Sind Darmbakterien der Auslöser für Migräne?
Die Ursachen für Migräne sind immer noch nicht eindeutig identifiziert. Wissenschaftler der LMU München vermuten als Auslöser auch Darmbakterien.
Das Wichtigste in Kürze
- Im menschlichen Körper siedeln Billionen von Mikroben.
- Einige von ihnen könnten nach jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnissen Migräne auslösen.
- Sie sollen aus dem Darm stammen und die Nervenleitung zum Gehirn beeinflussen.
Dass der Darm über Nervenbahnen das allgemeine Befinden beeinflusst, ist schon lange bekannt. Von den rund 100 Billionen Mikroben im menschlichen Körper siedeln sehr viele im Darm.
Sie erfüllen dort wichtige Aufgaben für die Nahrungsverwertung und den Stoffwechsel. Möglicherweise sind sie aber auch für die Migräne verantwortlich.
Darmflora und Migräne
Im Darm tummeln sich Mikroben wie Viren, Bakterien, Pilze und Archaeen. Gemeinsam bilden sie die Darmflora, die sich zwischen einzelnen Menschen durchaus unterscheidet und stark die individuelle Gesundheit beeinflusst.
Nach jüngeren Erkenntnissen wirken die Mikroben auch auf das Gehirn. Sie erhöhen das Wohlbefinden oder können Depressionen auslösen – und sie könnten auch ein Grund für Migräne sein.
Eine Fachgruppe unter der Leitung des Neurologen Christoph Schankin stellte fest, dass eine Migräneattacke fast immer mit spezifischen Begleiterscheinungen einhergeht: Die Betroffenen haben Blähungen, starken Durchfall und Magen-Darm-Krämpfe. Das muss eine Ursache haben: Der Verdacht fiel schliesslich auf die im Darm siedelnden Mikroben.
Signal für Migräne über den Vagusnerv
Die Rückmeldungen aus dem Darm an das Gehirn laufen über den Vagusnerv. Dessen Nervenbahnen beginnen in den Darmwänden. Dort wirken bestimmte Mikrobenstämme so zusammen, dass sie dem Vagusnerv den Befehl zum Auslösen der Migräne geben – oder sie verhindern. Dieser Vorgang hängt von der Art der Mikroben ab.
Um diese Theorie zu verifizieren, änderten die Wissenschaftler das Mikrobiom von Probanden. Sie gaben ihnen Mischungen aus Bakterienstämmen, darunter Milchsäure- und Bifidobakterien. Diese Probiotika änderten die Darmflora in ihrer Zusammensetzung und verringerten damit deutlich das Risiko für Migräne.
Ein möglicher Therapieansatz für Migräne könnte also die Veränderung der Darmflora sein. So ein Ansatz wäre eine Revolution. Vorläufig handelt es sich aber erst um eine Versuchsreihe, doch die Ergebnisse sind vielversprechend. Vielleicht lässt sich Migräne so wirklich heilen.