«All bodies are beautiful»: Das will Body Positivity
Die Nase voll von Photoshop und KI für Ihr Social-Media-Profil? Willkommen in der realen Welt! Auch die Body Positivity Bewegung setzt bei echten Körpern an.
Das Wichtigste in Kürze
- Jeder Mensch ist wertvoll: so der Standpunkt der Body Positivity Bewegung.
- Sie wehrt sich gegen Schönheitsideale der westlichen Gesellschaft.
- Deren Kriterien lauten trotz allem weiterhin: jung, weiss und schlank.
«Spieglein, Spieglein an der Wand ...», die klassische Frage nach «Bin ich jetzt schön genug oder nicht», müsste heute lauten: «Smartphone, Smartphone in der Hand ...». Und im Hinterkopf: Hast Du neue Likes für mich parat?
Die digitale Ära hat uns gelehrt, dass das gephotoshoppte Bild im Profil besser aussieht als das mit den Rettungsringen um den Bauch. Die KI zaubert uns gar das sexy Lächeln ins Gesicht, ohne dass wir jemals geschafft hätten, auch nur annähernd so nett zu gucken.
Unsere Gesellschaft suggeriert uns: Schönheit ist messbar. Kriterien geben Aufschluss darüber, ob man sie erreicht (hat) oder nicht. Im Mittelpunkt der Diskussion: der menschliche Körper. anwendbare Kriterien: Gewicht, Alter, Grösse, Hautfarbe, um nur einige zu nennen. Und Likes. Natürlich.
Vielleicht waren Sie kürzlich mal am Bahnhof Zürich? Ist Ihnen das Plakat mit der Werbung für Brustoperationen aufgefallen? Laut Schätzung einer sogenannten Schönheitsklinik lassen in der Schweiz jährlich gut 50'000 Menschen eine Schönheitsoperation durchführen, Tendenz steigend. Schönheit scheint auch mit Kaufkraft zu tun zu haben.
Haben wir das wirklich nötig? Die Body Positivity Bewegung sagt: Nein, haben wir nicht.
Body Positivity: Jeder Mensch ist wertvoll
Seit etwa 2010 im deutschen Sprachraum bekannt und aktiv, setzt sich diese gesellschaftspolitische Bewegung, deren Ursprünge vor etwa 60 Jahren in den Vereinigten Staaten liegen, gegen unrealistische Körper- und Menschenbilder und für eine «positive Körperwahrnehmung» ein.
Die Body Positivity Bewegung sagt: Der Wert eines Menschen misst sich nicht an Schönheit (oder Hässlichkeit) der Körperform, die gesellschaftliche Erfindungen ihrer Zeit sind.
Stattdessen gilt: Jeder Mensch ist wertvoll. Es geht um Selbstwertgefühl: Du bist Körper, und viele schöne andere Eigenschaften auch! Ob andere das schön empfinden oder nicht, ist – sekundär bis egal. Passend dazu steht die Body Positivity Bewegung für Antidiskriminierung, gegen Rassismus, für soziale Gerechtigkeit und Diversität.
Statt einen Körper ins Scheinwerferlicht zu stellen, alle Körper in den Blick nehmen
Kritiker halten dagegen: Wenn Ihr die Fixierung auf den Körper so leid seid, guckt Euch doch selber an. Ihr redet doch selbst davon. Und die Dicken und Grauhaarigen, die mit den Schwangerschaftsstreifen und die Dürren, jede und jeder muss sich jetzt aus allen Perspektiven posten und promoten. Kann's das denn sein?
Man könnte mit den Worten einer Body-Positivity-Inspiratorin antworten: Haben erst mal alle verstanden, worum 's geht, dann wird auch das Reden über den Körper überflüssig.
Statt ein Körperideal ins Schweinwerferlicht zu stellen, geht es darum, die Vielfalt aller Körper wahrzunehmen. Ganz schlicht: «All bodies are beautiful» – Alle Körper sind schön.