Vormarsch der Krätzmilbe: Skabies ist wieder da
Lange Zeit galt die Krätze in Mitteleuropa als weitgehend besiegt, doch nicht nur die Schweiz meldet steigende Fälle. Es gibt zum Glück Schutzmassnahmen.

Das Wichtigste in Kürze
- Skabies, meist «Krätze» genannt, wird von Krätzmilben ausgelöst.
- Die Ansteckung erfolgt über engen Körperkontakt.
- Bei der Behandlung ist auf grösstmögliche Hygiene zu achten.
Die Krätze gehört zu den weltweit am häufigsten auftretenden Hauterkrankungen. Problematisch ist vor allem die schnelle Ausbreitung. Nachdem sie in Mitteleuropa über lange Zeit weitgehend verdrängt schien, steigen die Fallzahlen in den letzten Jahren wieder an. Da jedoch keine Meldepflicht besteht, lassen sich keine konkreten Statistiken für die Schweiz aufstellen.
Parasitenbefall kann überall erfolgen
Skabies wird durch die sogenannte Krätzmilbe «Sarcoptes scabiei» ausgelöst. Die weiblichen Tiere bohren sich in weiche, leicht zugängliche Teile der Haut ein und legen dort ihre Eier ab. Innerhalb von drei Wochen schlüpfen neue Larven und reifen zu erwachsenen Milben heran. Die Männchen leben dagegen nur auf der Hautoberfläche und lösen keine schmerzhaften Symptome aus.
Der Befall mit Krätzmilben und anderen Parasiten wie Kopfläusen wird oft mit unhygienischen Lebensumständen in Verbindung gebracht. Dies ist jedoch nur bedingt richtig. Die Milben verbreiten sich überall dort, wo Menschen auf engem Raum zusammenleben. Überdurchschnittlich häufig sind Kindergärten und Schulen betroffen, in denen die Kinder gemeinsam spielen und dabei engen Körperkontakt haben. Zuhause infizieren sie dann die Eltern und andere Familienmitglieder.
Da die Milben auch beim Geschlechtsverkehr übertragen werden können, zählt die Krätze zu den sexuell übertragbaren Krankheiten.
Kleine Pusteln und unerträglicher Juckreiz
Die winzigen Gänge, die die weiblichen Krätzmilben zur Eiablage in die menschliche Haut bohren, lösen bei den Betroffenen starken Juckreiz aus. Dieser macht sich vor allem nachts bemerkbar und führt zu schlaflosen Nächten. Die Milben wählen in der Regel weiche dünne Hautstellen, in die sie leicht eindringen können, zum Beispiel die Finger- und Zehenzwischenräume, die Achseln und die Genitalien. An den befallenen Stellen treten kleine rötliche Pusteln und Knötchen auf.

Durch den Juckreiz beginnen die meisten Menschen mit dem Kratzen der Stellen und verschlimmern die Symptome zusätzlich. Manchmal sind mit blossem Auge die winzigen dünnen Gänge zu sehen, die die Milben graben – oder sogar die Milben selbst.
Problematisch: Es kann mehrere Wochen dauern, bis das Immunsystem eine passende Antwort auf den Parasitenbefall entwickelt und mit Gegenwehr in Form der Symptome reagiert. In der Zwischenzeit kann die befallene Person Menschen in der Umgebung anstecken.
Bei der Behandlung den Pingpong-Effekt vermeiden
Hat der Hautarzt die Diagnose Skabies gestellt, wird er ein entsprechendes Medikament wie Permethrin verordnen. Dieses wird in Form von Creme oder Spray auf die betroffenen Stellen aufgetragen. Bei einer Unverträglichkeit gegen Permethrin können Ärzte Tabletten mit Ivermectin zur oralen Einnahme vorschlagen. Allerdings ist der Wirkstoff in der Schweiz nicht zugelassen und muss aus Frankreich oder Deutschland importiert werden. Die Krankenkassen erstatten die Kosten in der Regel nicht.
Ganz wichtig bei der Therapie ist die Einhaltung der empfohlenen Behandlungsdauer. Selbst wenn sich die akuten Symptome bereits zurückgebildet haben, muss die Creme aufgebraucht werden. So wird sichergestellt, dass auch die letzten noch in der Haut vorhandenen Milbeneier absterben.
Sind mehrere Familienmitglieder betroffen, ist auf grösstmögliche Hygiene zu achten, um den sogenannten «Pingpong-Effekt» zu vermeiden. Dabei stecken sich Menschen immer gleichzeitig an. Alle Familienmitglieder sollten getrennte Handtücher etc. verwenden, die häufiger gewaschen werden. Bei 60° C werden die Milben zuverlässig abgetötet. Auch Bettwäsche, Sofadecken, Badematten, etc. müssen gereinigt werden. Bei Polstermöbeln genügt es, sie gründlich abzusaugen.
Einen kompletten Schutz vor Ansteckung gibt es nicht
Das Risiko einer Ansteckung ist überall dort hoch, wo sich Menschen auf engem Raum aufhalten: Kindergärten, Kitas und Schulen, Alters- und Pflegeheime, Asylunterkünfte und Wohnungen, in denen sich mehrere Menschen ein Zimmer teilen. Doch hundertprozentigen Schutz gibt es nicht. Die Ansteckung kann zum Beispiel beim Geschlechtsverkehr mit einer neuen Bekanntschaft erfolgen. Auch in Hotels kann es durchaus zu einer Ansteckung kommen, wenn die Zimmer und Betten nicht mit grösster Sorgfalt gereinigt wurden.