmittag kümmerte sich das Support-Team um etwas Ablenkung, um den Tag noch mit einem positiven Erlebnis zu verknüpfen. Und um auch wieder eine Basis zu schaffen, um mit neuer Energie und sortierten Gedanken in den nächsten Tag starten zu können.
Am Montag gilt, es den Fokus wiederzufinden
«So etwas wie heute kann auch mal passieren. Wir sind schliesslich Menschen und keine Maschinen. Wichtig ist, dass man damit entsprechend umgeht und den Fokus nicht aus den Augen verliert bzw. wiederfindet, sollte er kurzfristig entglitten sein.», so Sattler.
Tagtäglich sind wir von so vielen externen Einflüssen umgeben, die alle das Potential haben, abzulenken. Besonders in ihrer Vielfalt und Summe. Sattler führt hierzu weiter aus: «Um sich selbst nicht zu verzetteln auf dem Weg zum gesetzten Ziel oder eben auch nicht noch zusätzliche Energie aufzuwenden, die man eigentlich allein für die Zielerreichung braucht, ist es wichtig, nicht relevante Einflüsse möglichst auszublenden. Sie zu pausieren oder für den Moment nicht an sich heranzulassen. Bis man das Ziel erreicht hat.»
Dies gelingt nicht immer und sofort, kann aber mit etwas Übung nach und nach besser funktionieren. Das kann wiederum dabei helfen, die Erreichung des eigenen gesetzten Ziels nicht frustriert auf der Hälfte des Weges oder gar kurz vor Schluss abzubrechen.
Am Montag stehen somit dann noch einmal fünf Pässe auf dem Programm, bis es auf die Schlussetappe nach Bern geht. Sattler sieht der letzten Etappe mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen: Sie freut sich auf das Erreichen des Ziels, jedoch aber nicht darauf, sich von ihrem Support-Team zu verabschieden, das im Verlauf der letzten Wochen ein sehr wichtiger Baustein des Projekts geworden ist.
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Monika Sattler ist Talent- und Leadership-Coach, Radrekordhalterin, Autorin und Keynote-Speakerin. Im Sommer 2022 wird sie im Rahmen ihres neuen Rekordprojekts alle 124 Schweizer Pässe innerhalb von 30 Tagen befahren.
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Nau.ch ist Medienpartner der Pässe-Challenge und unterstützt damit Monika Sattlers Mission für mehr Frauen-Empowerment.