Die Migräne sagt «Hallo!» – aber wie! Mit Zickzacklinien im Sichtfeld, Wortfindungsstörungen und Taubheitsgefühlen kann einem die Aura einen Schrecken einjagen.
Aura Migräneanfall Gesichtsfeld Zacken
Ein Augen-Migräneanfall macht sich oft durch flimmernde Zacken im Gesichtsfeld bemerkbar. (Symbolbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Wenn bei Migräne die Nerven unter Hochspannung stehen, kann es zur Aura kommen.
  • Typisch ist die sogenannte visuelle Aura, die sich in Form von Sehstörungen zeigt.
  • Betroffene können Zickzacklinien im Gesichtsfeld sehen, Flecken, Schleier oder Schlieren.
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So wie die Morgenröte langsam den Tag beginnen lässt, so kündigt die Aura eine Migräne-Attacke an. Deswegen ist Aurora – die Göttin der Morgenröte – auch die Namenspatin dieses Phänomens.

«Auren entwickeln sich im typischen Fall über 20 bis 30 Minuten etwa eine Stunde vor Beginn der Migräne-Kopfschmerzphase», sagt Prof. Hartmut Göbel, Facharzt für Neurologie und Spezielle Schmerztherapie.

Dann klingt die Aura wieder ab, der Schmerz setzt ein. Betroffen von diesem Phänomen sind etwa 15 bis 25 Prozent der Migränepatienten.

Durch welche Anzeichen macht sich eine Aura bemerkbar?

Typisch sind Sehstörungen, oft sind es sogenannte einseitige Gesichtsfeldausfälle. Das heisst: «Im linken oder rechten Teil können zunehmende Flimmer-Erscheinungen auftreten», sagt Göbel. Betroffene sehen oft Zickzacklinien, die sich immer mehr ausbreiten oder farbige Randzacken ausbilden.

Teilweise gibt es auch Flecken, in denen man nichts sehen kann. Lesen zum Beispiel fällt dann schwer. Betroffene können aber auch den Eindruck haben, nur durch einen Schleier oder durch Schlieren hindurch sehen zu können.

Aura Morgenröte Migräne
So wie die Morgenröte langsam den Tag beginnen lässt, so kündigt die Aura eine Migräne-Attacke an. - Unsplash

«Grundsätzlich kann vor dem Beginn der Migräneattacke jedes Krankheitszeichen auftreten, das durch eine gestörte elektrische Erregbarkeit der Hirnrinde ausgelöst werden kann», sagt Hartmut Göbel. Die Hirnrinde ist der äussere Bereich des Gehirns.

Das kann Schwindel sein, Müdigkeit oder ein Kribbeln, etwa in den Händen. Manche Betroffene suchen vergeblich nach Worten oder können sich nicht mehr konzentrieren. Auch epileptische Anfälle oder Bewusstlosigkeit können auftreten.

Was passiert bei einer Aura im Gehirn?

Der Grund für eine Migräne und damit für Auren ist, dass die Patienten eine angeborene Besonderheit der Reizverarbeitung im Gehirn haben. «Ihr Nervensystem steht ständig unter ‹Hochspannung›», sagt Hartmut Göbel.

Ihre Gehirne nehmen dadurch Reize früher und schneller auf und verarbeiten sie rascher. Strömen zu viele Eindrücke ein – zu schnell, zu plötzlich -, werden die Nervenzellen stark aktiviert. Dabei kann die Energieversorgung in ihnen zusammenbrechen.

Das bedeutet: Die Steuerung der Nervenfunktionen entgleist. «Und da die Sehrinde des Gehirns besonders viel Energie benötigt, kommt es zu Sehstörungen, der typischen visuellen Aura», sagt Hartmut Göbel.

Was kann ich tun, wenn ich eine Aura erlebe?

Den Verlauf einer Aura beeinflussen kann man kaum, sagt Neurologe Charly Gaul. «Tritt eine Migräneattacke zum ersten Mal auf, ist stark ausgeprägt oder beinhaltet untypische Symptome, ist ein Besuch in der Notaufnahme im Zweifel sinnvoll, um andere Erkrankungen nicht zu übersehen.»

Bei Betroffenen, die ihre Auren kennen, stelle sich diese Frage aber selten. «Letztlich zwingt eine ausgeprägte Aura die Betroffenen eher dazu, ihre Aktivitäten wie Autofahren zu unterbrechen. Stattdessen muss man warten, bis die Symptome wieder abklingen.»

Kopfschmerzen Migräne halbseitig
Migräne-Kopfschmerzen schlagen oft nur halbseitig zu. - Unsplash

Um eine Aura leichter zu überstehen, muss der Patient lernen, mit Migräne-Attacken umzugehen. «Häufig sorgen sich Patienten, es könne eine Hirnerkrankung dahinterstecken oder sich ein Schlaganfall ankündigen», sagt Charly Gaul. «Die beste Strategie hier ist, sich über die Aura zu informieren.»

Insgesamt ist das Risiko für vaskuläre Erkrankungen wie einen Schlaganfall oder Herzinfarkt leicht erhöht. Die Ursache ist unklar.

«Das Risiko besteht jedoch nicht im Moment der Aura selbst», betont Gaul. «Es ist insgesamt erhöht. Möglicherweise spielen genetische Faktoren eine Rolle.» Deshalb empfiehlt er einen gesunden Lebensstil, der das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senkt.

Gibt es Medikamente gegen die Aura?

«Zur akuten Behandlung sind keine Medikamente oder Hausmittel verfügbar», sagt Charly Gaul. Aber: Es gibt Medikamente, die Patienten vorbeugend einnehmen können, um die Migränehäufigkeit – und damit auch die der Auren – zu verringern.

Und was ist mit Triptanen – einer Gruppe von Wirkstoffen, die Migräne akut lindern können? Oft heisst es, man solle sie erst nehmen, wenn die Aura abklingt.

«Ursprünglich dachte man, dass sich ihr Wirkmechanismus über eine Gefässverengung im Gehirn ableitet», erklärt Gaul. Deswegen steht im Beipackzettel, dass Triptane nicht während der Aura eingenommen werden sollten.

Behandlung Migräne Rezeptur
Zur akuten Behandlung von Migräne-Attacken gibt es noch keine allgemein verfügbare Rezeptur. - Unsplash

«Tatsächlich wirken diese Medikamente jedoch vor allem auf die Ausschüttung von Botenstoffen. Die damit verbundenen Veränderungen der Gefässweite sind eher eine mittelbare Folge.»

Einige Studien weisen laut Gaul allerdings darauf hin, dass Triptane während der Aura eingenommen möglicherweise nicht optimal auf die Migräneattacke wirken. «Ganz geklärt sind diese Fragen aber nicht.»

Ausserdem müsse berücksichtigt werden, dass das Medikament erst aufgenommen werden muss, bevor es seine Wirkung entfaltet. «Und bis dahin ist die Aura häufig bereits vorüber.» Im Zweifel ist es immer besser, bei Fragen wie diesen den Rat des Arztes einzuholen.

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