Vegan: Darum entscheiden sich Menschen für diese Ernährungsweise
Vegan zu leben ist nicht einfach und die Entscheidung dafür will wohlüberlegt sein. Bei den meisten Menschen spielen Umweltschutz und Tierwohl die Hauptrolle.
Das Wichtigste in Kürze
- 95 Prozent aller Veganer in der Schweiz führen den Tierschutz als Grund an.
- Die Entscheidung fällt bewusst und ist keine Frage von Allergien oder Geschmack.
In vielen Fällen ist der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel keine freiwillige Entscheidung. In der Schweiz leidet laut «Schweizerische Gesellschaft für Ernährung» jeder Fünfte an einer Laktoseintoleranz, das heisst, einer Milchzuckerunverträglichkeit.
Das bedeutet, dass die Betroffenen auf Milch und Milchprodukte verzichten müssen, da ihr Körper diese nicht richtig verdauen kann.
Etwa ein Prozent leidet laut dem «aha! Allergiezentrum Schweiz» an Zöliakie, einer Unverträglichkeit von Gluten, das in den meisten Getreidesorten steckt.
Die Betroffenen hier müssen daher auf Lebensmittel verzichten, die mit Getreidesorten wie Weizen, Roggen und Gerste hergestellt werden.
Veganer verzichten freiwillig auf Lebensmittelgruppen
Veganer hingegen entscheiden sich in der Regel bewusst für den Verzicht auf Fleisch und tierische Produkte.
Nur eine verschwindend geringe Zahl gab in Umfragen an, dass sie kein Fleisch vertragen oder dass es ihnen nicht schmeckt.
Die Gründe, vegan leben zu wollen, sind vor allem ideeller Art: Veganer hoffen, mit ihrem Verzicht auf Fleisch und tierische Produkte etwas in der Gesellschaft bewegen zu können.
Die eigene Gesundheit spielt dagegen nur für die Hälfte der Befragten laut «Statista» eine Rolle.
Tierwohl der wichtigste Grund
An erster Stelle steht der Wunsch, Tieren das Leid der modernen Massentierhaltung zu ersparen.
Ganze 95 Prozent gaben dies als Hauptgrund für den Umstieg auf die vegane Ernährung an. Gemeint ist damit nicht nur die Erzeugung von Fleisch selbst durch die Aufzucht von Schlachtvieh.
Durch den Verzicht auf tierische Produkte wie Milch und Eier möchten sie auch das Leiden der Nutztiere reduzieren.
Dazu gehört die Stallhaltung von Kühen. Diese werden meist viel zu früh von ihren Kälbern getrennt, damit ihre Milch für den Menschen genutzt werden kann.
Hühner werden unter unsäglichen Bedingungen in Legebatterien gehalten, um Eier für den Menschen zu legen.
Je mehr Menschen also vegan leben, umso weniger Tiere müssen leiden. Allerdings geht diese Rechnung nur teilweise auf.
Tiere, die aufgrund sinkender Nachfrage erst gar nicht geboren werden, müssen natürlich nicht leiden. An den Haltungsbedingungen für die vorhandenen Tiere ändert es jedoch nichts.
Mehr Umweltschutz durch geringere Tierhaltung
An zweiter Stelle der Gründe steht der Umweltschutz: Die Tierhaltung führt nicht nur zu unsäglichem Tierleid, sondern auch zu hohen Umweltbelastungen.
In vielen Ländern werden natürliche Wälder gerodet, um Weideflächen für immer mehr Rinder zu schaffen.
Für die Ernährung der Rinder müssen dann weitere Flächen für den Anbau von Soja und anderen Futtermitteln gerodet werden.
In Brasilien wird beispielsweise drei Viertel der gesamten Sojaernte als Tierfutter angebaut und verfüttert. Würden weltweit weniger Rinder verzehrt, müsste umso weniger Regenwald als Weidefläche und Anbaufläche für Soja zerstört werden.
Dazu verursacht die Nutztierhaltung enorme Mengen an Treibhausgasen. Neben CO₂ spielt hier vor allem Methan eine grosse Rolle, das in den Mägen von Wiederkäufern gebildet wird.
Methan ist zehn bis 20 Mal so schädlich wie CO₂. Eine einzige Kuh erzeugt jährlich rund 100 Kilogramm Methan. Das entspricht laut «ARD Alpha» einem CO₂-Ausstoss von 18'000 gefahrenen Autokilometern.
Vegan leben: Gesundheit erst an dritter Stelle
Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Veganer gibt an, dass die eigene Gesundheit eine Rolle für den Ernährungsumstieg spielt.
Sie erhoffen sich durch den Verzicht auf Fleisch und Fleischprodukte ein geringeres Risiko für Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes mellitus.
Auch der Wunsch einer Gewichtsreduktion wird dabei häufig genannt, wenn es darum geht, vegan zu leben.