Los Angeles im November 2019: Autos fliegen umher und künstliche Menschen werden gejagt. «Blade Runner» zeichnete 1982 ein düsteres Weltbild. Wurde es Realität?
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Die Welt wird von Werbung überdeckt. - Warner Bros.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zukunftsvision von «Blade Runner» ist nur teilweise Realität geworden.
  • Der Film besitzt trotz einiger veralteten Ideen eine gewisse Aktualität.
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1982 war ein grosses Jahr für den Science-Fiction-Film. «E.T. - Der Ausserirdische» dominierte an den Kassen.

Genre-Werke wie «Das Ding aus einer anderen Welt» oder «Tron» liefen ebenfalls an. «Blade Runner» von Ridley Scott («Alien») war ein weiterer Vertreter, konnte jedoch finanziell nicht überzeugen.

Erst aufgrund einer stetig wachsenden Anhängerschaft entwickelte der Film mit der Zeit eine hohe Popularität. Heute zählt «Blade Runner» zu den einflussreichsten Werken des Science-Fiction-Kanons.

Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Ausstattung, welche selbst 37 Jahre später nach dem Erscheinungsdatum beeindruckend aussieht.

Blade Runner
Die Optik von «Blade Runner» hat sich als wegweisend herausgestellt. - Warner Bros.

Die Geschichte adaptiert das Buch «Träumen Androiden von elektrischen Schafen?» des Autors Philip K. Dick. Laut den Aussagen von den Drehbuchschreibern Hampton Fancher und David Webb Peoples handelt es sich allerdings um eine lose Umsetzung.

So weichen einige Punkte der Vorlage ab. Trotz der Unterschiede thematisieren sowohl Dick als auch Scott inhaltlich eines der wichtigsten Motive. Es geht um die Frage, was den Menschen überhaupt zum Menschen macht.

In «Blade Runner» geht Harrison Ford als Rick Deckard auf die Jagd nach sogenannten «Replikanten». Das sind künstlich geschaffene Menschen, welche für die Erkundung und Kolonialisierung fremder Planeten eingesetzt werden. Nach einer Meuterei erhalten sie auf der Erde den Status «illegal».

Der Film spielt während des Novembers 2019 in Los Angeles. Das Gesellschaftsbild ist düster. Die Aufmachung des Films mischt futuristische Ideen mit damaliger Technik. Stimmt dies mit der Gegenwart überein?

«Blade Runner»: Zwischen altmodisch und modern

In der amerikanischen Megalopolis ist einiges los: Polizeiautos schweben in der Luft, das Volk ist multikulturell aufgestellt und führt Telefone via Bildschirm durch. Der technologische Fortschritt hat durchaus Sprünge gemacht. Nicht alles davon hat den Weg ins tatsächliche Jahr 2019 gefunden.

Roboter sind mittlerweile als Arbeitskräfte integriert. Sie sehen allerdings längst nicht so lebensecht aus, wie es im Film gezeigt wird.

Die Maschinen haben zudem noch kein eigenes Bewusstsein erlangt. Dennoch wächst ihre Intelligenz. Das Firmenmotto der Tyrell Corporation («more human than human») steckt noch in weiter Ferne.

Die Fortbewegung mit dem Automobil findet derzeit vorwiegend auf dem Boden statt. Dies wird für eine ganze Weile Bestand haben. Immerhin: Am Konzept des fliegenden Wagens wird unter anderem in Japan und den USA gearbeitet.

Im August dieses Jahres stellte die japanische Firma NEC in Tokio ein fliegendes Auto vor. Es blieb eine Minute lang in der Luft.

«Blade Runner»
Im Film fliegen Polizeiautos in der Stadt herum. Am Konzept wird in der Realität gearbeitet, allerdings ist die Technik noch nicht so weit. - Warner Bros.

Die Logos von grossen Konzernen sind bei «Blade Runner» mal mehr oder weniger prominent zu sehen. Aus wirtschaftlicher Sicht mutet die Produktplatzierung etwas kurios an: Pan Am und Atari haben nicht überlebt. Coca-Cola hingegen schon.

An Häuserfassaden prangen Bildschirme mit entsprechender Werbung. Das Getränk scheint beinahe omnipräsent zu sein, was sich mit der Realität überschneidet.

Regelrecht altmodisch muten manche gezeigten Gewohnheiten an. Die Innenausstattung von Deckards Haus sieht aus, als wäre die Zeit stehen geblieben. Er besitzt eine unaufgeräumte Küche, ein Piano sowie herkömmliche Möbel. Lediglich die Bedienung seiner Türen erfolgt mithilfe der Stimmerkennung und manueller Eingabe.

Keine eindeutige Antwort

Ebenso wenig futuristisch gestaltet sich die alltägliche Interaktion mit der Aussenwelt. Zur Fortbewegung rufen die Leute immer noch die guten alten gelben Taxis. Parkuhren stehen ebenfalls herum.

Die Bevölkerung holt ihre Informationen primär aus der Zeitung. Das Internet steckt trotz der gezeigten Videotelefonie im Stil à la Skype höchstens in den Kinderschuhen.

Zurück zur ursprünglichen Frage: Wie zutreffend hat «Blade Runner» den November 2019 eingefangen?

Scott drückte es in damaligen Interviews sinngemäss so aus: Der Film besässe keinen Anspruch auf eine realistische Prognose, sondern solle primär unterhalten.

Wagt man trotzdem den Vergleich, gibt es keine eindeutige Antwort darauf, inwiefern «Blade Runner» der heutigen Zeit entspricht. Bezüglich des technologischen Aspekts lehnen sich die Macher in manchen Bereichen zu weit aus dem Fenster. Andere Faktoren, darunter die Entwicklung der künstlichen Intelligenz, besitzen dagegen eine gewisse Aktualität.

Besonders in sozioökonomischer Hinsicht liegt man nicht daneben. Das Klima verändert sich massgeblich, die Bevölkerung wächst. Der Einfluss von Firmen auf den Alltag ist nicht zu unterschätzen. Dass aus Fiktion bald Realität werden kann, lässt sich nicht von der Hand weisen.

«Blade Runner» erschien in einigen verschiedenen Versionen. Der «Final Cut» ist die definitive Variante des Films.
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