Kaffee

Die Bohne für das gewisse Extra: Kochen und Würzen mit Kaffee

Nau Lifestyle
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Bern,

Wenn Kaffee auf dem Teller landet, klingt das nach einem Unfall. Doch weit gefehlt: Man kann mit Espressobohnen kochen. Und zwar sehr schmackhaft, so Experten.

geröstete Kaffeebohnen
Aus Kaffeebohnen lässt sich nicht nur ein Kaffee zubereiten. Geröstete Bohnen sind auch Geschmacksträger und können beim Kochen von Gerichten zum Einsatz kommen. - Andrea Warnecke/dpa-tmn

Das Wichtigste in Kürze

  • Kaffee kann man nicht nur trinken, sondern auch essen: in Tiramisu oder auch mit Rotkohl!
  • Dabei kommt die geröstete Kaffeebohne zum Einsatz.
  • Kombiniert mit anderen Gewürzen wie Salz oder Schokolade entsteht ein toller Geschmack!

Kaffee kann man nicht nur in unzähligen Varianten trinken. Kaffee kann man auch essen. Und damit ist nicht nur der italienische Dessert-Klassiker Tiramisu gemeint.

Wie wär's mit Kaffee im Kartoffelpüree, in der Suppe oder auf dem Steak? Schwer vorstellbar, wie das schmeckt?

«Sogar umwerfend gut», sagt einer, der die geröstete Bohne als Geschmacksträger nutzt: Heiko Antoniewicz, Koch und Kochbuchautor aus Werne (NRW, Deutschland).

Der gebürtige Westfale gilt als der Geschmackstüftler und Impulsgeber unter deutschen Spitzenköchen.

Frage: Wie kommt man auf die Idee, mit Kaffee zu kochen?

Heiko Antoniewicz: Damit habe ich schon 2005 angefangen. Zu einem Kochwettbewerb, an dem ich teilgenommen habe, musste ein 4-Gänge-Menü komplett mit Kaffee kreiert werden.

Ein Dessert ist ja noch einfach. Aber Vorspeisen und Hauptgerichte?

Da habe ich begonnen, mit Kaffee zu experimentieren und zu forschen – nicht nur mit gebrühtem Kaffee, sondern mit der ganzen Kaffeebohne.

Etwa, um sie im Fond und weiteren Flüssigkeiten zu extrahieren.

frische Kaffeebohnen
Noch bevor die Kaffeebohne braun geröstet wird, liefert sie bereits ein farbenfrohes Fest für die Augen. - Unsplash

Ich habe festgestellt, dass die über 1000 verschiedenen Kaffeearomen im positiven Sinne ein richtiger Geschmacksverstärker sind. Er gibt jedem Lebensmittel einen geschmacklichen Körper.

Das lässt sich nutzen, um Kaffeeöl herzustellen. Dazu werden ganze Kaffeebohnen in Rapsöl zunächst im Kochtopf auf 60 Grad erhitzt.

Nach einer halben Stunde wird der Topf an die Seite gestellt. Dann ziehen die Bohnen zwei weitere Tage im Öl. Heraus kommen wunderbare Umami-Noten.

Frage: Wofür lässt sich das Kaffeeöl verwenden?

Antoniewicz: Es ist perfekt etwa für eine Marinade zu Fischgerichten. Keine Sorge: Das Öl ist nicht dunkel, wie man annehmen könnte, sondern nur ganz leicht goldgelb.

Wir nutzen es auch, um Schwarzwurzel oder Chicorée zu braten. Das hat den Vorteil, dass bei den bitteren Gemüsen die Bitternote reduziert wird.

Frage: In welcher Form kommt Kaffee noch zum Einsatz?

Antoniewicz: Ein extrahierter Espresso kann ganz zum Schluss viele Speisen veredeln. Etwa Rotkohl.

Man kocht den Kohl – wie er immer gemacht worden ist – und zum Schluss kommen auf 100 Gramm 10 Gramm schwarze Schokolade und ein Espresso ran – wie in Italien üblich etwa eine halbe Mundfüllung voll.

Wer sich unsicher ist, sollte es erstmal mit 10 Gramm – das sind etwa zwei Espressolöffel – ausprobieren.

Das bringt einen unglaublichen Umami-Effekt, ohne dass der Rotkohl nach Kaffee schmeckt.

Kaffeebohnen in Herzform, Schokolade, Espresso auf Jute
Schwarze Schokolade und einen Espresso zu Rotkohl geben: eine wahre Geschmacksüberraschung! - Unsplash

Und da wäre noch Kaffee als Gewürz, etwa in Rubs für Wildgerichte.

Dafür muss man nur löslichen Kaffee mit Salz mischen – etwa ein gehäufter Teelöffel auf 100 Gramm Salz. Damit wird das Wild eingerieben. Das Kaffeearoma verfliegt, aber der Duft von frisch gemahlenem Kaffee bleibt.

Ganze Kaffeebohnen landen bei mir auch in Saucen, um diese nach Gefallen zu aromatisieren. Fein passiert servieren wir die Jus zum Schweinefleisch.

Das Mass hierfür ist der eigene Geschmack. Dafür braucht es nicht viel. Viele Bohnen in der Sauce müssen nur kurz ziehen und sind sehr ausdrucksstark im Geschmack.

Wenige Bohnen geben jedem Gericht den geschmacklichen Halt beziehungsweise das gewisse Etwas.

Auch helle Saucen zu Schellfisch oder Kabeljau schmecken mit Kaffeebohnen wirklich umwerfend. Dafür nehme ich etwa 15 Bohnen und lasse sie 5 bis 8 Minuten in der fertigen Sauce ziehen.

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