Vegane Ernährung im Aufschwung: Wird der Trend zum Problem?
Sich vegan zu ernähren liegt bereits seit Jahren im Trend. In einigen Ländern wird das Weglassen von tierischen Produkten neu gar zu einer Art Statussymbol.
Das Wichtigste in Kürze
- Die vegane Ernährung liegt seit Jahren aus unterschiedlichen Gründen im Trend.
- In China gilt man gar als besonders «hip», wenn man sich fleischlos ernährt.
- Die Organisation Greenpeace macht aber auf eine gute Ernährung für alle aufmerksam.
Die Ernährung ohne tierische Produkte wird immer beliebter, die Regale mit pflanzlichen Produkten immer voller. In chinesischen Grossstädten mutierte der Lebensstil sogar bereits zu einer Art Statussymbol: Wer es sich leisten kann, verzichtet auf Fleisch, Eier und Milch.
Dabei war es in China lange umgekehrt: Sich Fleisch leisten zu können, gehörte zum guten Ton. Doch seit rund fünf Jahren hat sich der Trend gewendet. Junge Personen sind zunehmend alarmiert durch Krisen wie das Coronavirus und die afrikanische Schweinepest. Dadurch wurde die fleischlose Ernährung immer beliebter.
Auch in der Schweiz boomen Vegi-Schnitzel und Hafermilch. Die Bevölkerung wird sich den Folgen einer fleischlastigen Ernährung immer bewusster. Stand Juni 2020 ernähren sich in der Schweiz laut «Statista» rund 2,6 Prozent der Bevölkerung Vegan und circa 5,8 Prozent vegetarisch.
Umweltorganisationen erinnern jedoch daran, dass die pflanzliche Ernährung weiterhin für jedermann zugänglich bleiben muss.
Vegane Ernährung im Aufschwung
Dass die vegane Ernährung immer mehr Schwung erhält, fällt auch Greenpeace Schweiz auf. «Dabei gibt es vermehrt auch Personen, die nicht per se aus Tierwohl-Fragen interessiert sind. Sondern vermehrt auch aufgrund der globalen Klimakrise», so Alexandra Gavilano, Mediensprecherin bei der Organisation.
Auch das «6. Artensterben. Umweltfolgen aufgrund der Nutztierhaltung und die Gesundheit» würden eine Rolle spielen. Gavilano freut sich, es sei eine begrüssenswerte und notwendige Entwicklung angesichts der planetaren Krise.
«Generell ist es natürlich begrüssenswert, wenn sich mehr Menschen dem Standort Schweiz angepasst ernähren. Also viel weniger tierische Produkte, am besten gar keine, konsumieren.»
Gute Ernährung soll jedem ermöglicht werden
Eine «biologisch-saisonale-regionale-vegane oder fast-vegane Bewegung» würde die Greenpeace-Sprecherin sehr begrüssen. Denn so würde sich auch der Druck auf Politik und Wirtschaft verstärken.
Problematisch könnte es werden, wenn vegane Ernährung nur noch für Personen erreichbar wird, die es sich leisten können. Gavilano betont klar: «Eine gute Ernährung sollte wirklich allen ermöglicht werden und somit auch nicht überteuert sein.»
Und: «Fakt ist, wir spüren das Privileg, die Folgen der Klimakrise und des Artensterbens noch nicht so stark. Gleichzeitig haben wir das Geld, um unsere Ernährung, die Wirtschaft und die Landwirtschaft jetzt zu transformieren. Und dabei gleichzeitig die soziale Gerechtigkeit entsprechend miteinzubeziehen.»
Veganer Lifestyle ist nicht für jeden erreichbar
Auch die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE) erkennt einen Trend zur fleischlosen Ernährung. Besonders gesundheitliche und ethische Aspekte würden eine Rolle spielen.
Doch wer Vegan sein will, muss einige Dinge beachten. Stéphanie Bieler, Fachexpertin Ernährung, meint: «Es ist wichtig, dass die persönliche Ernährung den Bedarf des Körpers mit allen notwendigen Nährstoffen decken kann. Egal ob mit oder ohne tierische Produkte.»
Je eingeschränkter der Speiseplan sei, desto grösser ist das Risiko, dass dies nicht möglich ist. «Wir empfehlen grundsätzlich eine abwechslungsreiche, ausgewogene Ernährung, in der sowohl pflanzliche wie auch tierische Produkte ihren Platz haben.»
Doch, so ist sich Bieler sicher: «Bei sorgfältiger Planung und der Einnahme entsprechender Supplemente ist eine vegane Ernährung möglich. Bestimmten Bevölkerungsgruppen wie Schwangeren, Stillenden, Kindern oder Senioren rät die SGE jedoch von einer veganen Ernährung ab.»