Parodontitis: Ein weit verbreitetes unbekanntes Übel
Parodontitis, im Volksmund auch als Paratondose bekannt, kann zahlreiche Schäden verursachen, wird jedoch bis heute nur selten gezielt behandelt.
Das Wichtigste in Kürze
- Als Parodontitis wird eine Entzündung des Zahnfleisches bezeichnet.
- Unbehandelt führt sie zum Rückgang des Zahnfleisches und zum Zahnverlust.
- In der Schweiz ist jeder Fünfte der 35- bis 44-Jährigen behandlungsbedürftig.
Die beiden Begriffe Parodontitis und Parodontose werden häufig synonym verwendet, doch es handelt sich genau genommen um verschiedene Erkrankungen.
Als Parodontose wird der Schwund des Zahnhalteapparates bezeichnet, der nicht unbedingt mit einer Entzündung einhergeht.
Die Parodontitis ist dagegen eine Entzündung des Zahnhalteapparates, die in der Regel mit einer Parodontose einhergeht.
Die Entstehung der Parodontitis
Auf den Zähnen lagern sich permanent Speichelbestandteile ab, die Bakterien enthalten. Das Immunsystem neutralisiert die Bedrohung, indem es die Bakterien mit Kalk umschliesst.
Diese zunächst noch dünne Plaque entwickelt sich im Laufe der Zeit zu Zahnstein. Auf diesem siedeln sich wiederum neue Bakterien an, die Giftstoffe ausscheiden. Dadurch kommt es zunächst meist zu einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis), die sich durch gerötete Zahnfleischränder bemerkbar macht.
Im Laufe der Zeit wandert die Entzündung tiefer in das obere Zahnfleisch, das den Zahn festhält. Hier bilden sich Zahnfleischtaschen, die den Zahn selbst und den Alveolarknochen angreifen.
Der Zahnhalteapparat bildet sich zurück. So entstehen wiederum Zwischenräume, durch die sich der Zahn lockert. Am Ende dieses Entwicklungsprozesses steht der Verlust des Zahns.
Früherkennung der Parodontitis ist wichtig
Patienten bemerken die Parodontitis meist erst spät. Einfache Zahnfleischentzündungen, die mit Zahnfleischbluten einhergehen, werden nicht ernst genommen.
Der Zahnarzt wird den Zustand des Zahnfleisches bei regelmässigen Vorsorgeuntersuchungen prüfen. Dabei wird die Tiefe der Zahnfleischtaschen kontrolliert.
Die Ergebnisse werden mithilfe des Parodontalen Screening Index (PSI) in vier Schweregrade unterteilt. Ab einer Tiefe von 3,5 mm gelten Zahnfleischtaschen als behandlungsbedürftig.
Bei entsprechender Diagnosestellung wird ein Termin zur Behandlung vereinbart. Bei dieser führt der Zahnarzt eine besonders gründliche Zahnreinigung unter örtlicher Betäubung durch.
Der Fachbegriff für diese Behandlung lautet geschlossene Kürettage. Mit speziellen Instrumenten wird die Zahnoberfläche bis tief ins Zahnfleisch hinein gereinigt. In schweren Fällen kann auch ein kleiner chirurgischer Eingriff (offene Kürettage) erfolgen.
Mitwirkung des Patienten ist gefragt
Parodontitis ist vor allem auf mangelnde Zahnhygiene zurückzuführen. Beim gründlichen täglichen Zähneputzen wird die Plaque von den Zähnen entfernt, ehe sich Zahnstein bildet.
Eine Reinigung der Zahnzwischenräume mit Zahnseide ist ebenfalls sinnvoll. Viele Menschen putzen die Zähne jedoch zu kurz, zu oberflächlich oder nicht häufig genug. Der Zahnarzt kann Tipps zum richtigen Zähneputzen und zur Verwendung von Zahnseide geben.
Dazu sollten regelmässige professionelle Zahnreinigungen durchgeführt werden. Diese sind gleich doppelt nützlich. Zum einen erfolgt eine gründliche Entfernung von Plaque und Zahnstein, ehe sich diese zum Problem entwickeln.
Zum anderen prüft der Zahnarzt beziehungsweise der Dentalhygieniker dabei den Zustand des Zahnfleisches und kann Parondontitis im Frühstadium entdecken. Die Kosten dafür müssen jedoch selbst getragen werden und können stark schwanken.
Risikofaktoren begünstigen Parodontitis
Neben guter Zahnhygiene kann die Vermeidung bestimmter Risikofaktoren die Gefahr einer Parodontitis erheblich einschränken.
Den Spitzenplatz nimmt wieder einmal das Rauchen ein: Raucher haben ein bis zu sechsmal höheres Risiko an Parodontitis zu erkranken als Nichtraucher. Dies liegt vor allem daran, dass die Schadstoffe das Immunsystem allgemein schwächen.
Da das Zahnfleischgewebe schwächer durchblutet wird, können sich Bakterien leichter ausbreiten.
Auch bestimmte Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus und rheumatoide Arthritis begünstigen Parodontitis.
Nicht zuletzt tritt die Erkrankung oft familiär gehäuft auf. Dabei ist jedoch unklar, ob dies genetisch bedingt ist. Möglich ist auch, dass Eltern mangelnde Mundhygiene an ihre Kinder weitergeben und sie nicht zum Zähneputzen anhalten.