ADHS bei Paaren: So bestimmt die Erkrankung die Beziehung
Eine ADHS-Diagnose tangiert meist nicht nur den direkt Betroffenen, sondern auch sein Umfeld. Gerade in einer Beziehung macht das etwas mit dem Miteinander.
Das Wichtigste in Kürze
- Ist ein Partner von ADHS betroffen, ist das für eine Beziehung oft eine Herausforderung.
- Hier sind beide Partner gefragt, sich anzupassen.
- Bedürfnisse und Dynamiken gilt es zu verstehen - und konstruktiv zu bewältigen.
Jede Beziehung hat ihre Höhen und Tiefen. Allein durch die verschiedenen Charaktereigenschaften der Partner, durch ihre Einstellungen, durch ihre Vorgeschichten.
Jede Diagnose hat andere Auswirkungen
Ist einer von beiden von ADHS betroffen, bedeutet das oft eine neue Ebene der Herausforderung. Wobei es hier keine Faustregel oder Anleitung zum Umgang gibt. Denn eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung kommt zwar mit ähnlichen Symptomen – äussert sich jedoch bei jedem in anderer, ausgeprägter Form. Für die Betroffenen bedeutet das meist ein Leben im Balanceakt.
So kann sich ADHS auch auf verschiedene Weise auf eine Partnerschaft auswirken, von Kommunikationsschwierigkeiten bis hin zu Konflikten. Das fängt möglicherweise damit an, dass der ADHS-Partner Schwierigkeiten damit hat, Aufgaben zu organisieren oder Termine einzuhalten.
Symptome können verärgern, verunsichern – oder erschrecken
Auch längere Gespräche können ein Problem sein, weil die Konzentration nachlässt, die Aufmerksamkeit zu Ablenkungen wandert. Das wiederum kann zu Frustration beim anderen Partner führen.
Wenn das gemeinsam anberaumte Dinner im Edelrestaurant in Vergessenheit gerät, ruft das beim «sitzengelassenen» Partner wahrscheinlich Ärger hervor. Der bekommt durch solche Verhaltensweisen auf Dauer möglicherweise das Gefühl, dass seine Bedürfnisse und Anliegen dem anderen nicht wichtig sind.
Auch Impulsivität und emotionale Instabilität, die oft ein Thema bei ADHS sind, können für Spannungen sorgen. Sieht der Partner mit ADHS plötzlich «rot» und lässt seinem Ausbruch freien Lauf, ist das für den Gegenpart oft erschreckend. Möglicherweise hat er zwar Verständnis für solche Handlungen, wenn er den Zusammenhang versteht. Wirklich nachvollziehbar ist das Geschehen für ihn trotzdem nicht.
Gut möglich, dass er sich auf lange Sicht überfordert fühlt. Eine Folge kann sein, dass er das Vertrauen in die Stabilität der Beziehung verliert.
Weiterer Stolperstein: Wie beide Partner ADHS und ihre Auswirkungen auf die Beziehung sehen. Während ein Partner möglicherweise eine klare Diagnose und Behandlung wünscht, könnte der andere Partner die Symptome als persönliche Schwächen betrachten. Vielleicht herrschen da Gedanke wie: «Ich muss mich nur mehr anstrengen, dann wird das schon.»
Solch eine Diskrepanz in der Wahrnehmung kann zu Konflikten und Missverständnissen führen. Und auch die können eine Beziehung belasten.
Klare Vereinbarungen und Unterstützung
Um mit diesen Herausforderungen umzugehen, ist es entscheidend, dass sich beide Partner offen über ihre Bedürfnisse, Erwartungen und Sorgen austauschen. Hier kann die Partnerschaft von klaren Vereinbarungen profitieren. Etwa, wenn es darum geht, die Kommunikation zu verbessern, Aufgaben zu organisieren oder Konflikte konstruktiv zu lösen.
Insgesamt erfordert es Geduld, Verständnis und Anpassungsfähigkeit, von beiden Seiten, eine Beziehung zu führen, in der ADHS eine Rolle spielt. Auch eine professionelle Begleitung durch Therapie oder Beratung macht durchaus Sinn.