Faulheit und Prokrastination: Was ist eigentlich der Unterschied?

Janine Karrasch
Janine Karrasch

Bern,

Faulheit und Prokrastination sind wie hartnäckige Gäste, die sich in unserem Leben eingenistet haben. Doch was unterscheidet sie und wie wirst du sie los?

zwei menschen am pc, prokrastination
Bist du faul oder «leidest» du unter Aufschieberitis? - Depositphotos

Du sitzt an deinem Schreibtisch, vor dir ein Berg von Aufgaben, die schon seit Wochen auf dich warten. Dein Kopf sagt: «Los, fang endlich an!»

Aber deine Hände greifen wie von selbst zum Smartphone, und ehe du dich versiehst, scrollst du durch Social Media. Oder du findest plötzlich, dass deine Wohnung dringend geputzt werden muss – alles scheint wichtiger als die eigentliche Aufgabe.

frau mit papierflieger
Alles tun – nur nicht das, was auf der To-do-Liste steht. - Depositphotos

Kommt dir das bekannt vor? Aber Moment mal, bist du jetzt einfach nur faul, oder steckt da mehr dahinter? Lass uns gemeinsam auf eine Entdeckungsreise gehen und herausfinden, was es mit Faulheit und Prokrastination wirklich auf sich hat.

Diagnose: Aufschieberitis

Prokrastination, oft auch als Aufschieberitis bezeichnet, ist die Kunst, wichtige Aufgaben auf die lange Bank zu schieben. Es ist, als würdest du in einem mentalen Wartezimmer sitzen, während deine To-do-Liste draussen ungeduldig mit den Füssen wippt.

Apropos Warten – werfen wir doch mal einen Blick auf den wohl berühmtesten Prokrastinierer der Literaturgeschichte: Hamlet. Shakespeares Protagonist ist DAS Paradebeispiel für einen chronischen Aufschieber.

auszug hamlet soliloquy
«Faul oder prokrastinierend? Das ist hier die Frage. - Depositphotos

«Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage» – während Hamlet endlos über sein Dilemma grübelt, verstreicht wertvolle Zeit. Er weiss, dass er handeln sollte, aber er zögert, zweifelt und schiebt die notwendige Aktion immer weiter auf.

So erkennst du Prokrastination

Prokrastination hat einige typische Kennzeichen:

- Aufschub trotz besseren Wissens: Du weisst genau, dass du die Aufgabe erledigen solltest, tust es aber trotzdem nicht.

- Ersatzhandlungen: Plötzlich erscheint alles andere wichtiger – vom Staubwischen bis zum Sortieren deiner Socken nach Farbe.

- Zeitdruck: Oft wird die Aufgabe erst in letzter Minute erledigt, wenn der Druck unerträglich wird.

- Schuldgefühle: Nach dem Aufschieben fühlst du dich schlecht und machst dir Vorwürfe.

- Teufelskreis: Je öfter du aufschiebst, desto schwieriger wird es, damit aufzuhören.

Bin ich etwa faul?

Faulheit hingegen ist ein ganz anderes Tier. Während der Prokrastinierer innerlich mit sich ringt, lehnt sich der wirklich Faule entspannt zurück und denkt sich: «Nö, hab' ich einfach keine Lust drauf.»

Faulheit ist ...

- ein Mangel an Motivation oder Antrieb

mann schaut tv
«Wahnsinn, was ich so alles an einem Tag nicht schaffe, so der Faule. - Depositphotos

- die Abwesenheit von Schuldgefühlen beim Nichtstun

- oft verbunden mit einer generellen Passivität

- nicht unbedingt auf bestimmte Aufgaben beschränkt.

Der entscheidende Unterschied: Faule Menschen leiden in der Regel nicht unter ihrem Verhalten – sie fühlen sich wohl dabei, nichts zu tun.

Der Kampf gegen innere Dämonen: So kommt die Motivation zurück

Beobachte dich selbst und identifiziere die Situationen, in denen du am häufigsten prokrastinierst. Vielleicht schiebst du bestimmte Aufgaben immer wieder auf oder findest ständig Ausreden, um nicht aktiv zu werden.

Sei ehrlich zu dir selbst und notiere diese Muster, um sie besser verstehen zu können. Vielleicht gibt es einen bestimmten Grund: Angst vor Folgen, Selbstzweifel, das Wissen, dass du dich in eine üble Situation manövriert hast – dann weisst du, ist die Aufgabe eine Sache, aber Ansetzen solltest du unbedingt auch woanders.

Teile deine Ziele in kleinere, erreichbare Etappen auf, die du Schritt für Schritt angehen kannst. Feiere jeden kleinen Erfolg auf dem Weg zum grossen Ziel, um deine Motivation aufrechtzuerhalten.

Die Magie der produktiven Umgebung

Gestalte deinen Arbeitsplatz so, dass er dich zur Produktivität einlädt und nicht ablenkt – Finger weg vom Smartphone! Sorge für gute Beleuchtung, angenehme Temperatur und eine ergonomische Sitzposition, um dich wohlzufühlen und konzentriert arbeiten zu können.

frau am laptop
Der innere Schweinehund lässt sich überwinden – auch dank deiner angenehmen Arbeitsumgebung. - Depositphotos

Beginne den Tag mit einer Morgenroutine, die dich energetisiert und motiviert. Plane feste Zeiten für wichtige Aufgaben ein und halte dich auch daran, um eine Struktur in deinen Alltag zu bringen.

Entdecke, was dich persönlich antreibt und inspiriert. Das können Bücher, Podcasts, Vorbilder oder inspirierende Zitate sein. Umgib dich mit Menschen, die dich motivieren und unterstützen. Tausche dich regelmässig mit Gleichgesinnten aus, um dich gegenseitig anzuspornen und Erfahrungen zu teilen.

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