Nachfrage nach pränatalen Gentests nimmt zu

Daniel Mueller
Daniel Mueller

Bern,

In der Schweiz wollen immer mehr werdende Mütter wissen, ob ihr ungeborenes Kind behindert ist. Wie die «SonntagsZeitung» berichtet, mache fast jede dritte Schwangere einen nicht invasiven Gentest, um Trisomie-Fälle frühzeitig zu erkennen.

2016 waren in der Schweiz 0,8 Prozent der Neugeborenen vom Down-Syndrom betroffen.
2016 waren in der Schweiz 0,8 Prozent der Neugeborenen vom Down-Syndrom betroffen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz nehmen pränatale Bluttest bei werdenden Müttern zu.
  • Diese sollen Chromosomenerkrankungen wie das Down-Syndrom frühzeitig erkennen.

In der Schweiz nehmen vorgeburtliche Tests zu, dies zeigen die neuesten Zahlen des Bundesamts für Gesundheit. Insbesondere sogenannte nicht-invasive Gentests (NIPT) – Tests, die keinen operativen Eingriff bedingen – steigen stetig. So machen pro Jahr über 25'000 von jährlich rund 87'000 schwangeren Frauen einen NIPT, um ihr Kind auf eine Chromosomenstörung zu prüfen.

Steigende Nachfrage

Seit fünf Jahren sind solche Bluttests auf dem Markt und die Nachfrage dürfte weiter steigen. Offenbar habe «das Bedürfnis nach Bestätigung, dass alles gut wird, zugenommen», so die Genetikerin Ute Wiedemann gegenüber der «SonntagsZeitung». Laut Statistiken sei dieser Wunsch in Städten und bei gut ausgebildeten Frauen besonders hoch.

Die Kosten für einen solchen Bluttest beläuft sich auf rund 800 Franken. Die Grundversicherung übernimmt in den meisten Fällen einen Drittel davon. Gemäss Studien erhöhe sich das Risiko auf eine Chromosomenstörung des Kindes unter anderem mit zunehmenden Alter der werdenden Mutter. Als erhöhtes Risiko einer Trisomie-Erkrankung gilt in der Schweiz eine diagnostizierte Wahrscheinlichkeit von 1 zu 1000. NIPT erkennen Chromosomenstörungen wie Trisomie 13, 18 und 21 (Down-Syndrom) mit 99 prozentiger Sicherheit.

Falsche Sicherheit

Trotz der hohen Zuverlässigkeit der NIPT stösst die steigende Nachfrage auch auf Kritik. Nebst gängiger ethischer Bedenken vermittelten die pränatalen Tests «eine falsche Sicherheit», sagt Barbara Camenzind, Geschäftsführerin von Insieme Cerebral Zug. Auch wenn Trisomie 21 die häufigste genetische Beinträchtigung für Neugeborene sei, könne mit dem Bluttest jedoch nur diese spezifische Anomalität erkannt werden, nicht jedoch Geburtsgebrechen, die beispielsweise durch Frühgeburten oder Schwangerschaftsvergiftungen auftreten.

2016 kamen in der Schweiz 70 Neugeborene mit Down-Syndrom auf die Welt. Die Zahl blieb über die letzten Jahre stabil. Wie viele Mütter sich für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden, ist nicht bekannt, wird aber auf etwa 200 Fälle geschätzt.

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