So verringern Sie Ihren Wasserfussabdruck
Das Wichtigste in Kürze
- Virtuelles Wasser ist Wasser, das für die Herstellung von Produkten benötigt wird.
- Gerade in wasserarmen Regionen der Welt wird das virtuelle Wasser zu einem echten Problem.
- Einsparen geht auch aus der Schweiz, indem man auf die Herunft eines Produkts achtet.
- Man sollte regional, saisonal, biologisch und möglichst wenige tierische Produkte kaufen.
Wer morgens kurz duscht statt badet, spart Wasser. Doch mit der ersten Tasse Kaffee ist die Bilanz direkt wieder ruiniert.
Berücksichtigt man nämlich Anbau und Produktion des Kaffees, verbraucht eine einzige Tasse davon 140 Liter Wasser – das ist weit mehr, als ein Mensch hier durchschnittlich pro Tag direkt an Wasser verbraucht.
Man spricht bei der Ressource, die für die Herstellung von Produkten benötigt wird, von virtuellem Wasser.
Und die Verbrauchszahlen erschrecken: Vom Anbau der Baumwolle bis zur Herstellung benötigt eine Jeans im globalen Durchschnitt 8000 Liter Wasser. Für ein Kilo Rindfleisch sind es mehr als 15'000 Liter und für ein Kilo Kartoffeln etwa 290 Liter.
Und zählt man zu dem Wasserverbrauch im Haushalt den Wasserfussabdruck unserer Konsumgüter dazu, kommt man im Durchschnitt auf einen Verbrauch von 4000 bis 5000 statt 125 Litern pro Tag und Kopf.
Das erklärt Juliane Vatter von der Umweltschutzorganisation WWF.
Virtuelles Wasser verstärkt Dürren und Katastrophen
Das virtuelle Wasser ist vor allem in Regionen der Welt ein Problem, die unter Wassermangel leiden. Und gerade von dort kommen viele wasserintensive Lebensmittel und Produkte unseres Alltags.
Aber man kann auch von der Schweiz aus helfen, es einzusparen.
Etwa in dem man sich anschaut, woher ein Produkt stammt.
Denn in regenreichen Regionen sind die 20'000 Liter Wasser, die für ein Kilogramm Röstkaffee anfallen, weniger problematisch als in wasserarmen Regionen.
Den konkreten Wasserfussabdruck eines Produktes zu bestimmen, ist allerdings kompliziert.
Man muss nun aber nicht detektivisch Verbrauchszahlen recherchieren. Am besten konzentriert man sich auf die grossen Mengen. Etwa bei der Landwirtschaft.
Sie sei global gesehen der grösste Wassernutzer, sagt Juliane Vatter, die WWF-Expertin für nachhaltige Wassernutzung. Rund 70 Prozent des für Menschen zugänglichen Süsswassers fliessen in die bewässerte Landwirtschaft.
Und von dem Obst, das es in der Schweiz zu kaufen gibt, kommen etwa 80 Prozent aus anderen Ländern, beim Gemüse sind es über 60 Prozent.
Die tägliche Banane war früher ein Wohlstandssymbol, ist mittlerweile aber völlig normal. In Anbetracht des Wasserverbrauchs wäre es aber durchaus wünschenswert, Bananen wieder als etwas Besonderes zu betrachten.
Die Experten-Faustregel zum Wassersparen lautet daher: Man sollte regional, saisonal, biologisch und möglichst wenige tierische Produkte kaufen.
Was die Äcker und Wiesen der Region hergeben
Da aber mittlerweile alles zu jeder Jahreszeit im Supermarkt verfügbar ist, ist es immer schwieriger, ein Gefühl dafür zu bekommen, was natürliche Anbauorte und -zeiten sind.
Während knackige Äpfel aus der Schweiz im Herbst eine optimale Wasserbilanz haben, schneiden sie im Frühjahr schon deutlich schlechter ab.
Entweder wurden sie den ganzen Winter gekühlt eingelagert oder aus wärmeren Regionen importiert. Einen guten Überblick gibt ein Saisonkalender.
Eine andere Möglichkeit, virtuelles Wasser zu sparen, ist der Verzicht auf tierische Produkte. Vor allem Fleisch verschlingt riesige Mengen der Ressource, und dabei gerade der Anbau des Futters für die Tiere.
Vegane Alternativen sind oft besser. Das Soja dafür stammt häufig aus Europa. Mandeln sind dagegen weniger wasserfreundlich.
Elektrogeräte reparieren statt wegwerfen
Neben den Lebensmitteln sind es vor allem Elektrogeräte, aber auch Textilprodukte, die unseren virtuellen Wasserverbrauch steigern. Rund 20'000 Liter Wasser beansprucht zum Beispiel die Herstellung eines Computers, für ein Auto sind es sogar 400'000 Liter.
«Technische Geräte sind komplexe Güter, die aus vielen Einzelteilen bestehen und aufwendig hergestellt werden«, erklärt Verbraucherberater Tristan Jorde. Er empfiehlt daher. Elektrogeräte zu kaufen, die lange haltbar sind und sich reparieren lassen.
Jorde sieht dabei auch die Unternehmen in der Verantwortung: «Manche Produkte haben systemische Schwächen.» Wenn sich beispielsweise bei Handys der Akku nicht mehr austauschen lässt, könne das die Gebrauchsdauer drastisch verkürzen.
Neben gebrauchten Produkten, rät der Experte, nur das zu kaufen, was man wirklich benötigt. Auch bei Kleidung sei es gut für die Umwelt weniger und Secondhand zu kaufen.
Kalte Dusche statt heisser Kaffee?
Der grösste Wasserverbrauch findet letztendlich also nicht im eigenen Haushalt statt. Den tropfenden Wasserhahn sollte man zwar dennoch reparieren. Und auch Duschen statt Baden mache Sinn, so Jorde.
Wichtiger aber sei, die grossen Wassermengen im Blick zu behalten.
«Wir sind Teil des Wasserkreislaufes», sagt der Verbaucherberater. Daher sei auch ein verantwortungsvoller Umgang im globalen Kontext gefragt.
Wem die kalte Dusche zum Wachwerden nicht reicht, der könnte es zumindest mit einem Umstieg auf Bio- und Fairtrade-Kaffee versuchen.