Die Ferien bringen berufstätige Eltern in Betreuungsnot
Wohin mit den Kindern, wenn Mama und Papa arbeiten – obwohl Ferien sind? Kinder- und Jugendlager sind Alternativen. Doch die Pfadi nimmt nicht jedes Kind mit.
Das Wichtigste in Kürze
- Während der langen Schulferien im Sommer kommen berufstätige Eltern in Betreuungs-Not.
- Nicht in allen Gemeinden sind die Betreuungsangebote gleich gut.
- Abhilfe schaffen können und wollen unter anderem christliche Lager wie Blauring oder CEVI.
- Auch die Pfadfinder schlagen ihre Lager auf – aber nur für regelmässige Mitglieder.
Seit dieser Woche ist es soweit: Auch im letzten Schweizer Kanton haben die grossen Ferien begonnen. Doch während die Schüler jubeln, kämpfen vor allem berufstätige Eltern mit Organisationsproblemen. Wohin mit den kleinen Urlaubern, während man selber von Sitzung zu Sitzung hetzt?
Die Problematik ist von Kanton zu Kanton verschieden. Einerseits, weil die Ferien unterschiedlich lange dauern. Da ist einerseits die Gemeinde Lenzburg AG, die mit vier Wochen die schweizweit kürzeste Sommerfrische bietet. Andererseits Spitzenreiter Tessin, wo die Schüler bis zu elf Wochen am Stück der Schulbank fernbleiben.
Auch das Betreuungsangebot während der Ferien variiert. In den Städten gibt es oft eine gute Auswahl erschwinglicher Sommerkurse und -lager. Doch je ländlicher der Wohnort, umso schwieriger wird es mit der Ferienbetreuung. Besonders kleinen Gemeinden würden die Ferienbetreuungsangebote allzu stark aufs Portemonnaie drücken.
Mit der Kirche in die Ferien?
Abhilfe schaffen könnte – die Kirche. Die Jungwacht Blauring, kurz «Jubla» ist mit der katholischen Kirche verbunden. Der «Cevi» – so der schweizerische Name für den Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM oder international YMCA) – gehört der reformierten Kirch an. Beide haben in ihren Sommerlagern noch freie Plätze.
«Unsere Scharen sind offen, Kinder ohne Mitgliedschaft in der Jubla in die Lager mitzunehmen». Das sagt Regula Kuhn-Somm, Co-Geschäftsleiterin der Jubla Schweiz. Zumindest, solange Platz vorhanden sei. Ihr Cevi-Kollege Felix Furrer doppelt nach: «Bei uns ist jeder willkommen.»
Glaube kein Muss
Obwohl die Basis beider Jugendgruppen der Glaube ist, sei er kein Aufnahmekriterium. «Wir sind offen für alle, unabhängig von jeder Religionszugehörigkeit, Glaubensüberzeugung, Fähigkeiten oder Herkunft», sagt Kuhn-Somm.
«Deshalb ist es kein Problem, wenn Kinder aus anderen Religionen, Konfessionslose oder nicht Gläubige mit dabei sind.» Furrer stimmt zu. Jeder sei willkommen, im Cevi-Lager «tolle Abenteuer und Geschichten zu erleben».
Das tun auch immer mehr: Beide Verbände konnten in den letzten Jahren ein kontinuierliches Mitgliederwachstum verzeichnen. Ob das allerdings mit der preiswerten Fremdbetreuung zu tun hat, können weder Furrer, noch Kuhn-Somm sagen. Diese Daten seien nicht erhoben worden.
Pfadi will kein Notnagel sein
Auch ein anderer Verein verzeichnet wieder mehr Mitglieder: Die Pfadi. «Seit 2015 sind wir um 5000 Mitglieder gewachsen. Das ist ein Plus von knapp 12 Prozent», erklärt Martina Schmid. Sie ist Mediensprecherin der Pfadibewegung Schweiz (PBS).
Wie ihre Kollegen von «Cevi» und «Jubla», geht Schmid davon aus, dass das Bedürfnis nach Natur und Gruppengefühl zugenommen hat.
Ein offenes Ohr für berufstätige Eltern in Ferienbetreuungs-Not hat die Pfadi dagegen nicht. «Das Ziel der Pfadi ist nicht die Kinderbetreuung oder die Entlastung der Eltern», so Schmid. «Wenn ein Kind der Pfadi beitritt, dann nicht nur für das Sommerlager, sondern für das ganze Jahr.»