The Favourite zeigt Intrigen und Irrsinn

Robin Mahler
Robin Mahler

Bern,

Die englische Königin Anne regiert ihr Land. Mit der Ankunft einer neuen Magd geraten die Ereignisse in «The Favourite» ausser Kontrolle.

Szenenbild aus «The Favourite»
Die neue Magd Abigail Masham (Emma Stone) kümmert sich um Queen Anne (Olivia Colman) - 20th Century Fox

Das Wichtigste in Kürze

  • «The Favourite» ist eine Mischung aus Komödie, Drama und Kostümfilm.
  • Im Zentrum stehen drei unterschiedliche Frauen mit verschiedenen Absichten.
  • Besonders der skurrile Humor und die drei Hauptdarstellerinnen können überzeugen.

Anfangs des 18. Jahrhunderts befinden sich die Briten im Krieg gegen Frankreich. Das Volk ist auf die politischen Entscheide der Königin Anne (Olivia Colman) angewiesen. Sie ist zwar eine Regentin, hört aber insgeheim auf die Ratschläge von Lady Sarah Churchill (Rachel Weisz). Eines Tages heuert Sarahs Cousine Abigail (Emma Stone) im Königshof als Magd an. Die Machtverhältnisse drohen sich dadurch bald zu verändern.

Famose Hauptdarstellerinnen, eigenwilliger Humor

Der Grieche Yorgos Lanthimos («The Lobster») hat einen etwas anderen Historienfilm inszeniert. Zwar beruht die Handlung auf wahren Begebenheiten, doch um den Krieg der Engländer gegen die Franzosen geht es hier nicht. Stattdessen liegt der Fokus auf die verschrobenen Eigenarten der Figuren. Verkörpert werden sie jeweils von famosen Darstellerinnen, welche mit ihren unterschiedlichen Nuancen glänzen.

So ist Colman als Königin zwar eine Autoritätsperson, weiss aber wenig mit ihrer Macht anzufangen. An ihrer Seite verkörpert Weisz die treue, jedoch äusserst perfide Vertraute, welche im Hintergrund die Strippen zieht. Stone spielt anfangs das naive Mauerblümchen. Im Verlaufe der Handlung ändert sich jedoch die Grundkonstellation, was zu den gelungensten Schachzügen des Films gehört.

Der Film bietet reichlich eigenwilligen Humor. Hier dürften sich die Geister scheiden, denn eine Komödie im eigentlichen Sinne ist «The Favourite» nicht. So stehen Absurditäten wie groteske Perücken, befremdliche Tänze, Wettrennen mit Gänsen sowie sarkastische Dialoge im Vordergrund. Zeitweise wirkt das Ganze wie ein statisches Theater, was allerdings die Intention des Regisseurs ist. Die Gefühlskälte früherer Werke weicht hier einer Bandbreite von Emotionen.

Fazit

«The Favourite» überzeugt mit drei gut aufgelegten Hauptdarstellerinnen, den authentischen Kostümen von Sandy Powell sowie dem skurrilen Humor. Wer einen akkuraten Geschichtsfilm sehen möchte, ist an der falschen Adresse. Lanthimos verweilt nicht lange in der Darstellung von historischen Hintergründen.

Stattdessen stellt er die Eigenheiten einer snobistischen Gesellschaft zur Schau. Das wirkt bizarr und dürfte aufgrund einer gewissen Langatmigkeit nicht jedermanns Sache sein. Lässt man sich hingegen auf dieses Ensemblespiel ein, entfaltet sich eine vergnügliche Groteske.

★★★,5 von ★★★★★

Der Kinostart in der Deutschschweiz ist am 25. Januar 2019 erfolgt. «The Favourite» hat zehn Oscar-Nominierungen erhalten, darunter für den «besten Film» sowie «Haupt-» und «Nebendarstellerin».

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