Brust-OP-Plakat am Zürcher HB sorgt für Kritik
Am Hauptbahnhof in Zürich wird zig mal Werbung für Brustvergrösserungen geschaltet. Was löst das bei Frauen aus? Ein Experte beurteilt die Wirkung kritisch.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Klinik wirbt am Zürcher Hauptbahnhof für Brustvergrösserungen.
- Dies ist zwar legal, kann aber grosse Verunsicherung bei jungen Frauen auslösen.
- Auch Passantinnen zeigen sich wenig begeistert von den Plakaten.
Wer derzeit durch den Zürcher Hauptbahnhof geht, kommt nicht an ihnen vorbei: Prominent platziert erblickt man dort alle paar Meter ein digitales Plakat einer Schönheitsklinik. Was ins Auge sticht: Diese wirbt für Brustvergrösserungen.
«Ready for summer?», also «parat für den Sommer?»: So heisst es auf dem Plakat auf den Bildschirmen. Darauf wird ein grosser Busen mit «Glücksgefühlen» verbunden.
Eine solche Botschaft kann bei jungen Frauen durchaus grosse Verunsicherung auslösen, wie Andreas Fahr, Professor für Mediennutzung und -wirkung an der Uni Freiburg, erklärt. Im besten Fall würden Jugendliche mit ihren Eltern über solche Werbung sprechen. «Im ‹schlechtesten› Fall können solche Botschaften vermitteln, dass es ‹normal› ist, sich die Brust vergrössern zu lassen», so Fahr.
Werbung impliziert: Kleine Brüste sind nicht das Ideal
Denn die implizite Message der Werbung sei ja: Kleine Brüste seien nicht das Ideal beziehungsweise die gesellschaftliche Norm. «Wenn nun ein Mädchen kleinere Brüste hat, mag es sich denken: ‹Bin ich falsch? Muss ich mich operieren lassen, um ‹richtig› zu sein?»
Oder die Jungs könnten gemäss Fahr denken, dass die Frau etwas gegen kleine Brüste machen sollte oder könnte. Das wären dann, so Fahr, «freilich unerwünschte ‹Nebenwirkungen›.»
Werbung für Brust-OPs am HB – darf man das überhaupt?
Schnell drängt sich deshalb auch die Frage auf: Ist diese Art von Werbung überhaupt legal? Ja, erklärt der Plakatplatz-Anbieter APG auf Anfrage. Grundsätzlich seien Bahnhöfe Teil des öffentlichen Raums und unterliegen deshalb dem Gebot der Meinungsfreiheit.
Plakatwerbung dürfe nicht lügen, nicht täuschen und nicht diskriminieren. Erlaubt sei hingegen, mit plakatierten Werbebotschaften zu unterhalten, aufzufallen oder zu provozieren – sofern die geltenden Werberichtlinien eingehalten werden.
Die Verantwortung für Richtigkeit und Rechtmässigkeit einer Werbeaussage liege beim Auftraggeber, so APG, und betont: «Wir appellieren an die bürgerliche Selbstverantwortung und Urteilsfähigkeit», so die Medienstelle des Unternehmens.
Eli Simic: Aufklärung statt Verbot
Ex-Bachelorette Eli Simic hate selbst eine Brust-Vergrösserung hinter sich – und eine kleine Tochter (4). Simic vertritt die Ansicht, dass in dieser Sache Aufklärung der bessere Weg sei als ein Verbot. Sie sagt: «Das ist verlockend für Teenies. Aber das ist vieles in der Werbung. Man sollte Teenies eher aufklären als Werbung verbieten.»
Sie habe selbst auch Teenies erreicht, als sie auf ihrem Insta ihre eigene Brust-OP verraten hatte. «Das war auch Werbung, weil ich verraten habe, wo ich's habe machen lassen.»
«Animiert zu Eingriffen»
Zürcher Passantinnen schütteln derweil den Kopf. Zoé findet die Reklame nicht gut. «Wir wissen, dass dies existiert, man muss nicht zusätzlich Werbung dafür machen. Vor allem wegen der jüngeren Leute.»
Auch Rita bezeichnet die Reklame als «problematisch». Nicht, weil sie plastische Chirurgie schlechtreden wolle. «Jede Person muss selber entscheiden, ob sie das will. Aber solche Werbung lenkt unsere Gesellschaft in eine negative Richtung», findet sie.
Jeder müsse selber wissen, was er mit seinem Körper mache. Eine solche Werbung löse aber den unterbewussten Druck aus, dass man dem Ideal entsprechen müsse, findet auch Elizabeta. Für sie vermittelt die Werbung, dass heutzutage nur noch «Plastik schön ist – was aber gar nicht stimmt.»