Ist Pornokonsum in einer Beziehung okay?
Pornos zu schauen war nie einfacher. Ein Klick für den sexuellen Kick genügt. Aber wie ist das mit Pornokonsum in einer Beziehung? Geht das in Ordnung?
Das Wichtigste in Kürze
- Durch das Internet ist Pornografie immer und überall verfügbar.
- Eine US-Studie kam zu dem Ergebnis: Pornokonsum ist ein Risikofaktor für die Beziehung.
- Andere Experten sagen: Teil des Problems ist, dass zu wenig darüber geredet wird.
Das Internet ist voll von sexuellen Angeboten. Sogenannter «Adult Content» ist jederzeit abrufbar. Doch was macht das eigentlich mit einer Beziehung? Wenn der Partner sich darüber ein bisschen (mehr) Lust verschafft – ist das okay?
Eine 2022 im «Journal of Sex Research» veröffentlichte US-Studie ergab: Pornokonsum kann eine Beziehung durchaus negativ beeinträchtigen. Er zieht oft Unzufriedenheit nach sich und kann die Partnerschaft ins Wanken bringen.
Für die Untersuchung befragten Forscher 3500 Personen. Dabei wurden auch Faktoren wie Geschlecht, Art der Pornografie und Wahrnehmung der Beziehung berücksichtigt.
«Paare sollten wissen, dass das Anschauen von Pornografie einen Risikofaktor in ihrer Beziehung darstellt», erläuterte Brian J. Willoughby hierzu der US-amerikanischen lokalen Nachrichtenseite «ksl.com». Er ist Mitverfasser der Studie und Professor an der «BYU School of Family Life».
Wie offen wird über Pornokonsum in einer Beziehung gesprochen?
Nun stellt sich in dem Zusammenhang die Frage, wie offen man das Schauen der Sexfilme in einer Beziehung thematisiert. Und auch, welche individuellen Einstellungen die Partner haben.
Pornokonsum sei generell immer noch ein Tabu, erklärte die Sexualtherapeutin Ursina Brun del Re gegenüber «WOZ Die Wochenzeitung». Deshalb sei auch eine entsprechende Kommunikation wichtig. «Wir müssen unbedingt mehr über Pornos reden!», so ihre Forderung.
Im Kopf vieler gehören Pornos in die Schmuddelecke. Darüber reden ist nicht. Und dadurch entsteht beim Konsum auch schnell ein schlechtes Gewissen. Ein Teufelskreis.
«Je negativer nämlich die Einstellung zum eigenen Konsum ist, desto negativer ist auch der Einfluss auf die gefühlte Zufriedenheit mit der Sexualität in der Partnerschaft», sagte Brun del Re weiter. Für ihre Doktorarbeit an der Universität Zürich hat Brun del Re eine Befragung über 1000 Personen durchgeführt. Alle Teilnehmer lebten in der Schweiz in einer Paarbeziehung.
Mitunter hat sich die gesellschaftliche Einstellung zu Pornos in den letzten Jahren schon verändert. Das hängt auch damit zusammen, dass der Konsum von ethisch produzierten und legalen Pornofilmen mehr in den Fokus rückt. Es gibt auch immer mehr feministische Pornos, die die Lust der Frau mehr in das Zentrum rücken und einen anderen Blick auf Porno-Filme ermöglichen.
Ausschliesslich um solche «Fair-Trade»-Produktionen soll es hier auch gehen. Alle anderen möchten wir von Überlegungen, ob Pornokonsum in einer Beziehung vertretbar ist, ausschliessen.
Damit ein positiver Umgang mit Pornografie in einer Beziehung eine Chance hat, sollte also überhaupt darüber gesprochen werden. Und dann geht es auch darum, gemeinsame Grenzen festzulegen.
Was ist für die Partnerschaft in Ordnung? Womit komme ich als Partner klar? Und womit mein Gegenüber?
Was Brun del Re bei ihrer Befragung feststellte: «Paare, die auch mal gemeinsam Pornos schauen, pflegen eine intensivere sexuelle Kommunikation.» Das hiesse, sie redeten eher über sexuelle Bedürfnisse, Wünsche und Grenzen.
Vielleicht ist ja auch das eine Möglichkeit, sich mit dem Pornokonsum in der Beziehung anzufreunden?
Risiken erkennen
Generell birgt das Schauen von Sexfilmen aber auch potentielle Gefahren. Der übermässige Konsum etwa kann dazu führen, dass die realen sexuellen Erfahrungen am Ende eine Enttäuschung sind. Das Ergebnis ist dann also eher mehr Ab- als Antörner.
Auch falsche Erwartungen an das eigene Körperbild oder die sexuelle Performance können eine Folge sein. Das wiederum baut Druck auf und kann Unsicherheiten hervorrufen. Nicht unbedingt die beste Voraussetzung, um eine Beziehung auf gesunde Weise anzukurbeln.
Letztlich besteht auch immer das Risiko, dass einer (oder beide) beim Pornokonsum die Kontrolle verliert und in eine Sucht abdriftet. Ein Anzeichen könnte sein, wenn man mit den «Schmuddelfilmchen» gar nicht mehr aufhören kann.
Noch schlimmer wird’s, wenn deshalb auch die sozialen Aktivitäten oder beruflichen Ambitionen abnehmen. Starke Schuld- und Schamgefühle verbunden mit dem permanenten Gedanken an den nächsten Sex-Kino-Kick sind ebenfalls ein Indiz für eine Sucht.
In dem Fall sollten Sie sich Rat bei einem Experten wie einem Psychologen oder Therapeuten suchen.