Achtsames Flirten: Wie geht das?
Mit einem Flirt fängt es oft an, das Kennenlernen – und vielleicht ja auch die grosse Liebe. Aber was macht Flirten heutzutage eigentlich aus? Was ist erlaubt?
Das Wichtigste in Kürze
- Zum Flirten gehören immer zwei, und zwar zwei, die das beide wollen.
- Gerade, weil man beim Flirten auf Tuchfühlung geht, ist ein sensibles Miteinander wichtig.
- Eindeutige Zeichen von Zustimmung sind essentiell.
Flirten war schon immer eine Kunst für sich. Dem einen fällt es total leicht, sein Gegenüber charmant in ein Gespräch zu verwickeln und für sich einzunehmen. Der andere kriegt schon Schweissausbrüche allein bei der Vorstellung, jemanden «anzuquatschen».
Zumal sich das «Flirten heute» gewaltig vom «Flirten damals» unterscheidet. Oder unterscheiden sollte.
Um es mal geradeheraus zu formulieren: Eine plumpe Anmache war schon immer kacke, damals wie heute.
Nur wurde sie früher eher geduldet, und viele Frauen (und ja, meistens Frauen) mussten dieses Machogehabe über sich ergehen lassen. Ob das herablassende Verhalten seine Richtigkeit hatte, wurde schlicht weniger hinterfragt.
In Zeiten von #metoo hat sich das zum Glück geändert. Was nicht heissen soll, dass Flirten nicht mehr erlaubt ist. So unkte es bereits empört aus der einen oder anderen Ecke. Das ist totaler Quatsch.
Am respektvollen Flirten, bei dem es um eine bewusste und achtsame Annäherung geht, ist nichts Verwerfliches. Verwerflich wird es, wenn das Ganze abrutscht. Ins sexuell Übergriffige, unter die Gürtellinie geht.
Das beginnt auch «schon» beim spontanen Hinterherpfeifen, ja. Warum? Weil das nichts mit Flirten auf Augenhöhe zu tun hat.
Hierbei wird das «Objekt der Begierde» ungefragt sexualisiert, ohne Zustimmung. Und damit auch erniedrigt. Das ist doof.
Worauf man achten sollte
Eben dafür gibt es heute – erfreulicherweise – eine breitere «awareness». Sprich, die Wahrnehmung dafür, dass die Grenzen bei zwischenmenschlichen sexuellen oder sexualisierten Interaktionen akzeptiert und respektiert werden müssen, ist grösser.
Natürlich lebt Flirten auch vom Spiel mit unserer Sexualität. Nicht vom Sexismus, das ist ein gewaltiger Unterschied. Achtsames Flirten erfordert Sensibilität und Respekt, um die Grenzen des anderen und seine persönlichen Autonomie zu wahren.
Auch Selbstreflexion spielt eine Rolle. Wie werden meine Worte und Handlungen wahrgenommen? Dabei geht es um offenes und ehrliches Interesse am anderen, fernab von aufdringlichen Komplimenten.
Auch die Körpersprache des anderen verrät viel und zeigt auch, ob der persönliche Raum gewahrt wird. Ein achtsamer Flirter versteht die Bedeutung von Augenkontakt und liest die subtilen Signale des Gegenübers aufmerksam. Ohne dabei in einen Gafferblick zu verfallen.
Ein klares «Ja» oder eindeutige Zeichen von Zustimmung sollten immer vorrangig sein. Bei Unsicherheiten ist es besser, nachzufragen, anstatt vorschnell Annahmen zu treffen.
Wichtig ist ausserdem ein Bewusstsein für ein mögliches Machtgefälle. In beruflichen oder hierarchischen Umgebungen sollte besondere Achtsamkeit walten. Einfach, um sicherzustellen, dass Flirten nicht als unangemessen oder ausnutzend empfunden wird.
Das gilt übrigens für Männer wie für Frauen. Auf beiden Seiten ist ein respektvoller Umgang unerlässlich.