Die Geldmache mit der LGBT-Freundlichkeit
Während das Diskriminierungsverbot von Homo- und Transsexuellen auf der politischen Agenda näher rückt, ärgern sich Schwule über die wachsende Geldmacherei.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 9. Februar stimmt die Schweiz über die Erweiterung der Anti-Rassismus-Strafnorm ab.
- Die Diskriminierung von Homo- und Transsexuellen wird vermehrt im Marketing genutzt.
- Die Schwulen-Organisation Pink Cross nennt dies «Pinkwashing».
Der Kampf gegen die Diskriminierung geht in die Endphase. In zwei Wochen stimmt das Schweizer Stimmvolk über die Erweiterung der Anti-Rassismus-Strafnorm ab. Zentraler Punkt: Hass gegen Lesben, Schwule und Bisexuelle soll strafbar werden.
Während die Befürworter regelmässig mit bunten Aktionen für ein «Ja» weibeln, nutzen immer mehr Unternehmen die Homo-Diskriminierung für Marketing-Zwecke. Schon länger existieren Ferienangebote, Altersheime. Sogar Spielgruppen für Kinder homosexueller Paare stehen zur Diskussion.
Nun können sich auch Schweizer Hotels LGBT-freundlich auszeichnen lassen. Ein international tätiges Unternehmen «OutNow» hat sieben Schweizer Hotels mit einem LGBT-Zertifikat ausgezeichnet. In Zusammenarbeit mit Schweiz Tourismus werden Kurse für Hotel-Angestellte angeboten.
«Daneben, wenn mir unserer Sexualität Werbung gemacht wird»
Die Schwulen-Organisation Pink Cross ist skeptisch. Geschäftsleiter Roman Heggli bezeichnet solche Zertifikate grundsätzlich als sinnvoll. Aber: «Man sollte mit lokalen Organisationen wie uns zusammen arbeiten!»
Ihm erscheine hier das Marketing deutlich im Vordergrund, nicht die Interessen der LGBT-Community. «Es ist daneben, wenn mit unserer Sexualität Werbung gemacht wird», stellt Heggli klar.
Das Phänomen ist nicht neu. Man erlebe dies auch an der Pride, an der etliche Firmen sehr präsent sind, «mit handfesten ökonomischen Interessen. Das ist typisches Pinkwashing».
Aber dass gerade in Hotels solche Schulungen angestrebt werden, ist gut. «Im Vergleich: In einem Restaurant kommt man als schwules Paar gut durch, ohne das dies jemand merkt. In einem Hotel, sobald man ein Doppelbett wünscht, wird klar, dass man ein Paar ist.»
Doch: «Es braucht nicht nur Schulung im Umgang mit Gästen, sondern auch im Umgang mit dem eigenen Hotelpersonal!»
Homosexuelle im Tourismus lukrativ
Es zeigt sich: Homosexuelle sind für den Tourismus eine zunehmend lukrative Zielgruppe geworden. Denn schwule oder lesbische Paare sind oft Doppelverdiener ohne Kinder.
Dies sind sich Tourismus-Unternehmen sehr wohl bewusst. So argumentiert beispielsweise Luzern Tourismus, eine der lukrativsten Touristen-Hochburgen der Schweiz, die LGBT-Community reise viel. Sprecherin Sibylle Gerardi berechnete jüngst bei «zentralplus»: «Sie geben während ihres Aufenthaltes tendenziell mehr aus, als der durchschnittliche Gast.»
Besonders beliebt seien kulturelle Events, qualitativ hochstehende Gastronomie und Unterkünfte.