Netflix begibt sich mit Polar aufs Glatteis
Ein schweigsamer Auftragsmörder wird zwei Wochen vor seiner Pensionierung gejagt. Der von Netflix vertriebene «Polar» mit Mads Mikkelsen ist ein Reinfall.
Das Wichtigste in Kürze
- In «Polar» geht es um einen gewitzten Auftragsmörder, gespielt von Mads Mikkelsen.
- Als Regisseur fungiert der ehemalige Musiker Jonas Akerlund.
- Die Verfilmung eines Comics ist grell, brutal und äusserst hohl ausgefallen.
Der Auftragsmörder Duncan Vizla (Mads Mikkelsen) geht auf die 50 zu. Weil er sich in einem gefährlichen Berufsfeld betätigt, ist damit die Pension erreicht. Pech für ihn: Sein Arbeitgeber Mr. Blut (Matt Lucas aus «Little Britain») ist nicht bereit, den angesammelten Renten-Betrag in Millionenhöhe auszuzahlen.
Deshalb schickt er seine besten Leute, um Vizla auszuschalten. Dieser hat sich an einem abgelegenen Ort zur Entspannung eingenistet und dort ein Auge auf die Nachbarin Camille (Vanessa Hudgens) geworfen.
Ein bunter Haufen an Einflüssen
Bei «Polar» handelt es sich um eine Adaption der gleichnamigen Internetcomics des Autors Victor Santos. Die daraus entstandenen Graphic Novels erschienen im Verlag Dark Horse (bekannt für «Sin City» oder «Hellboy»).
Santos Werk kommt in der ursprünglichen Variante ohne Sprechblasen aus und ist nur in den Farben Schwarz, Weiss und Orange gezeichnet. Die von Netflix vertriebene Verfilmung geht einen anderen Weg.
Der Schwede Jonas Akerlund, ehemaliger Schlagzeuger der aufgelösten Black Metal-Truppe Bathory und Regisseur («Spun»), hat sich Santos Werk angenommen und daraus eine Mischung verschiedenster Einflüsse gemacht.
Akerlund hat bereits Musikvideos für diverse Künstler wie Rammstein, Taylor Swift oder The Prodigy gedreht. Die Optik von «Polar» erinnert an wirre Clips aus dem MTV- und VIVA-Zeitalter. Schnelle Schnitte, hektische Kamerabewegungen und eine überzeichnete Farbkorrektur tragen wenig zum Sehvergnügen bei.
Billiges Aussehen, schwache Actionszenen
Vor allem übertreibt man es mit dem Einsatz der Farben. Der Film wirkt zwar visuell bunt, durch die Überzeichnung sieht das Ganze aber billig aus.
Das spiegelt sich in den Actionszenen wider. Sie sind zwar brutal, aber meistens nicht besonders gut inszeniert. Der viele Einsatz von digitalem Blut sieht ebenfalls unschön aus.
Die Geschichte strotzt nur so vor belanglosen Figuren, welche trotz ihrer ausgefallenen Kostüme keine besonderen Merkmale ausweisen. Da hilft es wenig, dass ein begabter Mime wie Mikkelsen die Hauptrolle passabel ausfüllt.
Fazit
«Polar» würfelt Zynismus, derbe Sprüche und bunte Musikvideo-Ästhetik zusammen und addiert eine Portion überzogene Gewalt dazu. Das Resultat ergibt eine zähflüssige Masse ohne Substanz. Die zwei Stunden Laufzeit bläst die ohnehin schon dünne Handlung künstlich auf.
Die routinierte Leistung von Mikkelsen plus gelungene Sequenzen wie diejenige in einer Lagerhalle bewahrt den Film vor dem kompletten Einsturz. Wer einen besseren Actionfilm in überzeichneter Form sehen möchte, ist beispielsweise mit «Crank» besser bedient.
★★☆☆☆