Klimaaktivsten streiken Corona-konform sitzend
In der ganzen Schweiz wird heute wieder für das Klima demonstriert. Sitzend und Corona-konform fordern die Aktivisten netto null bis 2030.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Freitag wird in der ganzen Schweiz erneut für das Klima demonstriert.
- Die Aktivisten fordern unter dem Motto #NoMoreEmptyPromises netto null bis 2030.
- Bereits am Mittag verteilt die Polizei in Bern Bussen.
Der Klimastreik ist zurück! Am heutigen Freitag versammeln sich über die ganze Schweiz verteilt Gruppen von Klimaaktivisten. Erstmals in diesem Jahr gehen die Aktivistinnen und Aktivisten wieder auf die Strasse. Von Willisau LU bis nach Basel finden – unter der Einhaltung der Corona-Massnahmen – Sitzstreiks statt.
Auf dem Berner Waisenhausplatz befinden sich gemäss Schätzung eines Nau.ch-Reporters kurz nach Mittag schon rund 300 Klimaaktivisten. Einige haben auch Wagen mitgebracht.
Auch die Polizei ist vor Ort. Mit Kastenwagen hat sie sich rund um den Platz stationiert. Erlaubt wären wegen der Corona-Massnahmen eigentlich nur 15 Personen.
Deshalb mahnt die Polizei: «Bitte verlassen Sie die Örtlichkeit, sonst werden Sie kontrolliert und weggewiesen.» Bussen werden verteilt. Die Aktivsten bleiben trotzdem sitzen.
Lena Bühler, Aktivistin beim Klimastreik Bern und Klimastreik Schweiz, zeigt sich über die Aktion zufrieden: «Das heute ist definitiv ein Erfolg. Wir können hier friedlich demonstrieren und unsere Forderungen anbringen.»
Allerdings sei man schon ein bisschen schockiert über das Vorgehen der Polizei. «Sie wollen unbedingt verhindern, dass hier mehr als 15 Personen sind. Aber wir halten uns ja an die Massnahmen.»
Die Polizei verteilt noch immer Bussen und sammelt Kontaktdaten. «Wir werden ganz sicher bis 13.30 Uhr hier bleiben, solange haben wir die Bewilligung», so Bühler.
Man werde mit Anwälten schauen, dass die Bussen, die verteilt wurden, vom Klimastreik übernommen würden.
«No more empty promises»
Die Stadträtin des Grünen Bündnis Bern, Jelena Filipovic (27), sagt zu Nau.ch: «Unsere Hauptforderung ist ‹No more empty promises›. Es geht einfach alles zu langsam vorwärts.»
Filipovic macht sich heute auch auf dem Waisenhausplatz fürs Klima stark. «Wir waren die letzten Monate zwar nicht so präsent auf der Strasse, aber wir haben tatkräftig weiter an Projekten gearbeitet. So zum Beispiel am Climate Action Plan. Wir wollen in Zukunft wieder aktiver auf der Strasse unterwegs sein.» Man kämpfe aber vor allem im Hintergrund mit.
«Es kann nicht sein, dass wir vollkommen legal unsere Welt verschmutzen. Aus diesem Grund wird es wohl auch in Zukunft mehr Aktionen geben, die Aufmerksamkeit erregen», so Filipovic.
Netto Null bis 2030
Der Klimastreik solidarisiert sich mit der weltweiten Klimabewegung und fordert unter dem Motto #NoMoreEmptyPromises netto null bis 2030.
«Die nächsten Monate werden entscheidend im Kampf gegen die Klimakrise sein. Der Klimastreik geht erstmals in diesem Jahr wieder auf die Strasse, um die soziale und ökologische Transformation voranzutreiben.» Das sagt Tina Hitzblech aus Bern.
350-seitiger Plan für netto null bis 2030
Vor einigen Wochen publizierten Klimastreikende und Wissenschaftler einen Klimaaktionsplan. Dieser Plan zeigt auf, dass netto null bis 2030 möglich ist, heisst es in einer Medienmitteilung. Der über 350-seitige Plan skizziere, welche Massnahmen ergriffen werden müssen, um eine klimagerechte Gesellschaft aufbauen zu können.
In den letzten Wochen arbeitete das Komitee ein Konzept für einen coronakonformen Sitzstreik aus. Am ganzen Protest gelte laut Mitteilung eine Maskenpflicht. Es werde zudem mehr als der Mindestabstand eingehalten und erlaubt seien ausschliesslich kleine Gruppen von maximal fünf Streikenden.