Gesunder Wachmacher? – «Wer Kaffee trinkt, lebt länger»
Kaffee bewirkt etwas im Körper: Er ist ein Muntermacher und regt die Verdauung an. Studien zeigen: Kaffee kann beim Vorbeugen einiger Erkrankungen helfen.
Das Wichtigste in Kürze
- Kaffee hatte lange Zeit einen schlechten Ruf – schlicht wegen des Designs der Studien.
- Tatsächlich ist Kaffee nicht nur wohlschmeckend, sondern durchaus gut für die Gesundheit!
- Kaffee verlängert das Leben, beugt Krebsarten vor – und trocknet nicht aus.
- Zur besseren Verträglichkeit helfen Espresso (!), Milch oder die entkoffeinierte Variante
Kaffee ist für viele Menschen der Wachmacher schlechthin. Doch er kann noch mehr, als nur die Müdigkeit aus den Gliedern zu treiben.
Studien deuten darauf hin, dass Kaffee durchaus gut für die Gesundheit sein kann. Wie kommt das?
«Kaffee ist nicht ungesund», sagt die Ernährungs- und Gesundheitswissenschaftlerin Anna Flögel.
Vielmehr deutet die Studienlage heute das Gegenteil an. «Zumindest ein moderater Konsum ist eher mit einem allgemein reduzierten Krankheitsrisiko zu verbinden.»
Kaffeetrinker leben länger
Anna Flögel hat Langzeitstudien ausgewertet, für die Zehntausende Menschen über Jahrzehnte immer wieder zu ihren Lebensgewohnheiten befragt und neu aufgetretene Krankheiten erfasst wurden.
Eine Erkenntnis daraus dürfte Kaffeeenthusiasten freuen: «Wer Kaffee trinkt, lebt länger - und zwar über die Kontinente hinweg», sagt sie.
Dabei hatte Kaffee lange Zeit einen eher schlechten Ruf, wenn es um die Gesundheit ging. Warum eigentlich?
Das hat Flögel zufolge mit den Designs der Studien zu tun und vor allem damit, dass ein ganz zentraler Faktor zu wenig berücksichtigt wurde: das Rauchen.
Denn es ist so, dass Raucher häufiger Kaffee trinken. Gesundheitsrisiken, etwa das erhöhte Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, wurden dem Kaffee also teils fälschlicherweise zugeschrieben.
Vorbeugend gegen bestimmte Krebsarten
Tatsächlich deuten die wissenschaftlichen Untersuchungen inzwischen vielfach gesundheitsfördernde Aspekte an. So ist es wahrscheinlich, dass Kaffeekonsum eine gewisse vorbeugende Wirkung gegen Gebärmutterkörperkrebs und Leberkrebs hat.
Gleiches gilt für Typ-2-Diabetes. Das Risiko gesunder Personen, Bluthochdruck zu entwickeln, hängt wiederum laut Flögel nicht mit Kaffeekonsum zusammen.
Generell auf Kaffee verzichten müsse man als Bluthochdruck-Patient nicht, schreibt die Deutsche Herzstiftung.
Allerdings sollte man seine Blutdruckmessungen so eintakten, das man wegen der kurzzeitig erhöhten Werte nicht 20 bis 30 Minuten nach dem Kaffeetrinken misst.
Vorsichtig sollten Menschen mit Herzrhythmusstörungen sein – treten diese durch den Kaffeegenuss verstärkt auf, sollte man weniger trinken oder ganz verzichten.
Zwischenfazit: In aller Regel ist Kaffeetrinken ohne schlechtes Gewissen möglich, im Gegenteil. Wahrscheinlich ist es sogar gesund.
Bleibt noch zu klären, wie Kaffee unmittelbar im Körper wirkt. Dafür schauen wir uns drei weit verbreitete Thesen etwas genauer an:
These 1: Kaffee trocknet aus!
Stimmt nicht. «Kaffee kann man normal zur Flüssigkeitsmenge hinzuzählen wie Wasser», sagt Wissenschaftlerin Anna Flögel.
Das heisst, es zahlt ebenso auf die Tagesbilanz ein. Im Allgemeinen wird empfohlen, 1,5 bis 2 Liter am Tag zu trinken.
These 2: Je mehr Kaffee, desto munterer!
Stimmt so pauschal nicht. Wie schnell Koffein verstoffwechselt wird, sei individuell sehr unterschiedlich, erklärt Flögel.
«Bei dem einen reicht eine halbe Tasse, um die Nacht zum Tag zu machen, die andere kann vier Tassen trinken und schlafen gehen.»
Es gibt auch einen Gewöhnungseffekt: Wer regelmässig viel trinkt, dem bringt eine Tasse nicht mehr so einen starken Kick.
These 3: Kaffee bringt die Verdauung auf Trab.
Stimmt durchaus. Bei vielen Menschen ist es Teil der Morgenroutine: Zunächst eine Tasse Kaffee und dann ab auf die Toilette.
So ein Effekt sei hauptsächlich durch das Koffein zu erklären, sagt Flögel, weil sich das generell stimulierend auf den Stoffwechsel auswirke.
Pauschal trifft auch diese These nicht zu: Ob und wie stark Kaffee die Verdauung auf Trab bringt, sei individuell unterschiedlich.
Und was ist, wenn einem der Kaffee auf dem Magen schlägt?
Dann lohnt es sich, auf Espresso umzusteigen. Das empfiehlt Diplom-Ökotrophologin Birgit Warnecke vom Deutschen Kaffeeverband in Hamburg.
Espresso enthalte – bedingt durch Röstung und Zubereitung – etwas weniger Stoffe, die einen empfindlichen Magen reizen können.
«Der vielfach kommunizierte Ratschlag, zur besseren ‹Verträglichkeit› auf langzeitgerösteten Kaffee auszuweichen, ist ein Mythos, der auf einem veralteten Wissensstand basiert», sagt Warnecke.
Milch im Kaffee mindert das Problem
«Wenn man unter einem bereits angegriffenen Magen leidet, sollte man es vermeiden, Kaffee – wie im Übrigen auch viele weitere Lebensmittel – auf nüchternen Magen zu trinken», rät die Expertin.
Hier biete sich auch die Zugabe von Milch an, da dadurch der direkte Kontakt des Kaffees mit der Magenschleimhaut reduziert werde.
Da das Koffein verdauungsanregend wirke, werde entkoffeinierter Kaffee zum Teil auch besser vertragen als koffeinhaltiger.
Er sei natürlich vor allem dann auch eine gute Alternative, wenn man auf die anregende und wachmachende Wirkung des Koffeins verzichten möchte.