Zivilcourage: Wann soll ich in kritischen Momenten eingreifen?

Laura Martin
Laura Martin

Bern,

Zivilcourage erfordert Mut, in kritischen Momenten für das Richtige einzustehen. Nur woher weiss ich, wann das der Fall ist – und wie verhalte ich mich richtig?

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Keine Frage, Zivilcourage erfordert auch eine Portion Mut. Superheld muss man aber nicht sein. - Unsplash

Das Wichtigste in Kürze

  • Zivilcourage bedeutet auch, in kritischen Momenten Stellung zu beziehen.
  • Es geht darum, in gefährlichen oder ethisch schwierigen Situationen aktiv einzugreifen.
  • Für einen möglichst glimpflichen Ausgang gilt es, einige Aspekte zu beachten.

Viele kennen eine solche Situation. In der sie beispielsweise im Tram oder auf der Strasse beobachten, wie einem Menschen Unrecht getan wird. Und sofort ist dieser Impuls da, der innerlich drängelt: «Los, der braucht Hilfe!»

Aber vielleicht ist es eine Gruppe, die sich unfair verhält, und man selbst ist allein. Oder man traut sich als Frau nicht, einem kräftigen Mann gegenüberzutreten. Oder man weiss einfach nicht, wie man «richtig» reagieren soll, ist hin- und hergerissen zwischen: «Soll ich eingreifen? Oder soll ich nicht?»

Zivilcourage in unserer Gesellschaft

Zivilcourage kann als die Bereitschaft und Fähigkeit definiert werden, in gefährlichen oder ethisch problematischen Situationen aktiv einzugreifen. Ziel dabei ist es, anderen Menschen zu helfen oder Unrecht zu verhindern. Diese Tugend spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung einer gerechten und sicheren Gesellschaft. Allerdings ist das mitunter auch eine Herausforderung.

Mobbingsituation
Sollte man einschreiten, wenn eine andere Person bedroht wird? In der Praxis ist diese Frage gar nicht immer einfach zu beantworten. - pexels

«Zivilcouragiert und beherzt handeln, wenn andere Hilfe brauchen – was sich so einfach anhört, ist in der Realität oft schwierig. Dabei liegt es häufig nicht daran, dass Menschen nicht helfen wollen: Sie wissen nur nicht, was sie in bestimmten Situationen konkret tun sollen – und dürfen.» So fasst die «Schweizerische Kriminalprävention (SKP)» die Krux zusammen.

Dazu gesellen sich andere Aspekte, die das Eingreifen erschweren. Wie etwa die Angst, selbst zum Opfer zu werden. Weiterhin trauen sich manche nicht sich einzumischen, aus Sorge sich dabei unangenehm zu exponieren. Und damit möglicherweise zu blamieren.

Mitunter tritt bei solchen Vorfällen auch der sogenannte Zuschauereffekt ein, der mit der Verantwortungsdiffusion korreliert. Bedeutet: Menschen haben eine grössere Hemmschwelle sich unterstützend einzumischen, je mehr andere Personen gleichzeitig Zeuge von dem Ereignis sind.

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Bei Zivilcourage geht es auch darum, zu helfen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. - Unsplash

Ähnlich verhält es sich mit der pluralistischen Ignoranz. In der Sozialpsychologie ist damit eine Situation gemeint, in der die meisten Anwesenden eine Norm insgeheim ablehnen. Fälschlicherweise herrscht aber der Konsens, dass die Mehrheit diese Norm akzeptiert. Die (mögliche fatale) Folge: Niemand schreitet ein, niemand hilft.

Wer zivilcouragiert einschreiten möchte, der sollte sich laut «SKP» sechs Verhaltenstipps zu Herzen nehmen.

1. Gefahrlos handeln

Damit ist gemeint, möglichst so einzugreifen, dass man selbst nicht zum nächsten Opfer wird.

2. Mithilfe fordern

Umstehende gezielt ansprechen hilft, dass sie sich auch angesprochen fühlen – und aktiv werden. Bei Unsicherheit ob der Situation ist es auch möglich zu fragen: «Wie schätzen Sie denn das Ganze ein?»

3. Genau beobachten

Aufmerksames Beobachten ist nicht nur nützlich für die Einschätzung der Lage. Es kann auch unglaublich wertvoll für die spätere Rekonstruktion des Tathergangs oder eine Zeugenaussage sein.

4. Hilfe holen

Ganz wichtig: Sie müssen sich nicht selbst aufopferungsvoll dazwischen werfen, wenn sich eine Gruppe prügelt. Aber die Polizei sollten Sie unter 117 anrufen.

5. Opfer versorgen

Wenn Sie dem Opfer im Moment der Gewalttat nicht aktiv helfen können, bleiben Sie, wenn möglich, trotzdem in der Nähe. So können Sie ihm vielleicht zur Seite stehen, wenn die Täter auf und davon sind.

6. Zeugenaussage tätigen

Zeugenaussagen sind für die Polizei für die Aufklärung unglaublich wertvoll. Schildern Sie Ihre Beobachtungen. Vielleicht ist ein Detail darunter, das die Beamten letztlich zu den Tätern führt.

In jedem Fall ist sensibles und verantwortungsvolles Handeln gefragt, um anderen Menschen zu helfen und Unrecht zu verhindern. Durch entsprechende Weiterbildungen lässt sich Zivilcourage auch trainieren.

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Kommentare

User #3482 (nicht angemeldet)

Dazu müsste mal das Notwehrrecht angepasst und unsere Richter ausgewechselt werden! Am Ende bekommt der Täter noch Entschädigung, falls er zu hart angepackt wird

User #9936 (nicht angemeldet)

Hach, Mirjam ist soo gebildet!

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