Confirmation Bias: Die Gefahr des selektiven Denkens

Laura Martin
Laura Martin

Bern,

Hinter Confirmation Bias verbirgt sich ein prekärer Denkfehler. Er beeinflusst unsere Wahrnehmung und Entscheidungsfindung. Schlimme Konsequenzen sind möglich.

Confirmation Bias, Denkfehler
Beim Confirmation Bias handelt es sich um einen Denkfehler, der unsere Wahrnehmung und Entscheidungsfindung beeinflusst. - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • Confirmation Bias ist eine kognitive Voreingenommenheit.
  • Sie kann zu fehlerhaften Schlussfolgerungen führen.
  • Das kann in bestimmten Bereichen - wie in der Medizin - verheerend sein.

Confirmation Bias bedeutet zu Deutsch «Bestätigungsfehler». Was damit gemeint ist, ist ein Denkfehler, bei dem Menschen Informationen selektiv wahrnehmen und interpretieren. Und zwar, um bestehende Überzeugungen zu bestätigen.

Dieser kognitive Fehler hat tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Entscheidungsfindung. Er kann zu Fehleinschätzungen sowie gefährlichen Konsequenzen führen. Schon in den Sechzigerjahren hat der englische Psychologe Peter Cathcart Wason zu diesem Phänomen geforscht.

Confirmation Bias im Detail

Ein Confirmation Bias tritt auf, wenn wir unbewusst nach Informationen suchen, die unsere bestehenden Überzeugungen unterstützen.

Confirmation Bias, Ansichten
Durch Confirmation Bias stärken wir unsere bereits bestehenden Ansichten. - Depositphotos

Der Clou ist: Wir ignorieren dabei dann solche, die ihnen widersprechen. Dieser Denkfehler beeinflusst viele Lebensbereiche – von persönlichen Meinungen bis hin zu politischen Ansichten.

Auswirkungen auf die Entscheidungsfindung

In der Entscheidungsfindung führt das dazu, dass wir selektiv nur jene Daten berücksichtigen, die unsere bereits bestehenden Ansichten stärken. Das kann zur Folge haben, dass wir Risiken unterschätzen, alternative Perspektiven übersehen und objektive Urteile beeinträchtigen. Je nachdem, wo das passiert, können die Auswirkungen verheerend sein.

Gefährliche Konsequenzen

Nehmen wir die Bereiche Medizin, Wissenschaft oder Politik. Zum Beispiel könnten medizinische Fachkräfte falsche Diagnosen stellen, wenn sie nur nach Informationen suchen, die ihre vorläufige Annahme bestätigen.

Denkfehler, Confirmation Bias
Je nachdem, in welchem Bereich solche Denkfehler passieren, sind die Auswirkungen enorm. - Depositphotos

In der Wissenschaft wiederum könnten Forscher unbeabsichtigt fehlerhafte Hypothesen aufstellen. Und politische Entscheidungsträger könnten Gefahren übersehen, die ihren Überzeugungen widersprechen.

Wege zur Überwindung

Zunächst ist wichtig, sich das kognitive Phänomen bewusst zu machen. Anschliessend kann man proaktiv nach Unstimmigkeiten suchen und alternative Perspektiven in Betracht ziehen. Hilfreich ist es auf jeden Fall, unterschiedliche Informationsquellen und Meinungen zu erörtern. Dadurch erhält man ein ausgewogeneres Bild und kann so bestehende Annahmen besser hinterfragen.

Schlussendlich geht es darum, sich an die eigene Nase zu fassen und die eigenen Denkprozesse und Überzeugungen zu hinterfragen. Denn unsere Welt ist von komplexen Herausforderungen geprägt. Da ist eine nach Möglichkeit objektive und vielseitige Betrachtung der Realität von entscheidender Bedeutung.

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Kommentare

User #5734 (nicht angemeldet)

Drum hat Berset soviele Fehler gemacht.

User #6401 (nicht angemeldet)

Narzissten sind besonders anfällig für Verschwörungserzählungen, denn diese bestätigen den Verdacht, dass sie selbst in der Lage sind die Wahrheit zu erkennen, während der Rest der Gesellschaft im Dunklen tappt. Sie verhalten sich manipulativ und wollen immer gewinnen. Narzissten werfen anderen Menschen gerne genau das vor, was sie selbst in Wahrheit tun und suchen sich häufig schwächere Persönlichkeiten aus, da diese einfacher manipulierbar sind. Das Gefühl, man sei etwas Besonderes und die allgemeinen Regeln gelten nicht für einen selbst, spielt ebenfalls eine Rolle. Auch der schizotype Persönlichkeitsstil ist vertreten. Diese Menschen haben das Gefühl, dass andere manchmal ihre Gefühle spüren, auch wenn sie sich woanders aufhalten. Sie glauben an Gedankenübertragung und übernatürliche Kräfte. Das macht sie ebenfalls anfällig für Verschwörungserzählungen. Zu den Persönlichkeitsmerkmalen gehören auch Macchiavellismus, also ein hohes Misstrauen anderen Menschen und Institutionen und der Glaube, dass man angelogen wird und nichts von sich selbst preisgeben darf. Macchiavellisten glauben auch, dass der Zweck die Mittel heiligt. Es ist klar, dass die Menschen, die weiter unten in der Hierarchie stehen, sich ungerecht behandelt fühlen. Die Sozialen Medien verstärken den sogenannten „confirmation bias”, also den Reflex, immer nur Informationen zu suchen, die die Weltsicht bestätigen.

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