Den meisten Fans im Outdoor ist der Anblick der Gipfelkreuze in den Alpen vertraut. Doch was bedeuten diese und andere Symbole auf den Bergen?
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Gipfelkreuze sind grosse Kreuze im Outdoor, die auf den höchsten Punkten von Bergen, also den Gipfeln, aufgestellt werden. - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • In den Alpen gibt es etwa 4000 Gipfelkreuze.
  • Die ersten Gipfelkreuze entstanden im Mittelalter als Wegweiser.
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Die Gesamtzahl der Gipfelkreuze in den Alpen ist nicht bekannt. Nach Schätzungen des ORF sind es in den West- und Ostalpen über 4000. Für die Schweiz liegen keine Daten vor.

Für die meisten Bergsteiger und Bergwanderer markieren sie lediglich den gelungenen Aufstieg. Dennoch regte sich zuletzt Protest gegen das urchristliche Symbol.

Haben Sie schon einen Blick auf ein Gipfelkreuz geworfen?

Woher kommen Gipfelkreuze?

Wer zum ersten Mal die Idee hatte, ein Gipfelkreuz zu errichten, ist heute nicht mehr bekannt. Vermutlich war es einer der Kreuzritter, die im Mittelalter über die Alpen ins Heilige Land zogen. Sie stellten Wegweiser für nachfolgende Kreuzfahrer auf und nutzten dafür das ihnen besonders vertraute christliche Symbol.

Outdoor
Gipfelkreuze sind oft aus Holz oder Metall gefertigt und können in ihrer Gestaltung sehr unterschiedlich sein. - Depositphotos

Allerdings standen diese Kreuze noch nicht auf den Gipfeln, sondern lediglich auf Anhöhen, die zum Pausieren und Beten einluden. Das erste echte dokumentierte Gipfelkreuz wurde Ende des 13. Jahrhunderts auf der Malser Haide in Südtirol aufgestellt, das Confin-Kreuz.

Dieses und ähnliche Kreuze dienten vor allem den Einheimischen als Treffpunkt. Sie baten um Schutz für ihr Vieh, um gutes Wetter oder eine gute Ernte.

Die Gipfelkreuze der Alpinisten

So richtig in Schwung kamen die Gipfelkreuze erst mit der modernen Outdoor-Bewegung. Die Einheimischen sahen verwundert zu, wie ambitionierte Bergsteiger ohne sinnvollen Grund Richtung Gipfel kraxelten. Diese wollten nach der Erstbesteigung ihr Revier markieren und pflanzten zunächst Fahnenstangen in den Boden.

Kreuze
Überall auf der Welt gibt es Gipfelkreuze im Outdoor. - Depositphotos

Allerdings kam dies in religiösen Kreisen nicht so gut an: Die Berggipfel wurden schliesslich noch immer mit göttlichen Sphären verbunden. Um einen Kompromiss zu erreichen, wurden die Fahnenstangen dann schon bald gegen Kreuze ausgetauscht. Sie dienten jedoch nicht nur der reinen Symbolik: Viele waren mit Messgeräten zur Vermessung der Alpengipfel ausgestattet und mit Blitzableitern zum Schutz der Wanderer.

Im Outdoor: Gipfelkreuze und andere Symbole

Mittlerweile gibt es unzählige verschiedene Gipfelkreuze von bescheidenen Ausführungen bis zu Kunstwerken. Zu den schönsten gehören die Skulptur auf der Schönfeldspitze und das modernistische Kreuz auf der Kreuzspitze. Ein beliebtes Ziel im Herzen Tirols ist das Jakobskreuz auf der Buchensteinwand. Es ist das grösste begehbare Gipfelkreuz der Welt.

In den Schweizer Alpen geben sich die Gipfelkreuze dagegen eher bescheiden. Eine Ausnahme bildet das moderne Kreuz auf dem Schöngütsch im Brienzergrat. Das Gipfelkreuz auf dem Reculet erinnert aus der Ferne sogar eher an einen banalen Funkmast.

Protest gegen die Gipfelkreuze

Die Dufourspitze, der höchste Berg der Schweiz, brauchte 2020 sogar ein neues Gipfelkreuz: Das alte war 2018 von Unbekannten aus der schon beschädigten Basis herausgerissen und die Südwand heruntergeworfen. Teile wurden geborgen und mit neuem Material zu einer Nachbildung des alten Kreuzes gestaltet. Treibende Kraft waren dabei jedoch eher die Italiener, obwohl sich der Gipfel auf Schweizer Gebiet befindet.

Gipfelkreuze
Wie es mit den Gipfelkreuzen weiter geht, bleibt ungewiss. - Depositphotos

Es war nicht der erste Protest gegen die Gipfelkreuze: Bergsteigerlegende Reinhold Messner bezeichnete sie schon 2015 als Humbug, der im Berg nichts zu suchen hatte. Ein Schweizer Bergführer wurde sogar zu einer Geldbusse verurteilt, weil er zwei Gipfelkreuze im Kanton Freiburg beschädigte: Er hatte «die Präsenz des christlichen Glaubens in der Öffentlichkeit bekämpfen wollen».

Wie es mit den Gipfelkreuzen weitergeht, ist ungewiss. Selbst wenn keine neuen Kreuze im Outdoor aufgestellt werden, werden die alten wohl stehen bleiben.

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