Gefahren während der Badezeit: Viele Risiken - aber auch Mythen
Männer sind oft leichtsinnig, viele Kinder schwimmen unsicher und Senioren geht schnell die Kraft aus: Was tun, damit der Badespass nicht tragisch endet?
Das Wichtigste in Kürze
- In Deutschland ertrinken jährlich hunderte Menschen.
- Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft informiert über die Risiken und Mythen.
Sommerzeit ist Badezeit. Doch jedes Jahr endet das Vergnügen für zahlreiche Menschen tragisch. Zur Vorsicht rät die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) – und sieht Gründe für Notfälle unter anderem in zu wenig Schwimmunterricht und Übermut.
Was sind die Hauptgründe für diese Unglücke?
Wie viele Menschen sterben jährlich im Wasser?
«Leichtsinn, Übermut und Unkenntnis über Gefahren spielen dabei eine grosse Rolle», sagt DLRG-Sprecher Achim Wiese zu der hohen Zahl männlicher Ertrunkener. Senioren gehe schnell die Kraft aus, Herzprobleme oder Diabetes seien ebenfalls oft ein Problem. Darüber hinaus sei die Schwimmfähigkeit insgesamt rückläufig. Laut einer Eltern-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der DLRG kann mehr als die Hälfte der Grundschüler in Deutschland nicht richtig schwimmen.
2017 sind nach Angaben der DLRG 404 Menschen in Deutschland ertrunken. «Binnengewässer sind nach wie vor die Gefahrenquelle Nummer eins», sagt DLRG-Präsident Achim Haag. 329 Menschen verloren ihr Leben in Flüssen, Bächen, Seen und Kanälen. Nach Angaben der Rettungs-Gesellschaft waren drei von vier Opfern männlich.
Welche Risiken existieren tatsächlich?
Wann ertrinken die meisten Menschen?
Nach dem Essen eine Stunde warten: Wer hat diese Baderegel nicht schon mal gehört? Doch das Amerikanische Rote Kreuz fand in einer grossen Überblicksanalyse bei Jugendlichen und Erwachsenen keinen lebensgefährlichen Einfluss eines vollen Magens. «Die Bewegungen fallen mit vollem Bauch aber schwerer», sagte DLRG-Sprecher Martin Holzhause. Die DLRG warnt vor dem Gang ins Wasser mit ganz vollem Bauch insbesondere mit Blick auf Kinder. Sie übernähmen sich eher mal, ergänzte Holzhause. Wenn ihnen beim Baden oder Schwimmen übel wird, sie gar erbrechen und möglicherweise Wasser schlucken, könne es lebensgefährlich werden. «Wir raten daher davon ab, dass Kinder direkt nach dem Essen ins Wasser gehen.» Zudem sollten Kinder ohnehin beim Baden immer überwacht werden.
Gutes Wetter sorgt für mehr Badeunfälle. Im vergangenen Jahr ertranken die meisten Menschen im Juni (69), im Juli starben 55 Personen im Wasser. Im Jahr zuvor waren es jedoch insgesamt und auch in den Sommermonaten deutlich mehr (August 2016: 92). Die DLRG führt das auch auf das schlechtere Sommerwetter in 2017 zurück. Im Winter gibt es deutlich weniger Fälle, aber auch im Januar und Februar ertranken jeweils 22 Menschen.
Ein leerer Magen könne dagegen wirklich bei jedem zum Problem werden, sagte sein Kollege Achim Wiese. Denn zum Schwimmen braucht der Körper viel Energie: In zehn Minuten wird ungefähr die Energie eines Apfels verbraucht.
Bleibt das Herz beim Sprung ins kalte Wasser stehen?
Bei warmem Wetter fliesst Blut vermehrt in Arme und Beine. Bei einem Sprung in kaltes Wasser ziehen sich die Gefässe zusammen und pumpen das Blut auf einmal zum Herz. «Dies belastet die rechte Herzkammer stark und kann bei Menschen mit unerkannten Herzerkrankungen - auch Kindern - zu Rhythmusstörungen führen», erklärt Martin Halle, ärztlicher Direktor des Zentrums für Prävention und Sportmedizin der TU München. Ausserdem werde ein Reflex ausgelöst, wenn kaltes Wasser auf das Gesicht trifft. «Herzfrequenz und Blutdruck sinken schnell und manchmal sehr stark.» In den seltensten Fällen sei so ein Ereignis tödlich. Allerdings kann es im Wasser zum Verlust der Orientierung oder zu Bewusstlosigkeit kommen.