So bleibt die Hochzeitsfeier im kleinen Rahmen
Hochzeiten mit nur wenigen Gästen liegen nicht erst seit der Pandemie im Trend. Brautpaare geraten dabei in die Bredouille: Wie erkläre ich das meinen Freunden?
Das Wichtigste in Kürze
- Wissen, wer einem wichtig ist: Das ist der erste Schritt zur XS-Gästeliste einer Hochzeit.
- Dazu gehört: Wissen, was einem als Brautpaar selber wichtig ist. Spass oder eher Etikette?
- Mit Mehrfachfeiern, Auslandsreisen oder offenen Partys hat man Gestaltungsmöglichkeiten.
Viele Paare stehen vor der Herausforderung: Wen laden sie nur ein? Und wie behalten sie Überblick über die Gästeliste?
Hochzeitsplaner kennen das Dilemma nur zu gut. Hochzeitsplanerin Svenja Schirk empfiehlt Paaren klar abzugrenzen, wer «wichtig genug» für eine Einladung ist.
Aber schon an dieser Entscheidung würden viele Paare verzweifeln, ist die Erfahrung von Takt- und Stil-Trainerin Susanne Helbach-Grosser. Bei ihnen fragt sie sich oft: «Warum sind sie so wenig selbstbewusst?»
Schliesslich sei es die Feier des Brautpaares, die dazu diene, zwei Familien und Freundeskreise einander näher zu bringen. Und wer dazu zählt, so Helbach-Grosser, bestimmt nur das Brautpaar.
Doch wie so oft kann die Realität in der Hochzeitsvorbereitung ganz anders aussehen. Finanzieren zum Beispiel die Eltern die Feier mit, kann es sein, dass sie im Gegenzug bei der Planung mitreden möchten.
Schnell wird dann die Friseurin der Schwiegermutter eingeladen. Oder die Grosstante, die unbedingt dabei sein muss. Als Ergebnis schwillt die Gästeliste ungewollt an. Was tun?
Monika Scheddin ist Coach und rät Paaren, gleich zu Beginn eine Wahl zu treffen: Möchte man eine Verpflichtung erfüllen, repräsentieren und imponieren oder den Tag mit Familie und Freunden geniessen – unabhängig jeglicher Erwartungen?
Sobald Paare Geldgeschenke annehmen, so Scheddin, müssten sie in Kauf nehmen, dass daran Bedingungen geknüpft sind – denen sie ein Stück weit entgegenkommen müssten.
«Möchten Paare das nicht, sollten sie das Geld ablehnen und informeller heiraten», sagt sie.
Keine voreiligen Einladungen aussprechen
Susanne Helbach-Grosser sieht das ähnlich. Das Brautpaar sollte seine Grenzen kennen und abschätzen, wie viel Wert sie auf konventionelle Etikette legen. «Man muss ehrlich sein und sollte nicht drumherum reden, das ist meistens peinlich.»
Ratsam sei auch, im Vorfeld keine voreiligen Einladungen auszusprechen, die dann unter näherer Betrachtung den finanziellen Rahmen sprengen würden.
Für das richtige Limit hat Monika Scheddin ein paar Kniffe zur Hand. «Man lädt von vornherein nur jeweils zehn Gäste mit Anhang ein.» Am Ende stehen rund 40 Gäste auf der Liste.
Um erst gar nicht in der Zwickmühle zu stecken, aus Pflichtgefühl einladen zu müssen, rät Scheddin zu einer «holländischen Hochzeit». Heisst: Bis 17 Uhr ist der engste Kreis eingeladen und von Nachmittag bis etwa Mitternacht darf jeder kommen.
Lange und kostspielige Menüs gibt es dann nicht mehr.
Kommt ein Paar dennoch in die Bredouille, Freunde von der Feier ausschliessen zu müssen, schlägt Stil-Trainerin Susanne Helbach-Grosser ein persönliches Gespräch vor.
Auf Paare, die auf knifflige Entscheidungen keine Lust haben, hat sich Hochzeitsplanerin Monika Beumers spezialisiert.
Seit mehr als 15 Jahren organisiert sie offiziell anerkannte Auslandshochzeiten auf Mauritius und sagt: «Die meisten meiner Paare kommen alleine und möchten nur für sich feiern.»
Maximal würden die besten Freunde oder die engste Familie mitreisen – also eine schicke und elegante Weise, im kleinen Rahmen zu heiraten?
Im Ausland kann heiraten unkomplizierter sein
Sofern das Reiseland eine offizielle Trauung zulässt, sieht die Hochzeitsplanerin in Auslandshochzeiten eine passgenaue Lösung für Brautpaare, Planungsstress und hohe Kosten zu umgehen.
Die Hochzeitspaare können alles «genauso machen, wie sie sich das vorstellen», sagt Breumers. Ob Trauung auf dem Katamaran oder zu zweit am Strand – Paare werfen im Ausland Konventionen über Bord.
Aber auch wenn Paare nur für sich im Ausland heiraten möchten, empfiehlt es sich, die Pläne vorab zu kommunizieren – oder erst im Nachgang zu erzählen, um Enttäuschungen zu vermeiden.
In diesem Fall hat Susanne Helbach-Grosser einen Tipp: mehrfach feiern. Das biete sich auch für Freundes- und Familienkreise an, die womöglich nicht harmonieren würden.
Denn in kleinen Feiern, so Helbach-Grosser, würden «Störenfriede» umso mehr ins Gewicht fallen. Eine Lösung könnte sein, dass das Brautpaar seine Gäste aufteilt. Das kann eine wilde Hochzeitsparty und eine gediegene Familienfeier sein.
