Wie man mit dem Tabuthema Kinderlosigkeit umgehen kann
Kinderlos zu bleiben, kann eine persönliche Wahl sein. Gleichzeitig zieht sie oft gesellschaftliches Stirnrunzeln nach sich. Wie lässt sich damit umgehen?
Das Wichtigste in Kürze
- Manche Menschen entscheiden sich bewusst gegen Kinder, um ihre Lebensweise zu gestalten.
- Andererseits können gesundheitliche Gründe zu Kinderlosigkeit führen.
- Das Thema ist äussert persönlich und vielschichtig.
Es ist noch gar nicht so lange her, da gehörte eine Ehe samt Familiengründung zum guten Ton. Diese unausgesprochenen Regeln gelten heutzutage nicht mehr.
Kinderlosigkeit als Tabuthema
Dennoch: Trotz des gesellschaftlichen Wandels bleibt Kinderlosigkeit ein Tabuthema, begleitet von unangenehmen Fragen und Vorurteilen.
Diese Tabuisierung entsteht oft durch mangelndes Verständnis – und die fixe Vorstellung, dass Lebenserfüllung ausschliesslich durch Elternschaft erreicht wird. Das mag für manche Menschen zutreffen.
Erfüllung bedeutet aber für jeden etwas anders. Und glücklicherweise ist heute das (soziale) Überleben, gerade als Frau, nicht mehr an Heirat und Familie gekoppelt.
Denn es ist schlicht so, dass nicht für jeden Menschen, gleich ob Mann oder Frau, das Lebensglück vom Elternsein abhängt. Manche geniessen die Freiheit, die Unabhängigkeit, die ein Leben ohne Kinder mit sich bringt, ganz bewusst. Und entscheiden sich daher aus voller Überzeugung dafür.
Andere wiederum hätten vielleicht gerne Kinder, können aber keine bekommen. Diese Erkenntnis, der oft ein quälender Prozess vorausgeht, ist schmerzhaft, häufig auch schambehaftet. Sie erfordert ein Umdenken des gesamten Lebenskonzepts. Das braucht Mut und Kraft.
Und das Bewusstsein dafür: Ich kann nichts dafür, dass ich keine Kinder kriegen oder zeugen kann. Dementsprechend gibt es auch nichts, wofür man sich schämen muss. Das ist eine wichtige Einstellung.
Selbstbewusstsein bei löchernden Fragen
Denn gleich, ob bewusste Entscheidung oder höhere Gewalt: Eine gute Strategie im Umgang mit unangenehmen Fragen zu diesem Thema ist Selbstbewusstsein. Das heisst nicht, dass man jedem gleich sein Schicksal oder seinen Entschluss auf die Nase binden muss. Es sei denn, man möchte das.
Es geht darum, bei entsprechenden Erkundigungen besonnen zu reagieren. Ist man ungewollt kinderlos, hat man sich nichts vorzuwerfen. Es ist auch okay zu sagen, dass man deshalb traurig ist oder man deswegen eine schwere Zeit (durchgemacht) hat.
Auch wenn die Kinderlosigkeit eine gewollte Entscheidung ist, empfiehlt sich eine gelassene Antwort. Ohne Rechtfertigung. Betonen kann man auch, dass das Ganze eine persönliche Angelegenheit ist und Respekt für verschiedene Lebenswege wichtig ist.
Sind Ihnen entsprechende Fragen unangenehm, scheuen Sie sich nicht davor, klare Grenzen zu setzen. Lehnen Sie unangemessene Neugier höflich, aber bestimmt ab.
Es kann helfen, seine Perspektive zu teilen und zu erklären, dass es viele Gründe für Kinderlosigkeit gibt. Das wiederum kann für die Vielfalt an Schicksalen und Lebensanschauungen sensibilisieren – und für mehr Akzeptanz in der Gesellschaft sorgen.