Seltene Erden: Begehrt, teuer und überall im Einsatz
Bei seltener Erde fällt einem zunächst mal die Blumenerde ein, die man immer noch nicht gekauft hat. Oder haben Sie tatsächlich an Ihre Sonnenbrille gedacht?
Das Wichtigste in Kürze
- «Seltene Erden» bezeichnen Metalle, die für Hightech-Anwendungen grundlegend sind.
- Der Name ist heute irreführend: zutrefender wäre «schwer und kostspielig abbaubar».
- Unter anderen die Schweiz sucht deshalb nach Alternativen und Recycling-Formen.
Was haben Ihr Smartphone, die Kühlschrankmagnete in Ihrer Küche aus Thailand, Peru und Sylt sowie die LED-Birne in Ihrem Hausflur gemeinsam? Sie ahnen es: bestimmte Inhaltsstoffe. Genauer gesagt: sogenannte «seltene Erden».
Die Glasur auf Ihrem feinen Porzellanteller mag wegen seltener Erden ihren besonderen Glanz haben. Und Ihre Sonnenbrille würde das Licht viel schlechter filtern, gäbe es die seltenen Erden nicht.
Seltene Erden sind nicht etwa Erde im Sinn von Boden oder Gestein. Es handelt sich bei ihnen um eine Gruppe von chemischen Elementen: um Metalle. In der Natur kommen sie nicht in reiner Form vor, sondern nur in Verbindung mit anderen Elementen.
Nicht mehr wirklich selten, aber äusserst schwer ranzukommen
Die ersten dieser Elemente wurden 1787 von Carl Axel Arrhenius entdeckt und isoliert. Nur fand man sie nicht oft – eben selten. Schwer abzubauen waren sie auch, man musste sie in Form von Oxiden isolieren. Die wiederum hatten eine erdige Konsistenz. Die Folge: Man sprach von «seltenen Erden».
Aus heutiger Perspektive passt der Begriff nicht mehr wirklich. Denn tatsächlich sind einige dieser Elemente relativ häufig in der Erdkruste vorhanden: zum Beispiel Cer, Lanthan und Neodym, Allerdings tauchen sie meist in geringen Konzentrationen auf.
Bis heute ist es schwierig, sie abzubauen. Und ziemlich kostspielig ist es auch. Dazu: äusserst umweltschädlich, da grosse Mengen Wasser und giftige Chemikalien dabei zum Einsatz kommen.
Technischer Fortschritt führt zu wachsender Nachfrage
Die Nachfrage nach seltenen Erden steigt vor allem mit dem technologische Fortschritt immer weiter an. Denn:
Je mehr Hochtechnologieanwendungen wie Ihr Smartphone, das Elektrofahrzeug vor des Nachbarn Haustür oder die Solarmodule auf dem Gemeindehausdach entwickelt werden, desto mehr seltene Erden braucht es, um deren Leistung zu verbessern.
Ironischerweise brauchen ausserdem gerade solche Technologien seltene Erden, die den Klimawandel angehen sollen und erneuerbare Energie fördern. Windturbinen und Energiespeichersysteme gäbe es nicht ohne sie. Doch: Die Kriegsindustrie nutzt sie auch.
So «selten» sie sind, gebraucht werden sie überall und immer mehr. Leider sind sie genau deshalb auch zum Zankapfel zwischen Nationen geworden. Interessant dabei, dass auch die Ukraine über solche Vorkommen verfügt – und zwar auf der Krim.
Die Schweiz ist bisher auf den Import aus anderen Ländern angewiesen. Aber sie setzt Zeichen für Nachhaltigkeit und eine lebenswerte Zukunft: mit Recycling und der Entwicklung alternativer Materialien und Technologien, die wenig bis keine seltenen Erden brauchen.